Nichts reicht an die Vollkommenheit der Schönheit heran

Für manche Philosophen ist es ein Gegenstand der Verwunderung, dass die Menschen, da sie doch alle dasselbe Wesen haben und mit denselben Fähigkeiten ausgestattet sind, sich, was ihr Streben und ihre Neigungen anbelangt, so sehr voneinander unterscheiden und dass der eine aufs schärfste verurteilt ein anderer sich sehnlichst wünscht. David Hume fügt hinzu: „Manchen Philosophen ist es ein Gegenstand noch größerer Verwunderung, dass ein einzelner Mensch sich von sich selbst zu verschiedenen Zeiten so gewaltig unterscheiden kann, dass er, wenn er es erst besitzt, voller Verachtung verwirft, was zuvor der Gegenstand aller seiner Beteuerungen und Wünsche war.“ David Hume dagegen kommt dieses fieberhafte Hin- und Herschwanken, das sich im Verhalten der Menschen zeigt, ganz und gar unvermeidlich vor. David Hume, der von 1711 bis 1776 lebte, gehört zu den Klassikern der europäischen Philosophie.

Die Kunst kopiert nur die Außenseite der Natur

Denn keine vernünftige Seele, die zur Betrachtung des höchsten Wesens und seiner Werke gemacht ist, kann sich der Ruhe erfreuen oder Zufriedenheit finden, solange sie dem Streben nach niedriger Sinnenlust verhaftet ist und nach dem Beifall des Pöbels giert. Die Gottheit ist für David Hume ein grenzenloser Ozean der Herrlichkeit und des Glücks. Und die Seelen der Menschen betrachtet er als kleine Flüsse, die einstmals aus diesem Meer entsprangen und immer noch in allen ihren Mäandern dahin zurückzukehren und sich im Meer unendlicher Vollkommenheit zu verlieren suchen.

Über die Kunst äußert sich David Hume wie folgt: „Die Kunst kopiert nur die Außenseite der Natur, nicht die inneren und noch viel mehr zu bewundernden Triebfedern und Prinzipien, die ihr Imitationsvermögen übersteigen oder jenseits ihrer Fassungskraft liegen. Die Kunst kopiert nur die kleinen Werke der Natur, ohne Hoffnung, Großartigkeit und Pracht je zu erreichen, die die Meisterwerke der Natur zu Gegenständen des Staunens machen.“ David Hume erkennt einen Plan und ein intelligentes Wesen in dem so wunderbar durchdachten Bau der Welt.

Das Weltall ist von einzigartiger Schönheit

Für David Hume ist sicher, dass die vollkommenste Glückseligkeit aus der Betrachtung des vollkommensten Gegenstandes hervorgehen muss. Für ihn gibt es nichts, was an die Vollkommenheit der Schönheit und der Tugend heranreicht. Ebenfalls lässt sich keine Schönheit finden, die der des Weltalls gleichkäme. Wenn überhaupt etwas die Lust solcher Betrachtung verhindern kann, dann die Beschränkung der menschlichen Fähigkeiten, so dass der größte Teil dieser Schönheiten den Menschen verborgen bleibt.

Auch durch die Kürze des Lebens ist den Menschen nicht genug Zeit gegeben, sich über die Schönheiten und Vollkommenheiten der Welt zu unterrichten. Es gibt für David Hume allerdings einen Trost: „Dass, wenn wir die uns hienieden gegebenen Kräfte würdig gebrauchen, sie in einem anderen Zustand unseres Daseins vergrößert werden, um uns nur desto besser instand zu setzen, unseren Schöpfer zu verehren, – und dass die Aufgabe, die in der Zeit niemals vollbracht werden kann, die Beschäftigung einer Ewigkeit sein wird.“

Von Hans Klumbies