Das Glück wird zur Hochleistungsdisziplin

Menschen wissen nicht, was auf sie als nächstes zukommt. Ob das Leben Lust sein wird oder Last, ob sie lachen dürfen oder weinen müssen. Sie haben weder die Macht über den nächsten Tag, noch über den nächsten Moment. Viele Menschen wollen inzwischen ein perfektes Leben haben, darunter machen sie es nicht, seit fast alles machbar scheint. Der Psychiater Manfred Lütz, der in Köln eine Klinik für psychisch Kranke leitet, hat viel mit Menschen zu tun, die zu viel Alkohol trinken, zu viel arbeiten oder zu viel Angst haben. Sie trauen sich selbst und anderen nicht, sind erschöpft und ohne Orientierung. In den vergangen Jahren sind aber auch immer mehr Menschen zu ihm gekommen, die es zum Problem erklären, aus der Fülle der Möglichkeiten nicht die richtige, die optimale, von allen Seiten abgesicherte Auswahl treffen zu können.

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Yuval Noah Harari erforscht den Sinn des Lebens

Nicht alle Forscher sind der Ansicht, dass Glück allein eine Funktion der Biochemie ist. Yuval Noah Harari erklärt: „Zwar regulieren unsere Gene und Chemikalien gemeinsam Lust und Leid, doch Glück ist mehr als nur ein angenehmes Gefühl.“ Glück besteht eben nicht darin, unterm Strich mehr glückliche als unglückliche Momente zu haben. Glück bedeutet vielmehr, das Leben als Ganzes als sinnvoll und lohnend zu erleben. Friedrich Nietzsche sagt: „Wer ein Warum zum Leben hat, erträgt fast jedes Wie.“ Ein sinnvolles Leben kann ausgesprochen befriedigend sein, und wenn es noch so hart ist, und ein sinnloses Leben kann eine schreckliche Qual sein, auch wenn es noch so angenehm ist. Yuval Noah Harari ist Professor für Geschichte an der Hebrew University of Jerusalem.

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Dankbarkeit reicht oft schon zum Glücklichsein

Manche Menschen sind die reinen Glückspilze. Andere dagegen scheinen das Unglück geradezu magisch anzuziehen: sie kämpfen mit Krankheiten oder sind von Arbeitslosigkeit betroffen. Trotzdem kann jeder etwas für sein Glück tun. Und manchmal sind es sogar die Niederlagen, die ganz neue Chancen mit sich bringen. Der Wiener Coach Dominik Borde erklärt: „Jeder ist seines Glückes Schmied – den Spruch kennt wohl jeder. Klar, das stimmt immer nur bedingt – aber es gibt definitiv Einstellungen und Denkweisen, die glückliche Menschen von unglücklichen unterscheidet.“ Seiner Meinung nach gehören zum Glücklichsein mehrere Aspekte, an denen jeder für sich selbst arbeiten kann. Menschen sind unglücklich, wenn ihre Vorstellungen und Wünsche nicht mit ihrer gelebten Realität übereinstimmen. Dominik Borde erläutert: „In unserer Welt geht es immer um mehr, um das, was andere haben.“

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Das Leben verläuft immer mehrdimensional

Mut hat viel mit einem anderen Wert zu tun. Uwe Böschemeyer meint damit die Freiheit: „Wer mutig ist, hat seine Fesseln satt. Er will sie nicht mehr. Er will frei sein, freier als bisher.“ Ein solcher Mensch spürt, dass er täglich, stündlich vom Leben gefragt wird, wofür oder wogegen er sich hier und jetzt entscheiden will. Er merkt, dass er sich häufiger gegen als für sich entscheidet. Dass er beispielsweise für seine Karriere alles, für sich selbst nur wenig tut. Dass er selbst dafür verantwortlich ist, ob und wie er sein Leben findet. Im Jahr 1975 erwarb Uwe Böschemeyer bei Prof. Viktor Frankl sein Zertifikat in Logotherapie und Existenzanalyse. 1982 gründete er das Institut für Logotherapie in Hamburg. Die Schwerpunkte seiner Arbeit sind die Wertimagination und die Wertorientierte Persönlichkeitsbildung.

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Der Mensch ist seinem Wesen nach ein Sinnsuchender

In allen Lebensbereichen kann ein Mensch Sinn und damit also Hoffnung finden. Uwe Böschemeyer schreibt: „Die Suche nach Sinn bezieht sich auf alle Bereiche des Lebens, auf die dunklen ebenso wie die hellen. Wer sich bei der Suche nur auf die hellen konzentriert, halbiert sein Leben.“ Alles aber, was ein Mensch ablehnt, entzieht sich ihm in seinem Wesen, verschließt ihm den Zugang zu sich, bleibt ihm fremd, verhindert sein Verstehen. Das Leben will angenommen, es will nicht abgelehnt sein. Nichts zeigt sich einem Menschen in seinem Wesen und Sinn, wenn er es verneint. Im Jahr 1975 erwarb Uwe Böschemeyer bei Prof. Viktor Frankl sein Zertifikat in Logotherapie und Existenzanalyse. 1982 gründete er das Institut für Logotherapie in Hamburg. Die Schwerpunkte seiner Arbeit sind die Wertimagination und die Wertorientierte Persönlichkeitsbildung.

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Der Mut zum Leben ist tief im Unterbewusstsein verwurzelt

Der Mut zum Leben ist eine Kraft des Gefühls, die Menschen brauchen, um das Dasein in seiner Zwiespältigkeit nicht nur zu ertragen, sondern auch noch gut zu finden, bejahen und mehr als das: bei sich selbst sein zu können. Uwe Böschemeyer fügt hinzu: „Mut zum Leben ist die Kraft, Leben, wie immer es auf uns zukommt, annehmen zu wollen und zu können. Eine Kraft, die insbesondere diejenigen brauchen, deren Leben ihrer eigenen Meinung nach nicht wie gewünscht verläuft, nicht lebenswert genug erscheint oder bereits krank ist.“ Im Jahr 1975 erwarb Uwe Böschemeyer bei Prof. Viktor Frankl sein Zertifikat in Logotherapie und Existenzanalyse. 1982 gründete er das Institut für Logotherapie in Hamburg. Die Schwerpunkte seiner Arbeit sind die Wertimagination und die Wertorientierte Persönlichkeitsbildung.

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Glückliche Paare gehen Konflikten aus dem Weg

Der amerikanische Psychologe und Partnerschaftsexperte John M. Gottmann hat in Jahrzehnten der Forschung in seinem Ehelabor in Seattle Paare beobachtet. Er und seine Mitarbeiter haben erlebt, wie Paare sich stritten und wieder versöhnten. Das Ergebnis dieser jahrzehntelangen Arbeit ist eindeutig: Streit ist nicht die Lösung. Professor John M. Gottmann ist auch Paartherapeut und hat sich deshalb ganz besonders für Paare interessiert, die schon lange glücklich verheiratet sind. Christian Thiel kennt das Ergebnis: „Diese Paare haben keinen Kurs in fairem Streiten hinter sich, und sie verhalten sich auch nicht annähernd so, wie viele Paartherapeuten es immer wieder empfehlen. Sie diskutieren selten über ihre Probleme. Manchen Paare tun sogar etwas, was Kommunikationsexperten für das Schlimmste überhaupt halten: Sie gehen Konflikten aus dem Weg – und sind damit erfolgreich.“ Christian Thiel ist freier Autor und Single- und Paarberater.

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Die Mörder von Paris sind keine „Irren“ im volkstümlichen Sinn

Auf die Frage, ob die Mörder von Paris psychisch Kranke im klinischen Sinne sind, antwortet Nahlah Saimeh: „Nein. Zwar sind terroristische Ausbildungslager für dissoziale, psychopathische junge Männer anziehend. Diese Orte sind ein Eldorado der hemmungslosen, sadistischen Gewaltausübung. Sie können dort morden und vergewaltigen, und das noch mit Absolution.“ Außerdem entspricht Gewalt und Terror dem hypermaskulinen Rollenstereotyp von Härte und Unerschrockenheit. Aber auch diese Leute sind für Nahlah Saimeh keine „Irren“ im volkstümlichen Sinn, denn sie haben nicht den kompletten Bezug zur Realität verloren, wie es bei Psychosen oder Schizophrenien der Fall sein kann. Das gilt auch für die Mörder von Paris. Nahlah Saimeh ist Ärztliche Direktorin des LWL-Zentrums für forensische Psychiatrie in Lippstadt, Westfalen. Im Jahr 2012 erschien ihr Buch „Jeder kann zum Mörder werden“.

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Die Hoffnung bringt den Menschen oft Unverhofftes

Hoffnungslosigkeit ist für Uwe Böschemeyer das niederziehende Gefühl, keinen Weg mehr vor sich zu sehen, keine Orientierung, keine Perspektive mehr zu haben, das innere Gleichgewicht zu verlieren, sich nicht mehr zu fühlen – körperlich, seelisch, geistig, sich selbst fremd zu sein, sich als arm zu empfinden, nicht mehr zu wissen, wer man ist, keinen Sinn mehr zu fühlen. Uwe Böschemeyer fügt hinzu: „Wer nicht mehr zu hoffen wagt, ist fixiert auf das Missliche, auf das, was war, was ist und was sein wird, nicht auf das, was werden könnte.“ Im Jahr 1975 erwarb Uwe Böschemeyer bei Prof. Viktor Frankl sein Zertifikat in Logotherapie und Existenzanalyse. 1982 gründete er das Institut für Logotherapie in Hamburg. Die Schwerpunkte seiner Arbeit sind die Wertimagination und die Wertorientierte Persönlichkeitsbildung.

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Schlafmangel führt zu abnehmender Lernfähigkeit im Alter

Der Neurobiologe und Wissenschaftsjournalist Peter Sport gelangte bereits im Jahr 2007 in seinem „Schlafbuch“ zu folgendem Fazit: „Erst der Schlaf versetzt uns in die Lage, unserer Gegenwart vor dem Hintergrund der Vergangenheit einen Sinn zu geben. Oder anders ausgedrückt: Ohne Schlaf gibt es kein Bewusstsein.“ Schlafexperte Jan Born fasst diese Tatsache wie folgt zusammen: „Wir müssen schlafen, um geistig und immunologisch fit zu bleiben. Dass Menschen mit zunehmendem Alter immer weniger tief schlafen, wird inzwischen auch von vielen anderen Schlafforschern als Mitauslöser der Alterung und der abnehmenden Lernfähigkeit von Erwachsenen gesehen. Eine aktuelle Studie aus Amerika kommt sogar zu dem Schluss, dass die altersbedingte Abnahme an Tiefschlaf mitverantwortlich für die Gedächtnisschwäche vieler älterer Menschen ist. Das Streben nach ausreichendem und tiefem Schlaf ist demnach aktives „Anti-Aging“.

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Jeder Mensch ist für seinen Sinn des Lebens selbst verantwortlich

Der Sinn, den Viktor Frankl für den Menschen einfordert, ist keiner, der als Gabe Gottes von irgendwo herkommt, nichts, das einem Individuum zugeteilt wird, geschenkt, verliehen oder überlassen wird, sondern etwas, um das sich der Einzelne selbst kümmern muss. Nicht umsonst spricht Viktor Frankl nicht vom Sinn des Lebens, sondern vom Sinn meines Lebens. Alexander Goebel erklärt: „Jeder ist für seinen Sinn verantwortlich. Das Leben an sich ist schon sinngebend, wenn wir nur nach Sinn streben, es bietet sinnstiftende Konstrukte und Denkweisen an, aber wir müssen auf das Leben zugehen, bereit und willens sein für diese Reise.“ Insofern bedient Viktor Frankl den ursprünglichen Wortsinn des Reisens, der da ist: sich auf den Weg machen. Alexander Goebel ist seit 40 Jahren erfolgreich im Emotionsgeschäft unterwegs.

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Hoffnung ist für das menschliche Leben konstitutiv

C. G. Jung definiert den Begriff Hoffnung wie folgt: „Das Gefühl, dass das Leben nicht festgeschrieben ist, dass die Zukunft offen ist, dass immer etwas Neues vor uns liegt.“ Hoffnung ist die Grundbedingung für die Suche nach Sinn. Uwe Böschemeyer bestätigt diese Ansicht: „Sie ist der stärkste Anstoß zur Sinnsuche und damit der stärkste Beweg-Grund zum Leben. Denn nur wer darauf hofft, Sinnvolles finden zu können, sucht danach. Wer hofft, hat ein Gefühl für Sinn. Wer ein Gefühl für Sinn hat, will Sinn leben. Hoffnung ist für menschliches Leben konstitutiv.“ Im Jahr 1975 erwarb Uwe Böschemeyer bei Prof. Viktor Frankl sein Zertifikat in Logotherapie und Existenzanalyse. 1982 gründete er das Institut für Logotherapie in Hamburg. Die Schwerpunkte seiner Arbeit sind die Wertimagination und die Wertorientierte Persönlichkeitsbildung.

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Philosophische Texte wollen interpretiert werden

Die praktische Erfahrung beim Lesen philosophischer Bücher ist gleichermaßen faszinierend wie potentiell frustrierend. Wilhelm Berger erklärt: „Wer zu lesen beginnt, tritt in einen ungeheuren historischen und aktuellen Fundus ein, der sich noch dazu in alle möglichen Richtungen öffnet, zur Literatur hin genauso wie zum Beispiel zur Geschichtswissenschaft. Jedes einzelne philosophische Buch ist lesenswert, wenn es diese Öffnung ermöglicht.“ Das Wort Text kommt vom lateinischen textus, das bedeutet Geflecht oder Gewebe. Ein Text gehört also der Ordnung einer Kultur an, die er als dieses Gewebe zugleich reproduziert und erweitert. Auf dieser Ebene geht es um Verweise, um die offensichtlichen oder hintergründigen Beziehungen zwischen einzelnen Texten. Wenn er gelungen ist, wirkt ein Text oft wie ein Stein, der in einen Teich von Begriffen und Problemen fällt. Professor Wilhelm Berger lehrt am Institut für Technik- und Wissenschaftsforschung an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt.

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Emotionen haben in der Arbeitswelt nichts zu suchen

Emotionen am Arbeitsplatz lassen sich nicht verhindern, aber man kann sie verstehen. Grob geschichtlich betrachtet sagt Alexander Goebel, dass der Kapitalismus zu einer einseitigen Wahrnehmung der Emotionen gekommen ist und zwar aus folgenden Gründen: Der typischen Arbeiter an einen gewöhnlichen Arbeitsplatz zu Beginn der Industrialisierung im 19. Jahrhundert hat seine Arbeitsbedingungen grundsätzlich nur still erlitten, wiewohl er vielleicht innerlich wütend war. Damals gab es keine oder wenige emotionale Äußerungen, denn solche hätten zu Schwierigkeiten bis hin zum Verlust des Arbeitsplatzes geführt. Alexander Goebel fügt hinzu: „Die Arbeit an sich war emotional unentrinnbar mit Mühsal, Verachtung und Ungerechtigkeit verbunden. Negative Werte, die die Menschen stumm dienend solange erduldeten, bis der Leidensdruck einfach zu groß wurde und sich die aufgestauten Emotionen in Protest und Arbeitskampf entluden, zu Recht und mit Recht.“ Alexander Goebel ist seit 40 Jahren erfolgreich im Emotionsgeschäft unterwegs.

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Die Aufmerksamkeit hat nur eine begrenzte Kapazität

Aufmerksamkeit in die erforderliche Richtung zu lenken ist eine ureigene Aufgabe für Führungskräfte. Die Begabung liegt dabei in der Fähigkeit, das Augenmerk zum richtigen Zeitpunkt an den richtigen Ort zu verlagern, Trends und entstehende Realitäten zu spüren und Gelegenheiten zu nutzen. Daniel Goleman ergänzt: „Ob ein Unternehmen erfolgreich ist oder untergeht, liegt aber nicht nur an der Konzentration eines einzigen strategischen Entscheidungsträgers, sondern beruht auf der Gesamtheit einer breiten Aufmerksamkeit und Fertigkeit aller Mitarbeiter.“ Allein die Zahl der Menschen führt dazu, dass die Gesamtheit der Aufmerksamkeit in einem Unternehmen viel breiter gestreut sein kann als die einen Einzelnen: In der Frage, war sein Augenmerk auf was richtet, herrscht Arbeitsteilung. Diese Vielfachkonzentration stärkt die Fähigkeit einer Firma, mit seiner Aufmerksamkeit komplexe Systeme richtig zu deuten und darauf zu reagieren.

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Für Verhaltensveränderungen benötigt man einen Angelpunkt

Gewohnheiten sind laut Clemens Sedmak vertraute Begleiter auf dem persönlichen Lebensweg – sie sind wie ein Flussbett, in dem der Lebensstrom dahinfließt – Gewohnheiten sind Rückgrat und Halteleine. Clemens Sedmak sieht aber durchaus auch die negativen Seiten von Gewohnheiten: „Und gerade weil sie Halt geben und zur zweiten Natur werden, können Gewohnheiten auch versteinern und zu verfestigten Lebensmustern werden, aus denen wir nicht mehr auszubrechen vermögen; unmerklich nehmen sie von unserem Leben Besitz.“ Die englische Schriftstellerin Elizabeth Gaskell (1810 – 1865) hat Gewohnheiten mit Ketten verglichen, die sich im frühen häuslichen Alltag herausbilden, ohne dass sich ein Kind dagegen wehren kann. Man wird, so die Idee, in einen Haushalt mit seinem Rhythmus hineingeboren, in dem sich Tag für Tag Abläufe wiederholen. Der österreichische Philosoph Clemens Sedmak hat unter anderem eine Professur am Londoner King´s College inne.

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Nur Sklaven suchen ihren Lebenssinn in der Arbeit

Das neue Philosophie Magazin 06/2015 beschäftigt sich im Titelthema mit der Frage: „Macht meine Arbeit noch Sinn?“ Diese Frage scheint heut für viele drängender denn je zu sein, obwohl sie historisch gesehen relativ neu ist. Fragen nach dem Sinn der Arbeit tauchen allerdings erst dann auf, wenn die Fragen der Würde geklärt sind. Für Sigmund Freud ist nicht nur der soziale Wert ausschlaggebend für ein befriedigendes Arbeiten, sondern auch die Übersetzbarkeit bestehender und mitunter höchst selbstbezogener Triebregungen in die jeweilige Tätigkeit. Das heißt, nicht jeder Mensch findet sein Glück als humanitäre Kraft, auf welchem Gebiet auch immer. Vielmehr gibt es auch solche Menschen, die Konkurrenzdruck und einen ständigen Kampf um Macht brauchen, um in der Arbeit aufzugehen. Der Philosoph und Kulturkritiker Byung-Chul Han behauptet dagegen: „Wer seinen Lebenssinn in der Arbeit sucht, gibt sich damit bereits als Sklave unseres Zeitalters zu erkennen.“

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Die Tätigkeit des Verstehens hat einen ambivalenten Charakter

Mit dem Wunsch, verstanden zu werden, ist immer das Verlangen nach Einverständnis, manchmal nach Verzeihen verbunden. „Ich verstehe Dich!“, „Ich habe Verständnis für Dich!“ Wer diese Sätze hört, muss laut Wilhelm Berger allerdings oft einen hohen Preis dafür bezahlen, nämlich den Preis der Abhängigkeit und der Unterwerfung. Die Tätigkeit des Verstehens steht seiner Meinung nach auch theoretisch in einer tiefen Ambivalenz. Prinzipiell gilt das Verstehen im Verhältnis zum Beschreiben als tief und im Verhältnis zum Erklären als weich. Wilhelm Berger erläutert: „Während das Erklären seinen Gegenstand als Objekt sieht und zu einem sicheren, definitiven Ergebnis kommen will, scheint das Verstehen von Zuwendung und gutem Willen getragen zu sein.“ Professor Wilhelm Berger lehrt am Institut für Technik- und Wissenschaftsforschung an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt.

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Gemeinsames Lachen verbindet und signalisiert Zugehörigkeit

David Brooks schreibt in seinem Buch „Das soziale Tier“: „Menschen lachen in Gesellschaft ungefähr 30 Mal häufiger als allein.“ Lachen ist als Mittel der Kommunikation vermutlich älter als die Sprache. Jedoch: Nur 15 Prozent der Sätze, die Gelächter auslösen, sind erkennbar witzig, schreibt David Brooks. Alexander Goebel erklärt: „Man muss kein Soziologe sein, um davon auszugehen, dass Lachen für soziale Bindung sorgt.“ Die Menschen sind darauf programmiert, Gruppen zu bilden. Denn die Gruppe hat sich von jeher, oder zumindest nach der Erfindung der Landwirtschaft, besser verteidigen und ernähren können, und die Gruppe kann gemeinsame Aufgaben und Probleme besser lösen als im Einzelkampf. Es fällt den Menschen einfach leichter, gemeinsam zu lachen, sie fühlen sich in der Gruppe sicherer. Alexander Goebel ist seit 40 Jahren erfolgreich im Emotionsgeschäft unterwegs.

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Herbert Schnädelbach stellt den Naturalistischen Fehlschluss vor

Ein Grundgesetz in der Philosophie lautet: Man darf nicht von dem, was ist, einfach ableiten, was sein soll. Denn Tatsachenbehauptungen allein rechtfertigen keine normativen Forderungen. Laut Herbert Schnädelbach ist ein unvermittelter Übergang vom Beschreiben zum Vorschreiben, vom Deskriptiven zum Präskriptiven weder in grammatischer noch in sachlicher Form erlaubt. Herbert Schnädelbach fügt hinzu: „Warum dieses Verbot, das man allgemein David Hume als das „Hume`sche Gesetz“ zuschreibt, etwas betrifft, was angeblich naturalistisch und zudem ein Fehlschluss sein soll, liegt freilich nicht auf der Hand.“ Mit dem Sein ist für Herbert Schnädelbach, aus dem man David Hume zufolge kein Sollen ableiten kann, ja nicht nur bloß die Natur gemeint, sondern der Inbegriff aller Seinsbereiche. Die Redeweise „Naturalistischer Fehlschluss“ ist seiner Meinung nach nur historisch zu erklären.  Vor seiner Emeritierung war Herbert Schnädelbach Professor für Philosophie an den Universitäten Frankfurt am Main, Hamburg und an der Humboldt-Universität in Berlin.

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So sahen Sitte und Brauchtum im antiken Griechenland aus

Ein Grundzug im sittlichen Denken des antiken Griechenlands ist die Teilnahme am öffentlichen Leben, das jedoch fast ausschließlich den Männern vorbehalten war. Männlich geprägt sind nicht nur der Sport und die Feldzüge, sondern auch die gesamthellenische Liebe zum männlichen Körper, der in höchster Vollendung dargestellt wird und in der griechischen Kunst eine dominierende Stellung einnimmt. In diesem Zusammenhang ist auch die Homosexualität zu betrachten, die nicht nur in den dorischen Männerbünden, sondern in ganz Hellas als normal angesehen und nie in Frage gestellt wurde, sofern ein erwachsener Mann auch für die Nachkommenschaft in seiner Familie sorgte. Die sportliche Ausbildung am Gymnasium und der tätige Anteil am politischen Geschehen sind ebenso selbstverständlich wie die Teilnahme an den religiösen Festen, die nur in den seltensten Fällen einer gesetzlichen Regelung bedurften.

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Der Eros will die Geliebte und das Zusammensein mit ihr

Es ist das eigentlich Schlimme und Unmenschliche an dem vom Eros abgetrennten Sexkonsum, dass er genau das vereitelt, was den Sinn der Liebesbegegnung im Ganzen des Daseins gerade ausmacht: das Hinaustreten aus der eigenen Begrenzung und Ichhaftigkeit durch das Einswerden mit einer anderen Person. Für Josef Pieper, einem deutschen Philosophen, der von 1904 bis 1997 lebte, ist es der Eros, der die Geliebte will und das Zusammensein mit ihr. Sex hingegen sucht ein Neutrum, etwas Sachhaftes und Dingliches, nicht ein Du, sondern ein Es. Die bloße Sexbegegnung trägt also zu Recht einen trügerischen Charakter. Josef Pieper beschreibt diesen so: „Für den Augenblick kommt zwar eine Illusion von Einswerdung zustande; aber ohne Liebe lässt diese scheinbare Vereinigung zwei einander Fremde noch weiter voneinander entfernt zurück, als sie es vorher schon waren.“

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Rudolf Eucken erklärt wie der Realismus den Idealismus ablöst

Das 19. Jahrhundert hat laut Rudolf Eucken eine durchgreifende Wendung von einer unsichtbaren zu einer sichtbaren Welt vollzogen, wie das bei den Überzeugungen die Verdrängung des Idealismus durch den Realismus bekundet. Mit der Freude und Frische der Jugend ergreift die Menschheit die Realität, je enger sie mit ihr verbunden ist, desto fester wird ihre Zuversicht, hier für die Gesamtheit des Lebens einen Sinn und einen Wert zu finden. Der Boden dieses sichtbaren Universums scheint auf einem unerschütterlichen Boden gegründet zu sein, der hier die Arbeit trägt, alle Schatten der Vorurteile, alle Nebel des Aberglaubens sind gewichen. Rudolf Eucken schreibt: „Helles Sonnenlicht umflutet die Dinge und zeigt ungetrübt ihre echte Natur, nach allen Seiten hin findet das Wirken freies und unbegrenztes Feld, das Leben scheint hier zuerst von Traum und Wahn zu voller Wachheit und Wirklichkeit zu gelangen.“

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Analphabetismus ist ein Skandal der modernen Gesellschaft

Der Analphabetismus ist für Konrad Paul Liessmann längst keine Metapher mehr für eine Unbildung, die nur wenige Menschen am Rande der Gesellschaft betrifft, sondern der Skandal einer modernen Gesellschaft schlechthin: dass junge Menschen nach Abschluss der Schulpflicht die grundlegenden Kulturtechniken wie das Lesen und das Schreiben nur unzureichend, manchmal gar nicht beherrschen. Neben der umstrittenen Methode, Schreiben nach dem Gehör zu lernen, zählt der Versuch, die Lesefähigkeit zu steigern, indem man die Texte drastisch vereinfacht, zu den problematischen Strategien einer umfassenden Praxis der Unbildung. Sprache, so suggerieren diese Konzepte, dient nur der Übermittlung simpler Informationen. Prof. Dr. Konrad Paul Liessmann ist Professor für Methoden der Vermittlung von Philosophie und Ethik an der Universität Wien und wissenschaftlicher Leiter des Philosophicum Lech.

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Die Würde hat in den meisten Fällen sehr viel mit Mut zu tun

Es gibt Situationen im Leben, in denen Menschen eine Würde ausstrahlen, die sie ihrer Aufrichtigkeit und dem Mut verdanken, zu sich selbst zu stehen, auch vor anderen. Erfahrungen der Würde durch Aufrichtigkeit macht man nicht nur in der Öffentlichkeit, sondern auch im Privatbereich. Peter Bieri nennt Beispiele: „Nach langer Zeit und heftigem Widerstand bringen wir den Mut auf, uns schwierige Dinge einzugestehen: die Erleichterung bei einem Tod oder einer Trennung; das Bedürfnis nach Vergeltung bei einer Kränkung; die Kränkung selbst; eine Wut eine Eifersucht.“ Und auch noch etwas anderes gibt es: sich einzugestehen, dass man ein Gefühl nicht besitzt, beispielsweise Zuneigung oder Mitleid. Peter Bieri, geboren 1944 in Bern, studierte Philosophie und Klassische Philologie und lehrte als Professor für Philosophie in Bielefeld, Marburg und an der Freien Universität Berlin.

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