Kinder werden zu einer Ware in einem Dienstleistungsbetrieb

Das Kind ist heute für viele Menschen ein Objekt, das man sich aus gewissen persönlichen Motiven angeschafft hat und das es dementsprechend gilt, im Idealfall zum eigenen Ruhm zu optimieren. Wer das schafft, der punktet, ähnlich wie der Besitzer einer teuren Luxuskarosse. Der kontrollverwöhnte Durchschnittsmensch muss zudem gekränkt feststellen, dass sich eine Schwangerschaft nicht so auf Knopfdruck produzieren lässt. Martina Leibovici-Mühlberger ergänzt: „Darum haben wir die moderne Fortpflanzungsmedizin auch heftig dazu angespornt, Einblick in die tiefsten Geheimnisse der Natur erlangen zu wollen, um sie dann zu manipulieren.“ Vordergründig darf die Menschheit hier wirklich stolz auf das Erreichte sein. Die Ärztin Martina Leibovici-Mühlberger leitet die ARGE Erziehungsberatung und Fortbildung GmbH, ein Ausbildungs-, Beratungs- und Forschungsinstitut mit sozialpsychologischem Fokus auf Jugend und Familie.

Weiterlesen

In fast jeder Organisation bestimmt die Macht den Alltag

Der Mensch und die Macht, das kann mitunter ein sehr schwieriges und kompliziertes Verhältnis sein. Sie kann Wunder bewirken und man braucht sie, um etwas zu gestalten oder zu bewegen. Doch die Macht ist oft flüchtiger, als derjenige glaubt, der sie zu besitzen meint. Sie ist wie das Aufputschende im Kaffee, kann ihren Besitzer beflügeln und ihm ungeahnte Kräfte verleihen. Aber sie kann auch einsam oder süchtig machen. Jeder, der andere Menschen führt, hat schon diese Erfahrung machen müssen. Die Kunst besteht darin, die Macht mit Umsicht einzusetzen. Denn eines vergessen viele Menschen, wen sie einmal in eine Machtposition gelangt sind, allzu schnell: Macht ist in der Regel nur auf Zeit geliehen. Und schon gar nicht in Deutschland hat die Macht einen guten Ruf.

Weiterlesen

Mathias Binswanger stellt die Tücken des Marktwettbewerbs vor

Nur wenn der von der ökonomischen Theorie beschriebene Idealfall der sogenannten vollständigen Konkurrenz gilt, führt dies dazu, dass Markt und Wettbewerb zusammentreffen. So wie viele Ökonomen diesen Marktwettbewerb definiert haben, ist dort von einer aktiven Konkurrenz im eigentlichen Sinn allerdings nicht viel zu bemerken. Mathias Binswanger erläutert: „Der Marktwettbewerb erscheint eher als eine sich ewig wiederholende Routine, bei der sich alle Beteiligten brav an die durch den Markt vorgegebenen Preise anpassen.“ In dem sich aus dem Marktwettbewerb unter der Bedingung vollständiger Konkurrenz ergebenden allgemeinen Gleichgewicht sind sowohl die privaten Haushalte als auch die Unternehmen Preisnehmer. Die Marktpreise sind stabil und können durch einen einzelnen Anbieter oder Nachfrager weder erhöht noch gesenkt werden. Mathias Binswanger ist Professor für Volkswirtschaftslehre an der Fachhochschule Solothurn.

Weiterlesen

Rettung und Gefahr gehen in Europa fließend ineinander über

Konrad Paul Liessmann stellt sich die Frage, ob sich das europäische Projekt durch folgende Formulierung beschreiben ließe: „Eine fließende Grenze zwischen Rettung und Gefahr.“ Seiner Meinung nach lässt sich zurzeit nirgendwo das Wechselspiel zwischen Grenzaufhebung, Grenzüberschreitung und Grenzziehung so gut studieren wie in Europa. Das Projekt der Europäischen Union lebt laut Konrad Paul Ließmann in hohem Maße vom Pathos der gefallenen und fallenden Grenzen, andererseits wird allmählich aber deutlich, dass dieses Projekt nur eine politische Zukunft hat, wenn Grenzen gezogen werden. Er erklärt: „Die Bedeutungslosigkeit alter europäischer Binnengrenzen korrespondiert so nachdrücklich mit der für viele so unüberwindlichen Schranke, die durch die Schengen-Grenze aufgerichtet ist.“ Konrad Paul Liessmann ist Professor für Philosophie der Universität Wien. Zu seinen bekanntesten Büchern zählen „Die Theorie der Unbildung“ und „Das Universum der Dinge.“

Weiterlesen

Die Globalisierung ist für Daniel Goeudevert ein Irrweg

Daniel Goeudevert vertritt die These, dass für die Klassiker der modernen Ökonomie, für Adam Smith, David Ricardo, John Stuart Mill oder Vilfredo Pareto, ein funktionierender Markt tatsächlich so etwas wie ein Gerechtigkeit herstellender Mechanismus ist. Daniel Goeudevert erklärt: „Ein entscheidender Gedanke hierbei ist, dass sich sowohl die Produktion von Gütern und Dienstleistungen als auch deren Konsum nicht unendlich steigern lassen, sondern dass solche Steigerungen dem „Gesetz der rückläufigen Erträge“ sowie dem „Gesetz des rückläufigen Grenznutzens“ unterworfen sind.“ Auf solchem rückläufigen Nutzen wiederum beruht laut Daniel Goeudevert das Wechselspiel von Angebot und Nachfrage und damit letztlich auch der Wert oder Preis von Waren. Der Topmanager Daniel Goeudevert war Vorsitzender der deutschen Vorstände von Citroën, Renault und Ford sowie Mitglied des Konzernvorstands von VW.

Weiterlesen

Beim Workaholic wird die Arbeit zur gefährlichen Sucht

Arbeitssüchtige gelten als vorbildliche Mitarbeiter, setzen sich über die Maßen für ihr Unternehmen ein und würden ihren Arbeitsplatz am liebsten überhaupt nicht mehr verlassen. Doch die so genannten Workaholics ruinieren dabei ihre Gesundheit. Es kommt zum Burnout oder noch schlimmer zu einem Herzinfarkt oder Schlaganfall, die zu den häufigsten Todesursachen von Arbeitsüchtigen zählen. Fast alle diese Menschen verheimlichen es ihrer Umwelt, dass für sie der Job zur Droge geworden ist. Nur in Selbsthilfegruppen diskutieren sie über ihre Probleme. Viele Workaholics wissen nicht einmal, dass sie arbeitssüchtig sind, bis zu dem Zeitpunkt, an dem sie zusammenbrechen. Wie viele Workaholics in Deutschland bis zur totalen Erschöpfung arbeiten, ist nicht bekannt: Schätzungen gehen von 200.000 bis 400.000 Arbeitssüchtigen aus.

Weiterlesen

Die ausufernde Produktion von Unsinn muss aufhören

Mathias Binswanger hält nichts von dem Motto „Je mehr Wettbewerb – umso besser!“ Denn es führt seiner Meinung nach dazu, dass künstliche Märkte ins Leben gerufen werden, wo es eigentlich keine Nachfrage gäbe, wodurch nicht mehr Qualität, sondern immer mehr Unsinn produziert wird. In seinem Buch „Sinnlose Wettbewerbe“ gibt Mathias Binswanger zwar zu, dass die Produktion von Dingen, die niemand braucht, zwar kurzfristig Arbeitsplätze schafft, langfristig sind aber die Folgen für die Wirtschaft und die Gesellschaft fatal. Laut Mathias Binswanger geht ein neues Gespenst in Europa um, der Geist des künstlichen Wettbewerbs, der sich zu einer Ideologie entwickelt hat, in die sich die Menschen verrannt haben. Mathias Binswanger ist Professor für Volkswirtschaftslehre der Fachhochschule Solothurn.

Weiterlesen