Große Kulturen haben niemals autochthone oder nationale Wurzeln

Wie kein anderes Volk der Antike suchten die Griechen nach Erkenntnis und versahen die Dinge mit Namen. Schon das Wort „Philosophie“, „Weisheitsliebe“, entstammt der griechischen Sprache. Bernd Roeck erläutert: „Mit der ionischen Naturphilosophie zeigt sich das Fragen und Forschen, die Erkundigung, „historie“, erstmals als systematisches Unterfangen.“ Zur kommunikationsfreudigen Geografie des Mittelmeers, zu politischen und sozialen Umständen kam ein weiterer, das Gespräch bereichernder Faktor: die Beziehungen zum Orient. Große Kulturen haben niemals autochthone oder nationale Wurzeln. Sie entstehen durch Austausch und fruchtbaren Streit. So verdankt griechischer Geist dem Orient mehr, als das Geschichtsbild des humanistischen Gymnasiums wahrnahm. Die griechische Skulptur zum Beispiel nimmt mit Kulturtransfers aus Ägypten ihren Anfang. Bernd Roeck ist seit 1999 Professor für Neuere Geschichte an der Universität Zürich und einer der besten Kenner der europäischen Renaissance.

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Der deutsche Realismus zeichnet sich durch Verklärung und Harmonie aus

Die Literatur in der Epoche nach der Revolution von 1848 ist schwer unter einem einheitlichen Aspekt zu beschreiben: Einerseits steht sie noch immer unter dem Leitbild Johann Wolfgang von Goethes, andererseits waren besonders Schriftsteller des liberalen Lagers schon seit 1830 nicht mehr bereit, dem „Fürstenknecht“ nachzueifern. Sie standen in deutlicher, oft auch polemischer Opposition zur idealistischen und romantischen Literaturauffassung. Der Begriff „Realismus“ wurde in Europa zwischen 1830 und 1880 als allgemeiner kunsttheoretischer Terminus für die neue Literatur und zugleich als Selbstkennzeichnung des künstlerischen Standpunkts dieser Epoche benutzt. Man ging von der Wiedergabe der zeitbezogenen Aktualität aus, glaubte alle wichtigen Zusammenhänge – soziale, ökonomische, politische – an der gesellschaftlichen und individuellen Entwicklung der Figuren eines Romans, einer Novelle oder eines Dramas darstellen und auf diese Weise „das Leben“ beschreiben zu können.

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So sahen Sitte und Brauchtum im antiken Griechenland aus

Ein Grundzug im sittlichen Denken des antiken Griechenlands ist die Teilnahme am öffentlichen Leben, das jedoch fast ausschließlich den Männern vorbehalten war. Männlich geprägt sind nicht nur der Sport und die Feldzüge, sondern auch die gesamthellenische Liebe zum männlichen Körper, der in höchster Vollendung dargestellt wird und in der griechischen Kunst eine dominierende Stellung einnimmt. In diesem Zusammenhang ist auch die Homosexualität zu betrachten, die nicht nur in den dorischen Männerbünden, sondern in ganz Hellas als normal angesehen und nie in Frage gestellt wurde, sofern ein erwachsener Mann auch für die Nachkommenschaft in seiner Familie sorgte. Die sportliche Ausbildung am Gymnasium und der tätige Anteil am politischen Geschehen sind ebenso selbstverständlich wie die Teilnahme an den religiösen Festen, die nur in den seltensten Fällen einer gesetzlichen Regelung bedurften.

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Platon entwickelte an seiner Akademie ein neues Erziehungsideal

Kalokagathia, also schön und gut zu sein und der Agón, sprich der Wettkampf, sind die beiden Begriffe, die das Denken im antiken Griechenland und sein Bildungsideal wesentlich bestimmten. Der Brauch, seien Kräfte und Fähigkeiten im Wettbewerb zu messen, beschränkte sich nicht auf den Sport, sondern schloss auch musische Elemente wie Theater, Gesang, Musik und Tanz mit ein. Sie wurden auch bei den großen Festen für die Götter in Athen, Isthmia oder Delphi mit unterschiedlichem Gewicht neben den körperlichen Leistungen gewürdigt. Eine Ausnahme in diesem attischen und gesamtgriechischen Konzept machte lediglich Sparta, dessen Jugend mit äußerster Härte einem militärischen Drill, im Sinne des Staates, unterzogen wurde. Eine geordnete Schulbildung stand üblicherweise nur den Söhnen zu, die Mädchen wurden im Hause und für das Haus erzogen.

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Der große Leistungsdruck in der Schule überfordert viele Kinder

Schulkinder sind in der Regel sehr widerstandsfähig, benötigen aber ihre Auszeiten und Eltern, die Gelassenheit ausstrahlen. Doch gerade Mütter übertreiben bei der Schulerziehung oft maßlos. Sie wissen nicht, dass die für die Burn-out-Kandidaten von morgen verantwortlich sind. Weil es in Deutschland inzwischen sehr viele Schüler gibt, die mit dem Leistungsdruck nicht mehr fertig werden, werden ihnen über den ganzen Tag verteilt, Anti-Stress-Trainings angeboten. Die Techniker Krankenkasse hat durch eine Studie herausgefunden, dass Stresssymptome schon im frühen Jugendalter weit verbreitet sind. Besonders bedenkliche Ergebnisse waren: Rund 20 Prozent der Jugendlichen hat mindestens einmal in der Woche Kopfschmerzen. Sogar über 30 Prozent leiden zudem unter Bauchschmerzen oder Appetitlosigkeit. Gerd Schulte-Körne, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, vertritt die These, dass der steigende Leistungsdruck in der Schule viele Kinder in eine chronische Überforderung treibt.

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Die Hauptschule kann nur noch Chancenlosigkeit verteilen

Da das Arbeitsvolumen in der Arbeitsgesellschaft schrumpft, wird der Übergang vom Bildungssystem in die Beschäftigungsphase unsicher und labil. Dazwischen schiebt sich laut Ulrich Beck eine Grauzone risikovoller Unterbeschäftigung. Heute reicht auch ein Schul- oder Universitätsabschluss allein in vielen Fällen nicht mehr aus, um eine bestimmte Berufsposition und damit ein entsprechendes Einkommen und Ansehen zu erreichen. Auf keinen Fall ist aber die Ausbildung überflüssig geworden. Ulrich Beck schreibt: „Im Gegenteil: ohne qualifizierenden Abschluss ist die berufliche Zukunft gänzlich verbaut.“ Qualifizierende Ausbildungsabschlüsse werden also immer weniger hinreichend, aber auch immer notweniger, um die erstrebten, knappen Beschäftigungspositionen zu erreichen. Ulrich Beck war bis 2009 Professor für Soziologie an der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Seither ist er Gastprofessor für Soziologie an der London School of Economics and Political Science.

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Verzweifelte Eltern zittern um die Karrieren ihrer Kinder

Ehrgeizige Eltern befürchten, dass selbst ein Bachelor nicht mehr für einen guten Job reicht. Sie klagen, dass es in Deutschland nicht genügend Master-Studiengänge gibt. Die Sorgen der Eltern beginnen oft schon bei der Auswahl des richtigen Kita-Platzes. Es folgt die Suche nach der passenden Grundschule und einem angesehenen Gymnasium. Meist befinden sie sich zwischen Hoffen und Bangen, das richtige Plätzchen für ihren Nachwuchs zu ergattern. Viele Eltern, die immer nur das Beste wollen, haben Angst, sind nervös und angespannt, wenn es um die Ausbildung ihrer Kinder geht. In England hat der Soziologe Frank Furedi von der University of Kent für dieses Elternverhalten den Ausdruck „Paranoid Parenting“ geprägt.

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Immer mehr Kinder gehen auf Elite-Grundschulen

Zu den Elite-Grundschulen, die sich immer mehr in Deutschland etablieren, zählen auch die „BIP Kreativitätsschulen“. BIP ist die Abkürzung für Begabung, Intelligenz, Persönlichkeit. Die Schulen werben damit, dass 90 Prozent ihrer Schüler den Übergang ins Gymnasium schaffen. Eltern, die ihre Kinder auf Eliteschulen schicken, wollen ihren Nachwuchs vor allem vor der Willkür des staatlichen Schulsystems schützen. Kindertagesstätten, in denen zweisprachig gelehrt wird und die Betreuer Mentoren heißen, haben lange Wartelisten. Ihre Mission lautet, aus den Kindern erfolgreiche, selbstbewusste Menschen zu formen. Privatschulen, die zwei Drittel ihres Unterrichts in Englisch abhalten und die Kinder Schuluniformen tragen, sind auf Jahre ausgebucht.

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Aristoteles begründet die exakten Wissenschaften

Aristoteles war der Erste, der die Wissenschaften in verschiedenen Disziplinen aufteilte. Er lehrte Methoden, mit denen sich sichere Erkenntnisse gewinnen ließen und beschritt den Weg zum gesicherten Wissen über die Deduktion und Induktion: die Deduktion schließt vom Allgemeinen auf das Besondere, die Induktion ist der Versuch aus wenigen speziellen Gegebenheiten auf das Allgemeine zu schließen und so eine allgemein gültige Aussage der Erkenntnis zu erzielen. Zu seinen Schriften der Logik gehören die acht Bücher der „Topik“ und die „Sophistischen Widerlegungen“, die Anleitungen enthalten, wie Behauptungen begründet aufzustellen und zu verteidigen sind sowie etwaigen Widersprüchen aus dem Wege zu gehen.

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