Markus Gabriel schärft die Bedeutung von zwei Begriffen, über die in der Wissenschaft, im Alltag, aber auch in der Philosophie ein ziemliches Durcheinander herrscht, nämlich die Begriffe Welt und Universum. Der Begriff des Universums ist heutzutage seiner Meinung nach mythisch und religiös aufgeladen. In esoterischen Bestsellern und in zeitgenössischen Filmen wird das Universum häufig als ein Ort des Schicksals angesehen. Markus Gabriel erläutert: „Das Universum will etwas von uns oder teilt uns etwas mit. Das Universum steht hier für das maximale Ganze, in dem wir uns befinden.“ Die Frage nach dem Sinn des Lebens und was das Ganze überhaupt ist, hängen für Markus Gabriel eng zusammen. Markus Gabriel hat seit 2009 den Lehrstuhl für Erkenntnistheorie an der Universität Bonn inne. Er ist Deutschlands jüngster Philosophieprofessor. Außerdem leitet er das Internationale Zentrum für Philosophie in Bonn.
Astronomen sehen das Universum als eine gigantische Anhäufung von Galaxien
Wenn man davon ausgeht, das Ganze sei nur ein riesiger Haufen subatomarer Partikel, hat man es entsprechend schwer, einen Sinn darin zu finden, weil das Leben dann selbst als ein bloße Illusion, als bloßer Effekt geistloser Teilchen erscheint. Anders als so mancher Esoteriker stellen sich Astronomen das Universum in der Regel als eine gigantische Anhäufung von Galaxien und sonstigen astronomischen Gebilden vor, die vor einem dunklen Hintergrund aufleuchten. Und in diesem Universum kommt der Mensch auch selbst an irgendeinem Punkt vor.
Einen Gegenstandsbereich definiert Markus Gabriel als eine Zone, der eine bestimmte Art von Gegenständen enthält, wobei Regeln feststehen, die diese Gegenstände miteinander verbinden. Gegenstandsbereiche sind für ihn nicht notwendig räumlich umgrenzt. Es gibt viele Gegenstandsbereiche und die Menschen sind normalerweise unter alltäglichen Bedingungen ohne weiteres in der Lage, sie zu unterscheiden. Wenn man dagegen die Verortung des Menschen im Universum betrachtet und dem weitverbreiteten Glauben anhängt, ein Wohnzimmer befinde sich im Universum, so stimmt diese Annahme laut Markus Gabriel nicht.
Im Universum sind die Menschen eine biologische Spezies unter anderen
Denn das Universum ist für Markus Gabriel bei genauerem Hinsehen lediglich ein Gegenstandsbereich der Naturwissenschaften, insbesondere der Physik. Markus Gabriel stellt fest: „Das Universum ist primär etwas, in dem alles vorkommt, was sich experimentell mit den Methoden der Naturwissenschaften untersuchen lässt.“ Als Philosoph kann man aber urteilen, dass das Universum nicht das Ganze ist, da es eben nur der Gegenstandsbereich der Physik ist. Daher ist das Universum kleiner als das Ganze. Es ist nur ein Teil des Ganzen und nicht das Ganze selbst.
Wenn die Menschen alles Leben und allen Sinn im Universum verorten, schnurrt der Sinn des Lebens für Markus Gabriel gleichsam auf die Illusion von Ameisen zusammen, die sich irgendwie wichtig nehmen. Aus kosmischem Blickwinkel sieht es ganz so aus, als ob die Menschen aus purem Interesse am Überleben, der hochmütigen Phantasie nachhängen, der Mensch und seine Lebenswelt seinen etwas Besonderes. Markus Gabriel fasst zusammen: „Aber im Universum spielt unser Sinn keine zentrale Rolle.“ Im Universum sind die Menschen bestenfalls eine biologische Spezies unter anderen.
Hans Klumbies