So sahen Sitte und Brauchtum im antiken Griechenland aus

Ein Grundzug im sittlichen Denken des antiken Griechenlands ist die Teilnahme am öffentlichen Leben, das jedoch fast ausschließlich den Männern vorbehalten war. Männlich geprägt sind nicht nur der Sport und die Feldzüge, sondern auch die gesamthellenische Liebe zum männlichen Körper, der in höchster Vollendung dargestellt wird und in der griechischen Kunst eine dominierende Stellung einnimmt. In diesem Zusammenhang ist auch die Homosexualität zu betrachten, die nicht nur in den dorischen Männerbünden, sondern in ganz Hellas als normal angesehen und nie in Frage gestellt wurde, sofern ein erwachsener Mann auch für die Nachkommenschaft in seiner Familie sorgte. Die sportliche Ausbildung am Gymnasium und der tätige Anteil am politischen Geschehen sind ebenso selbstverständlich wie die Teilnahme an den religiösen Festen, die nur in den seltensten Fällen einer gesetzlichen Regelung bedurften.

Hochzeiten dauerten im antiken Griechenland üblicherweise mehrere Tage

Zu den Festen für die Götter, die im antiken Griechenland jeweils auf einen oder mehrere Tage festgelegt waren, gehörten Opfergaben, Prozessionen, Hymnen und vielfach auch sportliche und musische Wettkämpfe. Eine besondere Stellung nahmen die Mysterienfeste ein, deren Teilnahme nach dem Grad der Einweihung abgestuft war. Sie dienten dem besonderen Schutz einer Gottheit und sollten ein seliges Weiterleben nach dem Tode verheißen. Auch die Feste und Feierlichkeiten im persönlichen Bereich waren religiös geprägt.

So war zum Beispiel das Symposium im Griechenland der Antike nicht nur ein Trinkgelage, sondern begann zumindest mit einer Trankspende an die Götter. Geburtstage sind erst in späterer Zeit ein Festanlass, aber die Geburt des Kindes wurde mit einem Dank an die Götter, Opfer, Festmahl und Geschenken gefeiert – ebenso der Eintritt ins Erwachsenenalter. Hochzeiten dauerten in der Regel mehrere Tage und umfassten je nach Vermögen des Ausrichters eine sehr große Schar an Gästen.

Schon im antiken Griechenland endete ein Begräbnis mit dem Leichenschmaus

Der Totenkult war im antiken Griechenland vergleichsweise bescheiden, obwohl den Verstorbenen nach griechischer Auffassung ein Jenseits erwartet und er einen Anspruch auf Fürsorge hat. Ob Erdbestattung oder überwiegend Verbrennung stattfindet, spielt dabei scheinbar keine Rolle. Man gibt den Toten mit, was sie zur Weiterführung des Daseins brauchen. Dazu kommen Lieblingsgegenstände seines Eigentums, Waffen, Schmuck, Hausgerät, Kleidung, Speise und Trank.

Die Bestattungsriten endeten mit dem Leichenschmaus – die Trauerzeit unterlag verschiedenen Geboten und Verboten. Zu den Pflichten der Nachlebenden gehörte die Grabpflege und die regelmäßige Spende von Speise und Trank, Honig, Öl und Wasser, manchmal auch Badewasser. Für vergessene Tote älterer Generationen gab es allgemeine Totenfeste, etwa im Sinn des heutigen Allerseelen. Wie bei den Gebräuchen bei Hochzeiten wurde auch im Totenkult von vermögenden Familien ein luxuriöser Aufwand getrieben.

Von Hans Klumbies