Die meisten Großkonzerne streben laut Gerhard Schick weiteres Wachstum vor allem deshalb an, um noch mehr Marktmacht zu erlangen und den freien Wettbewerb außer Kraft zu setzen. Denn die von ihnen in einem solchen Markt erwirtschafteten Gewinne gehen nur zum Teil auf das unternehmerische Know-how zurück. Gerhard Schick erklärt die Gründe: „Die Großunternehmen kassieren vielmehr eine Prämie aufgrund einer konzentrierten Marktstruktur, weil sie höhere Margen durchsetzen können. Diese Zusatzgewinne werden von wenigen privatisiert, während sie über höhere Preise von Verbrauchern oder durch überteuerte Aufträge von der öffentlichen Hand an diese Unternehmen bezahlt werden. Das sind Effekte, die von unten nach oben umverteilen.“ Andere Unternehmen zu übernehmen sind daher ein wichtiges Mittel im Wettbewerb um Kunden und Marktanteile. Der Politiker Gerhard Schick gilt als einer der versiertesten Ökonomen im Deutschen Bundestag.
Größe und Marktmacht sind wichtige Produktionsfaktoren
Zudem verdrängen diese Übernahmen die Qualität des Produkts oder der Dienstleistung als Faktor des unternehmerischen Erfolgs. Denn Größe verspricht Marktmacht und diese wiederum garantiert den Profit. Gerhard Schick vertritt die These, dass dieses Streben nach Marktmacht die Vorteile der Marktwirtschaft aushebelt. Denn Konkurrenz ist schlecht für das Geschäft. Gerhard Schick erläutert: „Größe und Marktmacht sind daher wie Löhne oder Materialkosten ein wichtiger Produktionsfaktor, der im Sinne des Profits maximiert wird.“
Ein Unternehmen, das Marktmacht erobert hat, muss nicht mehr in erster Linie über den Preis und die Qualität seiner Produkte um Kunden werben. Ganz im Gegenteil: Die Konsumenten werden abhängiger von den Produktentscheidungen dieses Unternehmens, da sie immer weniger Ausweich- und damit Auswahlmöglichkeiten haben. Gerhard Schick erklärt: „Wachsende Konzerne verschaffen sich so nach und nach Vorteile, die ein kleines Unternehmen mit Leistung nicht mehr aufholen kann. Selbst eine innovative Geschäftsidee bleibt dann auf der Strecke.
Mittelständische Unternehmen klagen über zu hohe Steuerlasten
Wenn Gerhard Schick mittelständische Unternehmen besucht, wird ihm gegenüber manchmal über die hohe Steuerlast geklagt. Sie träumen dann von so niedrigen Steuerquoten wie sie zum Beispiel das Möbelhaus IKEA bezahlen muss. Wenn die gesamte Wirtschaft allerdings so wenig Steuern wie IKEA bezahlen würde, wäre der deutsche Staat schnell pleite. Warum zahlen große Möbelketten in der Regel nur die Hälfte der Steuern, die ein kleines Möbelgeschäft entrichten muss? Weil Großkonzerne ihre Gewinne dorthin verschieben können, wo sie möglichst gering oder gar nicht zu versteuern sind.
Außerdem lassen große Konzerne ihre Kosten dort auflaufen, wo sie möglichst großzügig von der Steuer absetzbar sind. Global agierende Unternehmen besitzen hier einen klaren Wettbewerbsvorteil. Denn sie können ein weltumspannendes Geflecht von formal unabhängigen Firmenteilen aufbauen und so jeglichen Gestaltungsspielraum nutzen. Gerhard Schick ergänzt: „Unterstützt werden sie dabei von einer Heerschar von Beratern. Agiert wird hier frei nach dem Motto: Alles, was nicht verboten ist, ist erlaubt.“ Quelle: „Machtwirtschaft. Nein danke!“ von Gerhard Schick
Von Hans Klumbies