Nadav Eyal kennt die Vorboten der Revolte

Die aktuelle Globalisierung schritt schnell voran und der Einfluss globaler Beziehungen auf das Leben der Menschen nahm zu. Gleichzeitig wuchs auch die Opposition dagegen. Nadav Eyal erklärt: „Diese hat viele Gesichter: Anarchisten, Umweltschützer, Marxisten, Populisten und zahlreiche andere. Der härteste und älteste Kern der Revolte ist der Fundamentalismus.“ Manchmal kämpft er gegen die wissenschaftliche Revolution, und stets wettert er gegen die Ideen der Aufklärung und bedauert die Folgen der industriellen Revolution.“ Er schöpft seine Kraft nicht nur aus Ignoranz und Armut. Sondern er bezieht sie auch aus einem stark empfundenen Bedeutungs- und Identitätsverlust, aus der Entfremdung in der globalen Welt. Im Herbst 2008 begann die Weltwirtschaft zusammenzubrechen. Es war ein Kollaps mit lautem Getöse. Nadav Eyal ist einer der bekanntesten Journalisten Israels.

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Philipp Blom beschreibt die Revolte gegen die Moderne

Die Revolte gegen die Moderne kanalisiert soziale Ängste. Sie gießt sie in ein manichäisches Schema von Gut und Böse, Licht und Dunkel. Philipp Blom stellt fest: „Es ist die Veränderung selbst, die sie ablehnt, die sozialen und politischen Nebenwirkungen des technologischen Fortschritts.“ Sie will die Warenströme der Globalisierung ohne die Menschenströme. Sie will die technologischen Innovationen der Wissenschaft ohne ihre unbequemen Fakten. Die Moderne soll gezähmt werden. Sie soll Wohlstand ohne gesellschaftliche Veränderung schaffen. Man will zurück in Zeiten, in denen noch eine natürliche Ordnung herrschte. Damals konnten die Einheimischen noch selbst bestimmen. Das Land und seine Straßen gehörten noch ihnen. Philipp Blom studierte Philosophie, Geschichte und Judaistik in Wien und Oxford und lebt als Schriftsteller und Historiker in Wien.

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Der Feldzug gegen die Werte der Aufklärung hat erst begonnen

In den vergangenen zwei Jahrzehnten hat Nadav Eyal viele Brennpunkte einer Welt im Aufruhr bereist. Überall fand er die Anzeichen derselben großen Revolte. Die Menschen lehnen sich auf gegen die Globalisierung und ihre kapitalistische Logik. Sie demonstrieren gegen universale Werte und kulturelle Überwältigung. Nadav Eyal sieht in seinem neuen Buch „Revolte“ die Welt an einen schicksalhaften Punkt angekommen. Der Kreuzzug gegen die Werte der Aufklärung und des Fortschritts steht seiner Meinung nach erst am Anfang, während die Probleme der Globalisierung gerade erst erkannt sind. Der einzige Weg aus dieser Misere ist die verstärkte Zusammenarbeit der Staaten, die sich auch gegen die großen Konzerne verbünden müssen. Die Wahl Donald Trumps in den USA, der Brexit in Großbritannien, und Wahlen allerorten, von Brasilien bis Italien, waren ein Blitzangriff auf die laufende Globalisierung. Nadav Eyal ist einer der bekanntesten Journalisten Israels.

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In Deutschland findet ein Kulturkampf statt

Im Kulturkampf um die Hoheit über eine neue Identität bilden sich zunehmend Extremismen aus. Christian Schüle stellt fest: „In unfreiwilliger Ironie der Weltgeschichte lässt die politische Linke es zu, dass die Verteidigung der freien Welt heute an Nationalkonservative und die Neue Rechte delegiert wird: als Befreiung von Kulturfremdheit und Heimatschutz vor unerbetener Wanderschaft.“ Gegen die Bewegung der teils gewaltbereiten radikalen Rechten hat die Linke keine progressive Gegenkraft aufzubieten. In der Aversion gegen Europa – und gemeint ist die Europäische Union – sind extreme Linke und extreme Rechte einander bestens verbunden. In Deutschland laufen erstaunlich viele bisherige Wähler der Linkspartei, der SPD und Grünen zur AfD über, und es geht dabei nicht um Fremdenfeindlichkeit allein. Seit dem Sommersemester 2015 lehrt Christian Schüle Kulturwissenschaft an der Universität der Künste in Berlin.

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Im Existenzialismus ist der Mensch zur Freiheit verurteilt

Wer den Existenzialismus als bloße Modeerscheinung betrachtet, der irrt sich gewaltig. In seinem Kern möchte er das Denken auf das konkrete Leben zurückführen. Die Grundeinsicht der Moderne, dass Gott tot ist und der Mensch in der Welt keinen Sinn finden kann, betrachteten die Existentialisten nicht als Bürde, sondern als Chance. Catherine Newmark, Chefredakteurin der Sonderausgabe des Philosophie Magazins „Die Existenzialisten“ schreibt in ihrem Vorwort: „Sie folgerten daraus, dass jeder Mensch vollkommen frei ist, sein eigenes Schicksal zu gestalten.“ Eine starke Anziehungskraft übte der Existenzialismus auf die Emanzipationsbewegungen der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts aus, welche die Gesellschaften des Westens nachhaltig verändert haben. Sie reichen vom Antikolonialismus über die Studentenrevolte der 60iger Jahre bis zum Feminismus und zur Schwulenbewegung. Auch in der Gegenwart haben die Gedanken der Existenzialisten wieder eine herausragende Aktualität. Denn die Freiheit, die jeder Einzelne besitzt, ist untrennbar mit der Verantwortung für sich selbst und die Welt verbunden.

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Albert Camus stellt sich sogar Sisyphos als glücklichen Menschen vor

Eine nüchterne Art der Lebensbejahung vertritt der in Algerien geborene französische Philosoph und Schriftsteller Albert Camus (1913 – 1960). Ludger Pfeil erläutert: „Er will sich sogar Sisyphos, der zum Synonym für den erfolglosen, niemals zum Ende kommenden Arbeiter wurde, als einen glücklichen Menschen vorstellen.“ Die tragische Figur aus der griechischen Mythologie hatte sich dem Tod nicht ergeben wollen und muss zur Strafe für seine lebensverlängernden Tricks, die ihm immerhin einige zusätzliche Jahre beschert hatten, einen riesigen Stein einen Berg hinaufwälzen. Oben angekommen, rollt der Fels dann unvermeidlicherweise wieder hinunter, wo die Plackerei aufs Neue beginnt. Sisyphos wird so die Arbeit bis in alle Ewigkeiten nicht ausgehen. Der Philosoph Dr. Ludger Pfeil machte nach seinem Studium Karriere in der Wirtschaft als Projektleiter und Führungskraft und ist als Managementberater tätig.

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Emotionen haben in der Arbeitswelt nichts zu suchen

Emotionen am Arbeitsplatz lassen sich nicht verhindern, aber man kann sie verstehen. Grob geschichtlich betrachtet sagt Alexander Goebel, dass der Kapitalismus zu einer einseitigen Wahrnehmung der Emotionen gekommen ist und zwar aus folgenden Gründen: Der typischen Arbeiter an einen gewöhnlichen Arbeitsplatz zu Beginn der Industrialisierung im 19. Jahrhundert hat seine Arbeitsbedingungen grundsätzlich nur still erlitten, wiewohl er vielleicht innerlich wütend war. Damals gab es keine oder wenige emotionale Äußerungen, denn solche hätten zu Schwierigkeiten bis hin zum Verlust des Arbeitsplatzes geführt. Alexander Goebel fügt hinzu: „Die Arbeit an sich war emotional unentrinnbar mit Mühsal, Verachtung und Ungerechtigkeit verbunden. Negative Werte, die die Menschen stumm dienend solange erduldeten, bis der Leidensdruck einfach zu groß wurde und sich die aufgestauten Emotionen in Protest und Arbeitskampf entluden, zu Recht und mit Recht.“ Alexander Goebel ist seit 40 Jahren erfolgreich im Emotionsgeschäft unterwegs.

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Herbert Marcuse begibt sich auf die Spur des Existentialismus

Das Gefühl der Absurdität, das in der Welt vorherrscht, drückt das Klima aus, in dem der Existentialismus entsteht. Den weltberühmten Schriftsteller Albert Camus zählt Herbert Marcuse zwar nicht zur Schule des Existentialismus, dafür zeichnet er aber die Grunderfahrung, die sein Denken durchzieht, als Wurzel des Existentialismus. Es ist die Zeit des totalitären Terrors, in der der Existentialismus geboren wird. Das Naziregime ist in Deutschland auf dem Höhepunkt seiner Macht, Frankreich von deutschen Truppen besetzt. Die Werte und Normen der Kultur des Abendlandes sind vom System des Faschismus gleichgeschaltet und ersetzt worden. Herbert Marcuse schreibt: „Das Denken ist wieder einmal auf sich selbst zurückgeworfen worden durch eine Wirklichkeit, die allen Versprechungen und Ideen widerspricht, die den Rationalismus so gut wie die Religion, Idealismus so gut wie Materialismus widerlegt.“

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Jim Morrisson war das rebellische Idol der 60iger Jahre

Vor 40 Jahren starb Jim Morrisson, der legendäre Sänger der Supergroup „The Doors“. Die Umstände seines Todes sind bis heute nicht aufgeklärt. Der Musiker lebte einen exzessiven Lebensstil, den andere nur propagierten. 1967 veröffentlichten „The Doors“ ihren Song „Light my Fire“, der ein Welthit wurde und die Band schlagartig berühmt machte. 1968 schrieb ein Musikkritiker über Jim Morrisson: „Seit Marlon Brando fett geworden ist, hat es in Amerika kein männliches Sexsymbol mehr gegeben. Jetzt haben wir Jim Morrisson von den Doors. Er spricht die Frauen an und befriedigt, mit seiner politischen und surrealistischen Poesie die Intellektuellen.“ Jim Morrisson dichtete Passagen wie die folgende: „Aus der Luft fingen wir Götter, mit der Götter allwissenden starren Blick, aber ohne ihre Macht im Geist und in den Städten zu sein, sobald sie darüber fliegen.“

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Alain Badiou tritt für eine Politik der Wahrheit ein

Alain Badiou ist überzeugter Kommunist und schreibt von der „Demokratie“ nur in Anführungszeichen, da sie für ihn eine Oligarchie der undurchsichtigen Finanzleute, der aalglatten Berufspolitiker und der angepassten Fernsehmoderatoren sei. Eigentlich sind für den Philosophen Alain Badiou alle Staatsformen konservativ, denn sie dienen der Erhaltung der alles dominierenden Staatsmacht, was für grausame Despotien nicht anders gilt als für Demokratien. Der Wechsel zwischen Regierung und Opposition sowie zwischen links und rechts verleiht laut Alain Badiou der Demokratie nur mehr Geschmeidigkeit. Die Demokratie passt passt deshalb seiner Meinung nach besser zum liberalen Kapitalismus als jede andere Staatsform und sichert seinen Erhalt.

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