Der Traum ist eine Halluzination

Beim Träumen wartet das Gedächtnis mit einer Sequenz aus halluzinierten Gedanken auf, die vom bewussten Geist in eine kontinuierliche Halluzination, eine Art Geschichte, verwandelt werden. David Gelernter erläutert: „Eine Erzählepisode geht ohne eindeutigen Grund in die nächste über, als würde der Autor eines Romans ständig seltsame Mitteilungen vom Mars erhalten, von denen er jede einzelne in seine Handlung einarbeiten muss.“ Das würde nur funktionieren, wenn seine Zuhörer erstaunlich leichtgläubig wären. Aber natürlich ist das schlafende Selbst tatsächlich bemerkenswert vertrauensselig. Der Traum ist eine Halluzination, aber nicht alles in ihm ist ein Produkt der Fantasie. Wenn man zum Beispiel im Traum die Alarmanlage eines Autos hört, könnte das eine Halluzination sein – oder aber auf der Straße heult tatsächlich eine Sirene. David Gelernter ist Professor für Computerwissenschaften an der Yale University.

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Viele Politiker sind stark auf ihre persönliche Bedeutung fixiert

Horst Seehofer, Bayerischer Ministerpräsident, lebt nach den Wahlen im September 2013 laut Frankfurter Allgemeinen Zeitung ganz in dem Bewusstsein, selbst das Volk zu sein. Zunehmend stellt er sich wie das Abbild eines Bürgerkönigs wie anno dazumal dar. Viele Politiker fallen aus Raum und Zeit, wenn sie erst einmal an die Macht gelangt sind. Thomas Rietzschel nennt ein Beispiel: „Als es um die Einführung der Euro-Bonds ging, um Staatsanleihen für Euro-Staaten, erklärte die deutsche Bundeskanzlerin, dazu würde es nicht kommen, solange sie lebe. Was ihr im Eifer des Gefechts entfuhr, verriet, dass sie sich eine Abberufung von der Entscheidungsebene nur durch den Gevatter Tod vorstellen kann.“ Thomas Rietzschel studierte Germanistik, Geschichte und Psychologie in Leipzig und ist Herausgeber mehrerer Bücher zur Kulturgeschichte der Moderne.

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Amartya Sen fragt nach der Reichweite der Vernunft

Für Amartya Sen, der im Jahr 1998 den Nobelpreis für Ökonomie erhielt, ist Nachdenken eine sichere Quelle der Hoffnung und Zuversicht in einer Welt, die von vergangenen und gegenwärtigen finsteren Taten verdüstert ist. Warum sich dies so verhält, ist seiner Meinung nach leicht einzusehen. Selbst wenn ein Mensch etwas total empörend findet, kann er seine Reaktion prüfen und sich fragen, ob sie angemessen ist und ob er sich von ihr leiten lassen soll. Amartya Sen schreibt: „Nachdenken kann man über die richtige Art, andere Menschen, andere Kulturen, andere Ansprüche einzuschätzen und zu behandeln, und über andersartige Gründe für Achtung und Toleranz.“

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