Viele Menschen leiden an einem Mangel an Sinn

Jährlich nehmen sich rund 58.000 Amerikaner das Leben. Die Zahl der Selbstmordversuche übersteigt die der gegangenen Suizide etwa um das Zehnfache. Uwe Böschemeyer fügt hinzu: „Jährlich leiden innerhalb der EU 18,4 Millionen Menschen im Alter zwischen 18 und 65 an Depressionen. Diese Zahlen erschüttern mich.“ Heutzutage ist die Angst zum lebensbestimmenden Gefühl geworden. Uwe Böschemeyer meint damit die Angst vor den Tiefen oder Untiefen der eigenen Seele, die Angst vor anderen Menschen, die Angst vor der Welt, in der man lebt. Das gilt nicht nur für Europa, das gilt weltweit. Und keineswegs nur wegen der Finanzkrisen. Viele Menschen wissen davon nicht nur aus Büchern oder den Medien. Uwe Böschemeyer ist Rektor der Europäischen Akademie für Wertorientierte Persönlichkeit und Leiter des Instituts für Logotherapie und Existenzanalyse in Salzburg.

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Ein künstliches Selbst führt zur Selbstentfremdung

Angesichts des Fehlens einer ganzen Persönlichkeit bildet sich das bei einem Menschen heraus, was Georg Milzner als „künstliches Selbst“ bezeichnet. Georg Milzner erläutert: „Unter dem künstlichen Selbst verstehe ich eine psychische Haltung, die – angesichts eines Mangels an Anteil nehmender Fremdaufmerksamkeit, bei ausbleibender Selbstaufmerksamkeit und, hieraus resultierend, einem fehlenden tieferen Selbstgefühl – an die Stelle des reifen, sich als Ganzheit empfindenden Selbst ein Surrogat setzt.“ Die Reifung einer Persönlichkeit wird kulturell gewissermaßen vorausgesetzt, was den Druck mit sich bringt, so etwas wie eine gereifte Persönlichkeit vorweisen zu können. Wer sich aber nicht fühlen kann, wer nicht aufmerksam in sich hineinzuhorchen vermag, der hat immer noch eine Möglichkeit. Ein kann von sich selbst ein Bild entwerfen. Georg Milzner ist Diplompsychologe und arbeitet in eigener Praxis als Psychotherapeut.

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Die Lebensverhältnisse vieler Bürger sind unsicher geworden

Die heutige Gesellschaft mutet ihren Bürgern gravierende Unsicherheiten ihrer Lebensverhältnisse zu. Ernst-Dieter Lantermann erklärt: „Sie werden kontinuierlich mit verstörenden Nachrichten über die Katastrophen dieser Welt konfrontiert, sie leiden an Verlusten an verlässlicher Orientierung und einer Aufkündigung von Solidarität, Fairness und Gerechtigkeit.“ Und immer mehr Menschen erfahren, dass ihr Leben zu einer prekären Gratwanderung zwischen Meistern und Absturz geworden ist. In einer solchen Lage sehen sich viele Menschen in ihrem Selbstwertgefühl zutiefst verunsichert. Diese Erschütterungen des persönlichen Selbst hält auf Dauer niemand aus. Daher unternehmen Menschen, die sich ihnen ausgesetzt sehen, alles, was noch in ihrer Hand liegt, ihre Identität und Selbstwertschätzung zu schützen und zurückzugewinnen. Ernst-Dieter Lantermann war von 1979 bis 2013 Professor für Persönlichkeits- und Sozialpsychologie an der Universität Kassel.

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Alles wirklich Wichtige kann der Mensch selbst bestimmen

Als Daniel Klein Jean-Paul Sartre und seinen existentialistischen Mitstreiter Albert Camus zum ersten Mal las, war er hingerissen. Das war eine Philosophie, in der es um das Leben ging, um Sinnfindung und das persönliche Verhalten. Es war die Art von Philosophie, nach der er von Anfang an gesucht hatte. Jean-Paul Sartre sagt, dass menschliche Wesen im Unterschied zu den Gegenständen in der Welt nicht durch ihre Eigenschaften definiert werden können. Denn Menschen können über ihr ganzes Leben hinweg ihre grundlegenden Eigenschaften und Zwecke selbst erschaffen und verändern. Es ist also sinnlos zu sagen, ein Mensch hätte eine unveränderliche, ihn festlegende Essenz. Daniel Klein, Jahrgang 1939, studierte Philosophie in Harvard. Zusammen mit Thomas Cathcart schrieb er „Platon und Schnabeltier gehen in eine Bar“, das in 26 Sprachen übersetzt wurde.

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Der Mensch ist seinem Wesen nach ein Sinnsuchender

In allen Lebensbereichen kann ein Mensch Sinn und damit also Hoffnung finden. Uwe Böschemeyer schreibt: „Die Suche nach Sinn bezieht sich auf alle Bereiche des Lebens, auf die dunklen ebenso wie die hellen. Wer sich bei der Suche nur auf die hellen konzentriert, halbiert sein Leben.“ Alles aber, was ein Mensch ablehnt, entzieht sich ihm in seinem Wesen, verschließt ihm den Zugang zu sich, bleibt ihm fremd, verhindert sein Verstehen. Das Leben will angenommen, es will nicht abgelehnt sein. Nichts zeigt sich einem Menschen in seinem Wesen und Sinn, wenn er es verneint. Im Jahr 1975 erwarb Uwe Böschemeyer bei Prof. Viktor Frankl sein Zertifikat in Logotherapie und Existenzanalyse. 1982 gründete er das Institut für Logotherapie in Hamburg. Die Schwerpunkte seiner Arbeit sind die Wertimagination und die Wertorientierte Persönlichkeitsbildung.

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