Woody Allens Filme kosten weit unter 20 Millionen Dollar

Der amerikanischen Regisseur Woody Allen erhält auch im Alter von 79 Jahren noch immer aus vielen Ländern Finanzierungsangebote für seine Filmprojekte. In den letzten Jahren erreichten ihn Anfragen aus Brasilien, Argentinien, Schweden, Russland und China. Woody Allen braucht im Vergleich zu den Hollywoodproduktionen nicht viel Geld für seine Filme – weit unter 20 Millionen Dollar. Und es lohnt sich für die Investoren als weltweite Werbung für ihre Stadt, wenn Woody Allen dort einen Film dreht. Der Regisseur erklärt: „Für „Match Point“ bin ich 2005 nach London, weil in New York die Finanzierung geplatzt war. Seitdem drehe ich sehr gerne in anderen Ländern – aber nur wenn ich für den jeweiligen Ort auch eine zündende Idee habe. Der Bürgermeister von Rio ist ein großzügiger Mann, doch wenn mir nichts Passendes einfällt, ist die schönste Stadtkulisse nutzlos.“

Woody Allen ist strikter Atheist mit der Weltsicht eines Friedrich Nietzsches

Die zündende Idee für seinen neuesten Film „Magic in Moonlight“ mit den Hauptdarstellern Emma Stone und Colin Firth war sein Interesse an dem Magier Harry Houdini. Er wollte etwas über spirituelle Scharlatane erzählen, die in den Zwanzigern die feine Gesellschaft schröpften. Harry Houdini unternahm viele Reisen, um Betrügern zu entlarven, die bei Séancen an der Leichtgläubigkeit der Menschen verdienten. Insgeheim hoffte er allerdings, einmal einem echten Medium zu begegnen.

Sein Leben lang versuchte Harry Houdini Kontakt in einer anderen Dimension aufzunehmen. Vor seinem Tod versprach er, sich von der anderen Seite zu melden. Bis heute versammeln sich die Mitglieder der Houdini-Gesellschaft an Halloween und warten voller Sehnsucht auf ein Zeichen von ihm – doch bisher vergeblich. Woody Allen selbst ist strikter Atheist mit der Weltsicht eines Friedrich Nitzsches. Ein Ungläubiger wie Colin Frith im Film „Magic in the Moonlight“. Seiner Meinung nach führt er ein trauriges Leben ohne Hoffnung, furchterregend und düster, ohne Ziel oder jegliche Bedeutung.

Das Filmemachen ist für Woody Allen Teil seines Überlebenskampfes

Woody Allen lebt in der sicheren Gewissheit, dass die Menschen ohne jeden Grund geboren und als Menschheit etwa alle hundert Jahre ausgetauscht werden, bis dereinst das Universum zu existieren aufhört. Woody Allen fügt hinzu: „Was immer wir tun zu Lebzeiten, ist am Ende sinnlose Illusion, weil nichts von Bestand sein wird. Gar nichts. Ich wünschte, ich läge falsch, aber der gesunde Menschenverstand spricht dagegen. Die Sonne wird erlöschen. Ob es uns gefällt oder nicht.“ Das Filmemachen ist für Woody Allen nichts weiter als ein Teil seines Überlebenskampfes.

Woody Allen schaut sich keinen seiner Filme an, nachdem er sie beendet hat. Er liest auch nichts, was mit ihm zu tun hat. Er schaut nie zurück und will nichts über die Einspielergebnisse vom Wochenende hören. Er besucht auch keine Preisverleihungen. Woody Allen ergänzt: „Das ist mein großer Trick: Indem ich dem Prinzip des reinen Arbeitens gehorche, bekomme ich einen Haufen Filme gestemmt.“ Nach fast fünfzig Filmen, die Woody Allen gedreht hat, gefällt ihm das Drehbuch schreiben bei seinem Handwerk immer noch am besten. Denn auf dem Papier ist noch alles perfekt, ohne den Test der Realität bestehen zu müssen. Quelle: Süddeutsche Zeitung

Von Hans Klumbies