Jeder Mensch ist für seinen Sinn des Lebens selbst verantwortlich

Der Sinn, den Viktor Frankl für den Menschen einfordert, ist keiner, der als Gabe Gottes von irgendwo herkommt, nichts, das einem Individuum zugeteilt wird, geschenkt, verliehen oder überlassen wird, sondern etwas, um das sich der Einzelne selbst kümmern muss. Nicht umsonst spricht Viktor Frankl nicht vom Sinn des Lebens, sondern vom Sinn meines Lebens. Alexander Goebel erklärt: „Jeder ist für seinen Sinn verantwortlich. Das Leben an sich ist schon sinngebend, wenn wir nur nach Sinn streben, es bietet sinnstiftende Konstrukte und Denkweisen an, aber wir müssen auf das Leben zugehen, bereit und willens sein für diese Reise.“ Insofern bedient Viktor Frankl den ursprünglichen Wortsinn des Reisens, der da ist: sich auf den Weg machen. Alexander Goebel ist seit 40 Jahren erfolgreich im Emotionsgeschäft unterwegs.

Viele Menschen sind existentiell frustriert

Zwei Wege sind dabei interessant: Sinn als etwas, das vom Subjekt aus vergeben wird, und Sinn, der vom Menschen entdeckt und festgelegt wird. Viktor Frankl meint, dass die Menschen heute nicht mehr im Zeitalter der sexuellen Frustration leben, wie Sigmund Freund es einstmals einschätzte, und auch nicht mehr in der Epoche der frustrierten Macht, nach Alfred Adler, sondern mittlerweile seien die Menschen existenziell frustriert. Viktor Frankl schreibt: „Im Gegensatz zum Tier sagen dem Menschen keine Triebe, was er zu tun hat, und im Gegensatz zu früher sagen ihm auch keine Traditionen mehr, was er tun soll. Und so weiß er nicht mehr, was er eigentlich will.“

Viktor Frankls Logotherapie stellt den Willen zum Sinn in den Mittelpunkt, wobei Viktor Frankl hier mit Sigmund Freud korreliert, dessen Lehre sich ebenso darauf verlässt, dass bereits die aktive Beschäftigung mit den Themen und Problemen eine therapeutische Wirkung hat. Viktor Frankl entwickelte die psychotherapeutische Methode der „Paradoxen Intention“, nach der ein Klient absichtlich dazu angeleitet wird, eine neurotische Verhaltensweise auszuüben. Ziel ist es dabei, diese im Endeffekt zu überwinden.

Der Therapeut nimmt eine katalytische Funktion ein

Die „katalytische Funktion des Therapeuten“ wie Viktor Frankl sie nennt, also die emotionale Begleitung von sinnsuchenden Prozessen, kann eine enorme Wirkung erzielen. Ein Mensch, der zum Beispiel unter Stottern leidet, kann durch Viktor Frankls „Paradoxe Intention“ seine Behinderung überwinden, indem er sich fest vornimmt, beim nächsten Meeting unbedingt zu stottern. Zunehmend wird es ihm schwerfallen, diese selbst gestellte Aufgabe zu erfüllen. Alexander Goebel ergänzt: „Es findet ein interner Kampf der Emotionen und körperlichen Reaktionen statt, der dazu führt, dass die Störung den Patienten nicht mehr überraschen kann, sondern nunmehr geführt und kontrolliert ist.“

Und das bedeutet in der Konsequenz, dass der Betroffene das Stottern ganz weglassen kann. Die rücksichtslose Konfrontation mit den eigenen Problemen ist der Weg, individuell und organisatorisch. Es geht dabei nicht mehr darum, die Defizite zu verheimlichen, zu verdecken, als Thema zu vermeiden, sondern im Gegenteil darum, den dafür notwendigen Zeit- und Energieaufwand zu nutzen, indem man an die Wurzeln der Defizite geht, die Aufgaben offen und ehrlich behandelt und nach strukturellen und emotionalen Lösungen sucht. Quelle: „Gute Gefühle machen Sinn“ von Alexander Goebel

Von Hans Klumbies