Seneca empfielt den Menschen die Freude zu lernen

„Denn das Höchste hat schon erreicht, wer den Grund seiner Freude kennt und sein Glück nicht vom äußeren Einfluss abhängig gemacht hat“, sagt Seneca. Dagegen ist derjenige verstört und selbstunsicher, den die Hoffnung auf Ungewisses reizt, gleichgültig, ob das Erhoffte ganz nahe ist oder leicht zu erreichen, oder ob er noch überhaupt keine Enttäuschungen kennengelernt hat. Seneca rät den Menschen sich in ihrem Tun vor allem von einem bestimmen zu lassen: zu lernen sich zu freuen! Dabei kommt es darauf an, dass die Freude im eigenen Inneren lebendig ist. Alle anderen freudigen äußeren freudigen Anlässe können das Herz nicht füllen, da sie flüchtiger Natur sind.

Äußerer Glanz bringt keine wahre Freude

Man darf nicht meinen, wer lacht, sei froh. Denn laut Seneca muss der Geist des Menschen tatkräftig und zuversichtlich über allem stehen. Die wahre Freude ist eine ernste Sache. Seneca ist davon überzeugt, dass die Freude niemals verloren geht, sobald man entdeckt hat, wo sie zu finden ist. Der Mensch sollte sich allerdings nicht daran ergötzen, das die Masse erfreut, da es nur einen schwachen, oberflächlichen Genuss bietet. Denn jeder äußerlichen Freude fehlt die sichere Grundlage.

Die wahre Freude hat für Seneca einen festen Grund und dringt tief ins Innere des Menschen ein. Man sollte alle Dinge verwerfen und verachten, die nur äußerlich glänzen, die einem von anderen oder aus fremdem Besitz versprochen werden. Auf das wahre Gut sollten die Menschen achten und dass ihre Freude aus Eigenem stammt. Seneca ist davon überzeugt, dass der Hochgenuss bei einem Menschen jählings in Scherz umschlägt, der nicht gelernt hat, Maß zu halten.

Jeder Mensch braucht einen Lebensplan

Das wahre Gut stammt laut Seneca aus einem guten Gewissen, aus löblichen Vorsätzen, aus sinnvollem Handeln, aus der Verachtung allen Zufälligen, aus dem ruhigen, stetigen Gang des Lebens, das sich an seine gradlinige Bahn hält. Seneca schreibt: „Nur wenige unterwerfen sich und ihr Leben einem festen Plan, den übrigen geht’s wie dem Treibgut auf den Flüssen: sie lassen sich mehr treiben als sie schwimmen.“ Darum muss der Mensch genau festlegen, was er eigentlich will, und dann unbeirrt daran festhalten.

Seneca zitiert Epikur der gesagt hat: „Es ist eine lästige Sache, mit dem Leben immer nur anzufangen. Wer sein Leben ständig neu beginnt, verfehlt sein Leben.“ Laut Seneca bleibt für solche Menschen ihr Dasein immer nur Stückwerk. Seiner Meinung nach kann niemand für den Tod bereit sein, der eben erst mit dem Leben anfängt. Manche fangen sogar erst dann an zu leben, wenn sie schon aufhören müssen. Aber es geht noch schlimmer. Seneca erklärt: „Es gibt Menschen, die haben schon aufgehört zu leben, noch bevor sie überhaupt einen Anfang fanden.“

Von Hans Klumbies