Der sokratische Dialog ist die mächtigste Waffe der Aufklärung

Das Auftreten des Philosophen Sokrates und das Denken der Sophisten markieren deshalb einen Einschnitt in die Geschichte der Philosophie, weil man nun systematisch daran ging, die alles Tun und Lassen leitenden Normen ausschließlich aus der Vernunft zu begründen. Platon sieht in der Methode, die das Gespräch bestimmt, der Dialektik, eine Gabe der Götter, die „irgendein Prometheus“ den Menschen zugleich mit dem Feuer gebracht habe. Bernd Roeck erläutert: „Der sokratische Dialog ist die mächtigste Waffe der Aufklärung, der Wahrheits- und Weisheitssuche geweiht, ethisch und ätzend zugleich.“ Oft durchflittern ihn subversive Elemente, Ironie blitzt auf, Sarkasmus mischt sich dazwischen. Häufig ist schwer zu beurteilen, welchem Gesprächsteilnehmer, welcher Position die Sympathie eines Autors gehört. Bernd Roeck ist seit 1999 Professor für Neuere Geschichte an der Universität Zürich und einer der besten Kenner der europäischen Renaissance.

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Zustände des reinen Seins können Angstgefühle verursachen

Tagträume und Phantasien sind in der Regel emotionaler Natur. Auch viele Träume sind höchst emotional. In ihnen brütet der menschliche Geist die intensivsten emotionalen Erlebnisse aus, die ihm überhaupt möglich sind. Befindet sich ein Mensch im Sein in reinster Form, schwindet sogar sein Ich-Gefühl. David Gelernter erklärt: „Wir vergessen uns selbst – wir verlieren unser Ich. Wir erleben nur noch und begegnen dem Ich-losen Zustand des reinen Seins.“ Zustände des reinen Seins sind gefährlich und können Menschen Angst machen: Sie sind dann weit offen und verfügen beispielsweise in solchen Fällen keine Abwehr gegen Alpträume. Solche Zustände können Menschen auch an den Rand explosiver Euphorie bringen – oder mit tiefer Befriedigung überfluten oder für kurze Zeit eins mit dem Universum machen. David Gelernter ist Professor für Computerwissenschaften an der Yale University.

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Albert Camus stellt sich sogar Sisyphos als glücklichen Menschen vor

Eine nüchterne Art der Lebensbejahung vertritt der in Algerien geborene französische Philosoph und Schriftsteller Albert Camus (1913 – 1960). Ludger Pfeil erläutert: „Er will sich sogar Sisyphos, der zum Synonym für den erfolglosen, niemals zum Ende kommenden Arbeiter wurde, als einen glücklichen Menschen vorstellen.“ Die tragische Figur aus der griechischen Mythologie hatte sich dem Tod nicht ergeben wollen und muss zur Strafe für seine lebensverlängernden Tricks, die ihm immerhin einige zusätzliche Jahre beschert hatten, einen riesigen Stein einen Berg hinaufwälzen. Oben angekommen, rollt der Fels dann unvermeidlicherweise wieder hinunter, wo die Plackerei aufs Neue beginnt. Sisyphos wird so die Arbeit bis in alle Ewigkeiten nicht ausgehen. Der Philosoph Dr. Ludger Pfeil machte nach seinem Studium Karriere in der Wirtschaft als Projektleiter und Führungskraft und ist als Managementberater tätig.

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Das Ich will an die Stelle von Gott treten

Das Ich hat sich zum kleinen Gott auf Erden entwickelt. Alle reden vom Ich. Markus Gabriel nennt Beispiele: „Es geht um die Frage, inwieweit der Egoismus gerechtfertigt sein soll, um die Ich-AG und vieles mehr.“ Neurozentriker schwanken zwischen der Identifikation des Ich mit dem Gehirn und der Bestreitung seiner Existenz – auf die man zurückgreift, wenn man merkt, dass der Reduktionismus in keiner Spielart so recht auf das Ich passen will. An dieser Stelle rät Markus Gabriel einen Blick auf die Geistesgeschichte zu werfen. Einer der Ersten, die das Personalpronomen „ich“ in der deutschen Sprache zu „das Ich“ substantiviert haben, war der mittelalterliche Philosoph Meister Eckhart (1260 – 1328). Markus Gabriel hat seit 2009 den Lehrstuhl für Erkenntnistheorie und Philosophie der Neuzeit an der Universität Bonn inne und ist dort Direktor des Internationalen Zentrums für Philosophie.

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Gottfried Wilhelm Leibniz gilt als der Optimist unter den Philosophen

Gemeinhin gilt unter den Philosophen Gottfried Wilhelm Leibniz (1646 – 1716) als der Optimist im wahrsten Sinne des Wortes – insbesondere, weil Optimismus vom lateinischen „Optimum“ (das Beste) abgeleitet ist und Gottfried Wilhelm Leibniz die reale Welt als die bestmögliche betrachtet. Dieser Denker zählt zu den letzten Universalgelehrten, der als studierter Jurist leidenschaftlich Mathematik und Naturwissenschaften betrieb. Ludger Pfeil erklärt: „Er erfand das duale Rechnen, dass ausschlich Nullen und Einsen kennt, und eine dazu passende Rechenmaschine.“ Daneben vertiefte er als politischer Berater des Hauses Hannover sein Interesse an Ökonomie und Geschichtswissenschaft. Seine unermüdliche Suche nach Harmonie prädestinierte ihn dabei zum Diplomaten. Der Philosoph Dr. Ludger Pfeil machte nach seinem Studium Karriere in der Wirtschaft als Projektleiter und Führungskraft und ist als Managementberater tätig.

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Philipp Hübl begibt sich auf die Spur des unbewussten Denkens

Der niederländische Psychologe Ap Dijksterhuis hat in einem vieldiskutierten Experiment die Vernunft des Abwägens in Frage gestellt. Seine provokante These lautet: Bei komplexen Entscheidungen wie einem Autokauf hilft bewusstes Nachdenken nicht weiter. Besser sei, sich keinen Kopf zu machen, eine Nacht darüber zu schlafen und dann spontan zu entscheiden. Ap Dijksterhuis erklärt dies damit, dass dem unbewussten Denken mehr Kapazitäten zur Verfügung stünden und es daher dem bewussten Abwägen überlegen sei. Seinen Ansatz nennt er „Theorie des unbewussten Denkens.“ Philipp Hübl hält diese Theorie für fragwürdig. Denn es gibt etwa ein Dutzend Experimente anderen Forschern, die den Annahmen des Niederländers widersprechen. Denn in der Regel entscheidet derjenige am besten, der bewussten Zugriff auf alle verfügbaren Informationen hat. Philipp Hübl ist Juniorprofessor für Theoretische Philosophie an der Universität Stuttgart.

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Philipp Hübl stellt den Vertrautheitseffekt vor

Auf die Frage, warum man sich zu Hause besonders geborgen fühlt, antwortet der amerikanische Psychologe Robert Zajonc: „Durch bloße Wiederholung.“ Alles, was ein Mensch mehrmals sieht, hört und erlebt, bekommt allein dadurch einen positiven Wert, sofern er damit keine Gefahr oder andere negative Dinge verbindet. Robert Zajonc nennt dieses Phänomen „Mere-Expose-Effekt“, also in etwa „Effekt durch bloßen Kontakt“ oder kürzer „“Vertrautheitseffekt“. Vorlieben oder Präferenzen, wie die Psychologen sagen, können sich auf vielen Wegen formen. Einige sind angeboren, wie die Lust auf Süßes oder die Abneigung gegenüber bitteren Speisen. Andere werden erlernt. Philipp Hübl erklärt: „Das wiederholte Lob der Eltern beispielsweise verstärkt in Kindern die Neigung, alles aufzuessen. Wieder andere entstehen durch Nachahmung oder Gruppenzwang, man denke dabei an Modesünden aus der eigenen Jugend.“ Philipp Hübl ist Juniorprofessor für Theoretische Philosophie an der Universität Stuttgart.

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Markus Gabriel stellt sich dem Problem mit dem Ich

Was ist das Problem mit dem Ich? Markus Gabriel weiß, worum es sich dabei handelt: um das Subjekt des Wissens. Ein Ich zu sein heißt, etwas zu wissen und es mitteilen zu können. Es bedeutet aber keineswegs, mit sich selbst allein zu sein und wiederum wie ein Homunculus im Gehirn zu hausen. Damit ist für Markus Gabriel schon einmal klar: „Ich ist nicht Gehirn.“ Johann Gottlieb Fichtes Ich-Philosophie bricht dadurch in sich zusammen, dass man die Frage stellen kann, wie eigentlich das Ich mit der Natur zusammenhängt. Zu Johann Gottlieb Fichtes Lebzeiten hat als Erster der Meisterdenker der Romantik, Friedrich Wilhelm Joseph Schelling, den alles entscheidenden Einwand formuliert. Markus Gabriel hat seit 2009 den Lehrstuhl für Erkenntnistheorie und Philosophie der Neuzeit an der Universität Bonn inne und ist dort Direktor des Internationalen Zentrums für Philosophie.

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Ohne freien Willen gibt es keine Entscheidung

Bevor ein Mensch den Sinn seines Lebens wählt, sollte er sich vielleicht erst einmal fragen, ob er überhaupt einen freien und unabhängigen Willen hat, der ihm eine solche Wahl ermöglicht. Daniel Klein kennt kein bündigeres und wirkungsvolleres Argument, um an den freien Willen zu glauben als folgenden Ausspruch des amerikanischen Philosophen William James (1842 – 1910): „Mein erster Akt des freien Willens soll sein, an den freien Willen zu glauben.“ Zum geradlinigen Pragmatismus eines William James fühlt sich Daniel Klein seit jeher hingezogen. Sein Ziel ist es, die Philosophie relevant für das wirkliche Leben zu machen und die Frage nach dem freien Willen zu beantworten. Daniel Klein, Jahrgang 1939, studierte Philosophie in Harvard. Zusammen mit Thomas Cathcart schrieb er „Platon und Schnabeltier gehen in eine Bar“, das in 26 Sprachen übersetzt wurde.

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Nichts bewegt sich schneller als das Licht

Die vom Menschen vorgenommene Einteilung der Natur in sichtbare und unsichtbare Vorgänge hängt davon ab, dass Menschen ein Wissen um ihre Erlebnisse haben, ohne welches sie die Natur gar nicht auf diese Weise einteilen würden. Markus Gabriel erklärt: „Die physikalischen Einteilungen sind deswegen auch weit davon entfernt, auch nur annähernd so objektiv und vom menschlichen Subjekt unabhängig zu sein, wie uns dies oft weisgemacht wird. Vielmehr spiegelt die Sprache der Physik unsere menschlichen Erkenntnisinteressen.“ Man muss sich nur klarmachen, dass das gegenwärtige physikalische Weltbild auf der gut belegten Annahme aufbaut, dass sich innerhalb des kosmischen Horizonts, also innerhalb der vom Menschen beobachtbaren Natur, nichts in der Raumzeit schneller bewegt als das Licht. Markus Gabriel hat seit 2009 den Lehrstuhl für Erkenntnistheorie und Philosophie der Neuzeit an der Universität Bonn inne und ist dort Direktor des Internationalen Zentrums für Philosophie.

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Markus Gabriel erklärt den Epiphänomenalismus

Der Epiphänomenalismus ist die These, dass geistige Zustände und Vorgänge insgesamt keine Auswirkungen auf Vorgänge im Universum haben. Markus Gabriel ergänzt: „Ein Epiphänomenalist hält geistige Zustände für reine Begleiterscheinungen.“ Der US-amerikanische Philosoph John Searle, der den Epiphänomenalismus offensichtlich ablehnt, spitzt ihn durch den Vergleich zu, dass man sich vorstellen solle, „das Gehirn wäre nichts weiter als ein völlig mechanischer Haufen Schrott, wie ein Automotor, nur feuchter, und es würde durch absolut eindeutige mechanische Verbindungen funktionieren.“ Im Grunde führt die Denkweise des Epiphänomenalismus dazu, dass im ganzen Universum eine Ereigniskette abläuft, die alternativlos und zwingend von einer Ursache zu einer Wirkung führen soll, die wiederum eine Ursache einer Wirkung ist und so weiter. Markus Gabriel hat seit 2009 den Lehrstuhl für Erkenntnistheorie und Philosophie der Neuzeit an der Universität Bonn inne und ist dort Direktor des Internationalen Zentrums für Philosophie.

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Ein Mensch ist nicht mit seinem Gehirn identisch

Eine der Hauptthesen des Buchs „Ich ist nicht Gehirn“ von Markus Gabriel lautet, dass die bisher nur angerissenen Vorgänge, die Selbsterkenntnis an neugeschaffene naturwissenschaftliche Disziplinen zu delegieren, ideologisch und damit irregeleitete Phantasien sind. Was Markus Gabriel hier als Ideologie kritisiert, ist in diesem Fall ein System von Vorstellungen und Wissensansprüchen im Bereich der Selbsterkenntnis, das Produkte geistiger Freiheit als natürliche, biologische Vorgänge missversteht. Markus Gabriel schreibt: „Es ist so gesehen kein Wunder, dass diese gegenwärtige Ideologie insbesondere auch darum bemüht ist, den Begriff der menschlichen Freiheit zu verabschieden. Es soll am besten gar keine Produkte geistiger Freiheit geben.“ Markus Gabriel hat seit 2009 den Lehrstuhl für Erkenntnistheorie und Philosophie der Neuzeit an der Universität Bonn inne und ist dort Direktor des Internationalen Zentrums für Philosophie.

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Erfindungen fördern die Bewegung der Aufklärung

Die Bewegung der Aufklärung wurde beflügelt durch die großen Erfindungen der Neuzeit wie Buchdruck, Seekompass, Schiffsuhr, Fernglas, Mikroskop und so weiter. Diese Innovationen trugen direkt oder indirekt zur Verbesserung der Erfahrungserkenntnis bei. Entdeckungsreisen erweiterten die Kenntnis der Erde und der auf ihr lebenden Menschen, Tiere und Pflanzen in ungeheurem Ausmaß. Die Weltumsegelungen von James Cook, der von 1728 bis 1779 lebte, bildeten das eindrucksvollste Beispiel. Sein wissenschaftlicher Begleiter Georg Forster schrieb: „In einem gleichen Zeitraum hat niemand je die Grenzen unseres Wissens in gleichem Maße erweitert.“ Mithilfe von Fernrohr und Mikroskop eröffneten sich neue Makro- und Mikrowelten. Die Grenzen dieser Instrumente ließen aber auch ahnen, wie viele Dinge im Universum weiter verborgen bleiben müssen. Eine besondere Leitbildfunktion hatte die wissenschaftliche Revolution des 17. Jahrhunderts.

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Für Baruch de Spinoza sind Gott und die Natur identisch

Baruch de Spinoza, der von 1632 bis 1677 lebte, glaubte, dass Gott die Welt ist. Er sprach von Gott oder Natur, um dies deutlich zu machen. Beide Begriffe waren für ihn identisch. Gott ist Natur, und die Natur ist Gott. Nigel Warburton ergänzt: „Später hat man dies Pantheismus genannt, womit ein Glaube gemeint ist, bei dem Gott nicht als eigenes Wesen gedacht wird, sondern alles ist.“ Mit dieser Ansicht handelte sich Baruch de Spinoza eine Menge Ärger ein. Baruch de Spinoza glaubte, dass die Welt und die Rolle des Menschen in dieser Welt einer Logik folgt, die durch die Vernunft offengelegt werden kann. Der Philosoph Nigel Warburton ist Dozent an der Open University. Er gibt außerdem Kurse über Kunst und Philosophie am Tate Modern Museum.

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Markus Gabriel verteidigt den freien Willen

Von den Naturwissenschaften ausgehend hat sich in den letzten Jahren ein Neurozentrismus herausgebildet, der auf der Annahme basiert, dass Ich gleich Gehirn ist. Der Philosoph Markus Gabriel hegt in seinem neuen Buch „Ich ist nicht Gehirn“ begründete Zweifel, dass sich Menschen auf diese Weise selbst erkennen können. Der Autor kritisiert den Neurozentrismus scharf, stellt eine neue Verteidigung des freien Willens vor und gibt eine zeitgemäße Anleitung zum philosophischen Nachdenken über das eigene Selbst. Die Erkenntnisse, die er dabei gewinnt, sind teilweise sehr überraschend. Schon der scheinbar so selbstverständlichen Umstand, dass Menschen geistige Lebewesen sind, die ein bewusstes Leben führen, wirft unzählige Rätsel auf. Markus Gabriel hat seit 2009 den Lehrstuhl für Erkenntnistheorie und Philosophie der Neuzeit an der Universität Bonn inne und ist dort Direktor des Internationalen Zentrums für Philosophie.

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Rudolf Eucken erklärt wie der Realismus den Idealismus ablöst

Das 19. Jahrhundert hat laut Rudolf Eucken eine durchgreifende Wendung von einer unsichtbaren zu einer sichtbaren Welt vollzogen, wie das bei den Überzeugungen die Verdrängung des Idealismus durch den Realismus bekundet. Mit der Freude und Frische der Jugend ergreift die Menschheit die Realität, je enger sie mit ihr verbunden ist, desto fester wird ihre Zuversicht, hier für die Gesamtheit des Lebens einen Sinn und einen Wert zu finden. Der Boden dieses sichtbaren Universums scheint auf einem unerschütterlichen Boden gegründet zu sein, der hier die Arbeit trägt, alle Schatten der Vorurteile, alle Nebel des Aberglaubens sind gewichen. Rudolf Eucken schreibt: „Helles Sonnenlicht umflutet die Dinge und zeigt ungetrübt ihre echte Natur, nach allen Seiten hin findet das Wirken freies und unbegrenztes Feld, das Leben scheint hier zuerst von Traum und Wahn zu voller Wachheit und Wirklichkeit zu gelangen.“

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Die wissenschaftliche Revolution entstand dank der Unwissenheit

Spätestens seit der kognitiven Revolution besitzen die Menschen das unwiderstehliche Bedürfnis, das Universum zu verstehen. Unsere Vorfahren nahmen sich viel Zeit, um die Geheimnisse der Natur zu erforschen. Doch die moderne wissenschaftliche Tradition unterscheidet sich laut Yuval Noah Harari durch eine Kombination von drei wesentlichen Eigenschaften von allen anderen Traditionen des Wissens. Der erste Unterschied besteht im Eingeständnis des Unwissens. Die moderne Forschung ist bereit zuzugeben, dass sie nicht alles weiß. Sie geht sogar davon aus, dass das gesamte Wissen, das heutzutage existiert, in der Zukunft durch neue Erkenntnisse widerlegt werden kann. Es gibt keine Vorstellung und keine Theorie, die nicht hinterfragt werden könnte. Die zweite Eigenschaft besteht in der zentralen Bedeutung von Beobachtung und Mathematik. Die moderne Wissenschaft versucht ständig, neues Wissen zu erwerben.

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Der Philosoph David Hume warnt die Menschen vor der Trägheit

Die Natur hat den Menschen mit etwas Hohem, mit Geist vom Himmel begabt und damit eine Verwandtschaft zu höheren Wesen gegeben. Sie duldet nicht, dass edle Talente schlaff und müßig daniederliegen. David Hume fügt hinzu: „Statt dessen treibt sie den Menschen durch den Druck der Not, in jeder neuen schwierigen Situation sein Äußerstes an Kunstfertigkeit und Fleiß zu geben.“ Bei den Tieren hat die Natur für viele Bedürfnisse vorgesorgt, indem die wohltätige Mutter aller Dinge sie kleidete und mit Waffen versah. Und wo je ihr Fleiß erfordert ist, gibt die Natur den Tieren durch eingepflanzte Instinkten noch die Kunstfertigkeit dazu und leitet sie durch ihre unfehlbaren Maßregeln zu ihrem Besten. Der Mensch aber, nackt und bloß den rauen Elementen ausgesetzt, wächst nur allmählich durch Fürsorge und Umsicht seiner Eltern aus diesem Zustand der Hilflosigkeit heraus. David Hume, der von 1711 bis 1776 lebte, gehört zu den Klassikern der europäischen Philosophie.

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Markus Gabriel analysiert den Begriff des Universums

Markus Gabriel schärft die Bedeutung von zwei Begriffen, über die in der Wissenschaft, im Alltag, aber auch in der Philosophie ein ziemliches Durcheinander herrscht, nämlich die Begriffe Welt und Universum. Der Begriff des Universums ist heutzutage seiner Meinung nach mythisch und religiös aufgeladen. In esoterischen Bestsellern und in zeitgenössischen Filmen wird das Universum häufig als ein Ort des Schicksals angesehen. Markus Gabriel erläutert: „Das Universum will etwas von uns oder teilt uns etwas mit. Das Universum steht hier für das maximale Ganze, in dem wir uns befinden.“ Die Frage nach dem Sinn des Lebens und was das Ganze überhaupt ist, hängen für Markus Gabriel eng zusammen. Markus Gabriel hat seit 2009 den Lehrstuhl für Erkenntnistheorie an der Universität Bonn inne. Er ist Deutschlands jüngster Philosophieprofessor. Außerdem leitet er das Internationale Zentrum für Philosophie in Bonn.

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Für José Ortega Y Gasset ist das Leben altruistisch

In vergangenen Zeiten nahmen Menschen ihre Zuflucht zu einem Jenseits, wenn sie Werte, Sinn und eine Rechtfertigung ihres Lebens suchten. Der Wert des Lebens lag immer in einem Jenseits, zu dem das Leben ein Weg oder Werkzeug war. Das Leben in seiner Immanenz hatte ein meist negative Bewertung. Für José Ortega Y Gasset war es ein folgenschwerer Irrtum, dass die Menschen glaubten, wenn man das Leben sich selbst überlässt, zum Egoismus neigt. Ganz im Gegenteil: das Leben ist in seinem tiefsten Grund und Wesen altruistisch. José Ortega Y Gasset schreibt: „Das Leben ist die Verwirklichung des Altruismus in der Schöpfung; es existiert nur als ewige Wanderung des Ich hin zum anderen.“

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Die Weltanschauungstypen des Wilhelm Dilthey

Das Buch „Die Typen der Weltanschauung und ihre Ausbildung in den metaphysischen Systemen“, das im Todesjahr des Philosophen Wilhelm Dilthey erschien, hatte unter allen seinen Schriften den größten Einfluss auf seine Zeitgenossen. Er stellte darin lapidar fest, dass jede Weltanschauung historisch bedingt und deshalb relativ und begrenzt sei. Denn Wilhelm Dilthey behauptet: „Die letzte Wurzel der Weltanschauung ist das Leben, das sich von jedem Individuum aus seine eigene Welt erschafft.“ Sämtliche Weltanschauungen haben sich laut Wilhelm Dilthey nach einem inneren Gesetz gesondert, sind in der Natur des Universums und des auffassenden Geistes gegründet.

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Woody Allens Filme kosten weit unter 20 Millionen Dollar

Der amerikanischen Regisseur Woody Allen erhält auch im Alter von 79 Jahren noch immer aus vielen Ländern Finanzierungsangebote für seine Filmprojekte. In den letzten Jahren erreichten ihn Anfragen aus Brasilien, Argentinien, Schweden, Russland und China. Woody Allen braucht im Vergleich zu den Hollywoodproduktionen nicht viel Geld für seine Filme – weit unter 20 Millionen Dollar. Und es lohnt sich für die Investoren als weltweite Werbung für ihre Stadt, wenn Woody Allen dort einen Film dreht. Der Regisseur erklärt: „Für „Match Point“ bin ich 2005 nach London, weil in New York die Finanzierung geplatzt war. Seitdem drehe ich sehr gerne in anderen Ländern – aber nur wenn ich für den jeweiligen Ort auch eine zündende Idee habe. Der Bürgermeister von Rio ist ein großzügiger Mann, doch wenn mir nichts Passendes einfällt, ist die schönste Stadtkulisse nutzlos.“

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Markus Gabriel erklärt die Zusammensetzung der Welt

Für Markus Gabriel ist eine Unterscheidung zwischen Universum und Welt zwingend notwendig. Im Alltag verwenden die Menschen den Begriff Welt für die Erde, für den Planeten, auf dem sie leben. Die meisten Menschen neigen von Natur aus erst einmal dazu, die Welt mit der Gesamtheit aller vorhandenen Gegenstände zu identifizieren. Doch damit es eine solche Gesamtheit geben kann, muss es für Markus Gabriel eine Art Regel oder ein Gesetz geben, das diese Einheit zusammenhält. Markus Gabriel erklärt dies an einem Beispiel: „Die Welt der Römer ist nicht einfach nur die Gesamtheit ihrer Gegenstände, die es damals im Imperium Romanum gab, sondern auch ihr Verhältnis zueinander und eine bestimmte Art und Weise, mit diesen Gegenständen umzugehen, also die römische Kultur, ihre Sitten und Gebräuche.“ Markus Gabriel hat seit 2009 den Lehrstuhl für Erkenntnistheorie an der Universität Bonn inne. Er ist Deutschlands jüngster Philosophieprofessor. Außerdem leitet er das Internationale Zentrum für Philosophie in Bonn.

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Die wahre Bewährungsprobe für das Wissen ist seine Nützlichkeit

Die meisten Menschen tun sich sehr schwer, die Wissenschaften zu verstehen, weil ihre Sprache der Mathematik den menschlichen Gehirnen fremd ist und ihre Erkenntnisse oft genug dem gesunden Menschenverstand zu widersprechen scheinen. Dennoch genießen die Wissenschaften ein sehr hohes Ansehen. Wohl vor allem wegen der Macht, die sie Menschen verleihen. Yuval Noah Harari nennt ein Beispiel: „Präsidenten und Generäle haben zwar keine Ahnung von Atomphysik, aber sie haben recht gute Vorstellungen davon, was sie mit einer Atombombe anrichten können.“ Francis Bacon schrieb in seinem Manifest „Neues Organon“, das er 1620 veröffentlichte, den berühmten Satz: „Wissen ist Macht.“ Der wahre Prüfstein für Wissen war für Francis Bacon nicht, ob es wahr ist oder nicht, sondern ob es den Menschen Macht verleiht. Yuval Noah Harari ist Professor für Geschichte an der Hebrew University of Jerusalem.

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Martin Rees warnt vor vielfältigen Bedrohungen der Menschheit

Der britische Astrophysiker Sir Martin John Rees warnt vor Risiken, die zum Untergang der Menschheit führen könnten. Vor einigen Jahren erregte er Aufsehen mit seinem Buch „Unsere letzte Stunde“. Sein Pessimismus ist ihm bis heute erhalten geblieben. Martin Rees betont: „Die Menschheit ist mit großen Bedrohungen konfrontiert. Naturkatastrophen hat es schon immer gegeben, doch es gibt immer mehr Risiken, die nicht von der Natur, sondern vom Menschen ausgehen.“ Als Beispiel nennt er die schnell wachsendende Weltbevölkerung und die damit einhergehenden Probleme bei der Versorgung mit Nahrung, Wasser und Energie. Eng damit im Zusammenhang stehen die Umweltprobleme und die globale Klimaänderung. Zusätzlich gibt es noch viele andere Probleme. Martin Rees denkt dabei an die unglaubliche Macht, die heute kleine Gruppen oder Individuen durch bestimmte Technologien erlangen können.

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