Das Finanzsystem soll einer Gesellschaft freier Menschen dienen

Der amerikanische Ökonom Robert J. Shiller will nicht die Vernichtung des Kapitalismus, wie es von Karl Marx gefordert worden war, sondern eine Verbesserung und Demokratisierung des Systems. Es zu verbessern heißt für ihn, den übergeordneten Zielen der Gesellschaft freier Menschen zu dienen. Dies war seiner Meinung nach stets die klügste aller Optionen. Robert J. Shiller schreibt: „Die eigentliche Herausforderung für die Politik bei Überlegungen zur Gestaltung der Zukunft des Finanzwesens ist, zu begreifen, dass es eingesetzt werden kann, um einer immer größeren klassenübergreifenden Gesellschaftsschicht immer breiteren Wohlstand zu bescheren, und dass seine Produkte anwendungsfreundlicher gemacht und besser in die Gesamtwirtschaft integriert werden können.“ Robert J. Shiller lehrt Wirtschaftswissenschaften an der Yale University und zählt zu den einflussreichsten Vordenkern in der globalen Wirtschaft. Seit Jahren wird er als einer der Topanwärter für den Wirtschaftsnobelpreis gehandelt.

Durch die Perfektionierung der Finanzinstitute wird die soziale Ungleichheit verringert

In seiner Finanztheorie lehnt es Robert J. Shiller ab, dass die Kontrolle über das Kapital auf ein paar überbezahlte Topmanager beschränkt werden sollte. Als Gegenbeispiele nennt der die weitgehende demokratische Verbreitung von Versicherungen, Hypotheken und Rentenversicherungen, allesamt grundlegende Finanzinnovationen, bei der Sicherung des Wohlstands von Millionen im letzten Jahrhundert. Robert J. Shiller vertritt die These, dass durch die Perfektionierung von Finanzinstituten und deren Instrumenten, dieser Wohlstand weiter ausgebaut und der zunehmende Trend zur sozialen Ungleichheit umgekehrt werden kann.

Robert J. Shiller glaubt auch, dass sich Finanzinstitute entwickeln werden, die auf echte menschliche Eigenarten abgestimmt sind. Diese werden es den Menschen erleichtern, Finanzinnovationen in ihr Leben einzupassen. Robert J. Shiller schreibt: „Das Finanzsystem als Ganzes kann dann reibungsloser funktionieren. Das bedeutet, dass in der Finanzwirtschaft Psychologen gebraucht werden. Außerdem müssen wir auch die Revolution in der Verhaltensökonomie und der verhaltensorientierten Finanzwissenschaft berücksichtigen, die sich in den letzten Dekaden vollzogen hat.“

Die Regierung muss für das Finanzsystem klare Spielregeln festlegen

Wenn Menschen Finanzverträge abschließen, muss ihnen die Wahrheit gesagt werden. Außerdem müssen sie über mögliche schädliche Folgen informiert werden, die diese Verträge in der Zukunft haben könnten. Eigentlich eine Selbstverständlichkeit, sollte man meinen. Nur dann können Banker die Emotionen und Bedürfnisse ihrer Kunden vor der Unterzeichnung eines Vertrages umfänglich berücksichtigen. Die Aufgabe der Regierung sieht Robert J. Shiller darin, klare Spielregeln festzulegen, die den Verbraucher schützen und dem öffentlichen Interesse dienen.

Die Akteure des Finanzsystems müssen dagegen mit dem in den Ring treten, was sie am besten können: dem Angebot besserer Produkte und Dienstleistungen. Robert J. Shiller schreibt: „Eine echte Herausforderung ist in diesem Zusammenhang, dass solche Regeln eine internationale Dimension haben müssen, da die Finanzmärkte heute sowohl globale Reichweite haben als auch unmittelbare Effekte zeigen.“ Die Finanzwirtschaft wird sich Gedanken darüber machen müssen, wie Finanzinnovationen zustande kommen und welche Rahmenbedingungen sie dafür brauchen.

Von Hans Klumbies