Seine Ansichten über die Sexualität brachten den britischen Philosophen, Mathematiker und Logiker Bertrand Russell in Schwierigkeiten. Im Jahr 1929 veröffentlichte der ein Buch mit dem Titel „Ehe und Moral“. In diesem Werk beschäftigte er sich mit den christlichen Ansichten zur ehelichen Treue. Er fand nicht, dass man treu sein müsse, was zu der Zeit ziemliches Kopfschütteln verursachte. Aber daraus machte sich Bertrand Russell wenig. Nigel Warburton fügt hinzu: „Er hatte bereits sechs Monate im Gefängnis von Brixton verbracht, weil es sich 1916 als Aktivist gegen den Ersten Weltkrieg ausgesprochen hatte.“ In späteren Jahren war er Präsident der Campaign for Nuclear Disarmament (CND), einer internationalen Bewegung gegen Massenvernichtungswaffen. Der Philosoph Nigel Warburton ist Dozent an der Open University. Er gibt außerdem Kurse über Kunst und Philosophie am Tate Modern Museum.
Religionskriege haben Millionen Menschen das Leben gekostet
Bertrand Russell sagte: „Entweder wird der Mensch den Krieg abschaffen oder der Krieg schafft den Menschen ab.“ Auch über die Religion äußerte er sich, ohne dabei ein Blatt vor den Mund zu nehmen. Bertrand Russell sagte klipp und klar, dass keine Chance bestünde, dass sich ein Gott um die Belange der Menschen kümmerte. Die einzige Chance der Menschen bestehe darin, ihre Vernunft zu benutzen. Er glaubte, dass sich die Menschen deshalb von der Religion angezogen fühlen, weil sie Angst vor dem Sterben haben.
Die Religion spendet Trost. Es ist sehr beruhigend, zu glauben, dass es einen Gott gibt, der böse Menschen bestraft, selbst wenn sie mit Mord und noch Schlimmeren auf dieser Erde durchkommen. Aber Gott existiert nicht. Und die Religion hat fast immer für mehr Elend und nicht für mehr Glück gesorgt. Das Christentum, der Islam, das Judentum und auch der Hinduismus haben alle viel zu viel Unheil und Leid verursacht. Immer wieder gebe es Religionskriege. Millionen von Toten waren das Ergebnis.
Die Mengenlehre führt zu einem Paradoxon
Bertrand Russells „Pate“ im nichtreligiösen Sinne war der Philosoph John Stuart Mill, der einen großen Einfluss auf seine Entwicklung ausübte. Nachdem er dessen „Autobiographie“ (1873) gelesen hatte, wandte er sich vom Glauben ab. Neben seinen Arbeiten als Philosoph war Bertrand Russell ein ausgezeichneter Mathematiker. Am meisten faszinierte ihn der Wahrheitsgehalt der Mathematik. Warum ist 2 + 2 = 4 richtig? Als Philosoph interessierte ihn vor allem die Logik, ein Bereich der gewissermaßen zwischen Philosophie und Mathematik liegt.
Logiker beschäftigen sich mit der Frage, wie logische Schlussfolgerungen aufgebaut sind. Dabei verwenden sie häufig Symbole, um ihre Ideen auszudrücken. Bertrand Russell interessierte sich vor allem für den Zweig der Mathematik und Logik, der als Mengenlehre bezeichnet wird. Die Mengenlehre schien ihm eine Möglichkeit zu bieten, das gesamte logische Denken darzustellen, aber Bertrand Russell entdeckte dabei ein Problem: Die Mengenlehre führt zu einem Widerspruch oder einem Paradoxon. Quelle: „Die kürzeste Geschichte der Philosophie“ von Nigel Warburton
Von Hans Klumbies