Auktionen sind Matching-Märkte

Auf Stellenmärkten wie der der Paarvermittlung können Menschen ihr Interesse auf vielfältige Art und Weise signalisieren. Das Internet hat einige neue Möglichkeiten eröffnet, aber Menschen haben auch Zehntausende von Jahren damit verbracht, Mittel und Wege zu ersinnen, um leicht zu verstehende Signale des Interesses zu senden. Alvin E. Roth ergänzt: „Interessanterweise sind viele Signale, die sich am leichtesten interpretieren lassen, zugleich diejenigen, deren Sendung, in einem gewissen Sinne, auf aufwendigsten, am kostspieligsten sind.“ Auf Arbeitsmärkten kann ein Motivationsschreiben im Rahmen einer Stellenbewerbung ein starkes Signal des Interesses vermitteln. Es zeigt, dass der Bewerber sich die Zeit genommen hat, sich genauer über die Stelle zu informieren, für die er sich bewirbt. Im Jahr 2012 erhielt Alvin E. Roth den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften. Der Wirtschaftsprofessor lehrt an der Stanford University.

Bei einer Auktion haben Signalgeber und Empfänger den gleichen Nutzen

Es gibt eine alte Methode des Signalisierens, bei der die Kosten des Signals für den Signalgeber genau gleich dem Nutzen für den Empfänger sind. Alvin E. Roth spricht dabei von Auktionen, bei denen der Meistbietende nicht nur signalisiert, wie Güter verteilt werden sollten, sondern auch den Verkäufer der Güter bezahlt. Der Verkäufer und der Auktionator erhalten das Geld, das der Meistbietende ausgibt. Das Gebot, das den Zuschlag erhält, ist also nicht nur ein kostspieliges Signal; es ist auch eine effiziente Vermögensübertragung an den bisherigen Eigentümer einer Ware.

Eine Auktion lässt sich auf vielfältige Weise veranstalten; Auktionsdesign ist eines der aktivsten Teilgebiete des Marktdesigns und eines der ältesten obendrein. Güter werden oftmals in Auktionen mit „steigenden Geboten“ verkauft, bei denen der Auktionator schrittweise höhere Preise ausruft, bis nur noch einer der Bieter übrig ist, und dieser Bieter bezahlt den letzten, höchsten Preis, den der Auktionator ausruft. Manchmal werden Waren auch in Auktionen mit „verdecktem Gebot“ verkauft. Jeder Bieter reicht dabei ein Gebot ein, ohne die übrigen Gebote zu kennen.

Der älteste Zweck von Auktionen ist die Preisentdeckung

Bei diesen beiden Auktionsformaten ist es leicht zu entscheiden, wie viel man bieten will, wenn man weiß, wie viel einem der Gegenstand wert ist. Die Situation ändert sich, wenn man nicht weiß, wie viel einem das Objekt wert ist. Alvin E. Roth nennt ein Beispiel: „Angenommen, ein Erdölkonzern bietet für Bohrrechte an einem bestimmten Ort. Seine Geologen schätzen die Größe des unterirdischen Ölvorkommens ab, aber es ist eben nur eine Schätzung. Andere Bieter haben ihre eigenen Schätzungen, von denen einige treffender und andere ungenauer sein werden.“

Viele Signale senden Menschen über sich selbst. Studienplatzbewerber, Stellenbewerber und potentielle Ehepartner signalisieren ihre Talente, Fähigkeiten und Interessen. Alle diese Signale werden vom Verkäufer an den Käufer gesandt. Als eine der ältesten Zwecke von Auktionen wird die „Preisentdeckung“ genannt. Man lässt sich vom Markt sagen, welchen Preis man für das, was man verkauft, bekommen kann und an wen man es verkaufen sollte, um diesen Preis zu erhalten. Auktionen sind Matching-Märkte, die Verkäufern jene Käufer zuordnen, die dem, was verkauft wird, den höchsten Wert beimessen. Quelle: „Wer kriegt was und warum?“ von Alvin E. Roth

Von Hans Klumbies

Schreibe einen Kommentar