Roboter lernen fühlen und verstehen

Die Mittelschicht hat sich an das Muster des 20. Jahrhunderts gewöhnt, dass Automatisierung in der Wirtschaft nur die Schwachen betraf. Dieses Muster gilt nicht mehr. Das ist für viele Menschen verstörend, weil die Logik so beunruhigend ist. Heutzutage bedrohen Maschinen die Jobs der sowohl Qualifizierten wie auch der Unqualifizierten. Alexander Hagelüken erklärt: „Bisher mussten Maschinen festen Regeln folgen, weshalb sie nur Routinejobs ersetzten. Auf einmal können sie viel mehr.“ Avancierte Roboter entwickeln Sinne und Fertigkeiten, die ihnen ganz andere körperliche Tätigkeiten erlauben. Sie lernen sehen, fühlen, und verstehen. Millionen Jobs in der Dienstleistungsbranche, die nach dem Verschwinden der Fabrikarbeit die Rettung waren, sind nun in Gefahr. Gleichzeitig übernehmen die Maschinen geistige Tätigkeiten, die bisher dem Menschen vorbehalten waren. Alexander Hagelüken ist als Leitender Redakteur der Süddeutschen Zeitung für Wirtschaftspolitik zuständig.

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Der Strukturwandel greift tief in die Weltwirtschaft ein

Allen Symptomen der Fehlfunktionen, die zur Weltwirtschaftskrise des Jahres 2008 führten, liegt laut Joseph Stiglitz eine umfassenden Tatsache zugrunde: Die Weltwirtschaft macht eine tief greifende Transformation durch, wie auch in den Jahren der Großen Depression, die mit dem Schrumpfen des Agrarsektors in Amerika zusammenfiel. Die Preise für landwirtschaftliche Produkte waren schon vor dem Börsenkrach von 1929 gefallen. Joseph Stiglitz beschreibt den damaligen Transformationsprozess wie folgt: „Die Produktivitätsfortschritte in der Landwirtschaft waren so groß, dass ein kleiner Prozentsatz der Bevölkerung den gesamten Nahrungsmittelbedarf des Landes decken konnte.“ Damals fand der schwierige Übergang von einer agrarisch geprägten Volkswirtschaft zu einer industriell dominierten Wirtschaft statt. Tatsächlich wuchs die Wirtschaft in den USA erst wieder, als der New Deal seine Wirkung entfaltet und der Zweite Weltkrieg einen gewaltigen Nachfrageboom nach Fabrikarbeitern auslöste.

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Peter Sloterdijk hat sein Ohr immer am Puls der Zeit

Der Philosoph Professor Peter Sloterdijk nähert sich dem Begriff der Krise über ihre medizinische Bedeutung, in der sie als Entscheidungskampf eines Organismus definiert wird, in dem dieser entweder überlebt oder stirbt. Daraus folgt für ihn, dass eine Krisensituation, in der sich eine Gesellschaft befindet, gar keine Krise ist. Denn das Ergebnis einer Krise kann nur eine weitere Krise sein. Das Beste, was der Mensch erreichen kann, ist eine Hinauszögerung der Endkrise oder die Verhinderung der Endkrise durch eine permanente Krise.

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