Ulrich Schnabel erzählt in seinem neuen Buch „Zuversicht“ von Menschen, die ihren Lebensmut selbst unter schwierigsten Dingen nicht verloren. Dabei geht es nicht um die naive Hoffnung, dass am Ende irgendwie alles wieder gut wird. Sein Buch ist auch kein Ratgeber im positiven Denken oder eine Empfehlung zum unbeirrten Optimismus, demzufolge es niemals Krisen gibt. Es geht Ulrich Schnabel um jene Art der Zuversicht, die sich keine Illusionen über den Ernst der Lage ist – und die einen Menschen dennoch in die Lage versetzt, der Angst zu trotzen und jene Spielräume zu nutzen, die sich auftun. Die neuesten Erkenntnisse aus Medizin, Neurobiologie, Psychologie und Philosophie zeigen: Nicht die Herausforderungen sind entscheidend, sondern die innere Haltung, die ein Mensch dazu einnimmt. Ulrich Schnabel ist seit über 25 Jahren Wissenschaftsredakteur bei der ZEIT.
Die Zuversicht lässt einen Menschen über sich hinauswachsen
Die Zuversicht ist eine Form der Lebensenergie, ein tief im Menschen ruhender Antrieb, der seine Existenz erst sinnvoll macht. Sie beruht auf der inneren Freiheit, dem persönlichen Handeln Sinn und Freude zuzuschreiben, selbst wenn die Umstände widrig sind. Diese Haltung gibt einem Menschen auch die Kraft, über sich hinauszuwachsen, wenn es die Situation erfordert. Denn die gewohnte Welt erscheint gerade heute wie aus den Fugen, die Tage des vertrauten Lebensstils scheinen gezählt.
In dem Buch begegnen dem Leser zahlreiche Menschen, die mit dem weltberühmten Physiker Stephen Hawking eines gemeinsam haben: Sie alle standen vor der Frage, wie man den Lebensmut bewahrt, wenn die äußeren Bedingungen unerfreulich, düster oder sogar aussichtslos erscheinen. Und ihre Geschichten handeln alle von der Kunst, unter solchen Umständen die richtige innere Haltung zu finden und auch dann noch Anlass zur Zuversicht zu sehen, wenn jene Quellen erschöpft sind, aus denen sie üblicherweise schöpfen.
Jeder Mensch sollte über die eigenen Schwächen lachen können
Ohne ein Mindestmaß an Zuversicht würde kein vernünftiger Mensch Kinder in die Welt setzen, würde zu keiner Reise mehr aufbrechen, kein politisches Programm entwerfen und vermutlich morgens noch nicht einmal aufstehen können. Eine der wichtigsten Voraussetzungen für eine Haltung heiterer Gelassenheit besteht darin, sich selbst nicht zu wichtig zu nehmen. Denn die ausschließliche Orientierung an den eigenen Vorlieben, Wünschen und Interessen sorgt nur für Selbstgerechtigkeit.
Gerade in Krisenzeiten empfiehlt Ulrich Schnabel über den Tellerrand der eigenen Person hinauszuschauen und im besten Falle die Fähigkeit zu kultivieren, über die eigenen Schwächen ebenso lachen zu können wie über die Unzulänglichkeiten der Welt. Ulrich Schnabel schreibt: „Wer diese Kunst meistert, hat sich eine Art von innerer Freiheit erworben, die selbst dann bestehen bleibt, wenn alle anderen Sicherheiten wegbrechen. Und aus der steten Angst ums Ich kann eine Zuversicht werden, die unabhängig von äußeren Umständen das Leben leichter macht – in schönen wie in schwierigen Zeiten.“
Zuversicht
Die Kraft der inneren Freiheit und warum sie heute wichtiger ist denn je
Ulrich Schnabel
Verlag: Blessing
Gebundene Ausgabe: 255 Seiten, Auflage: 2018
ISBN: 978-3-89667-513-2, 22,00 Euro
Von Hans Klumbies