Ulrich Schnabel untersucht den Unterschied zwischen Mitleid und Mitgefühl

Psychologen machen einen Unterschied zwischen den Begriffen „Mitleid“ und „Mitgefühl“. Das reine Mitleid ist dabei jene Art von teilnahmsvollen Kummer, die sich auf eine Zuschauerrolle beschränkt, passiv bleibt und einen sicheren emotionalen Abstand wahrt – es entspricht also jener Haltung, die die meisten Menschen zum Beispiel gegenüber Obdachlosen einnehmen. Ulrich Schnabel ergänzt: „Man fühlt sich betroffen, hat eventuell auch ein schlechtes Gewissen, spürt aber nicht den Antrieb oder hat nicht die nötigen Mittel, einzugreifen und die Situation des anderen substanziell zu verbessern.“ Anders hingegen ist es beim Mitgefühl, das mit der Bereitschaft einhergeht, sich persönlich zu engagieren – was zum beispielsweise der Fall ist, wenn ein naher Verwandter obdachlos wird. Ulrich Schnabel ist Wissenschaftsredakteur der Wochenzeitung „Zeit“ und Autor mehrerer erfolgreicher Sachbücher.

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Friedrich Ebert wird von Max von Baden zum Reichskanzler ernannt

Friedrich Ebert, der vom Prinzen Max von Baden zum Reichskanzler ernannt wurde, stand seit dem 9. November 1918 einer Übergangsregierung, dem „Rat der Volksbeauftragten“ vor, der einen Tag später von der Vollversammlung der Berliner Arbeiter- und Soldatenräte bestätigt wurde. Ulrich Herbert erklärt: „Sein Hauptziel war zunächst die Eindämmung jener revolutionären Dynamik, der er seine eigene Machtübernahme verdankte. Um Ordnung, Sicherheit und Wohlfahrt herzustellen, wurden daher bereits in den ersten Tagen der Revolution vier Grundsatzentscheidungen getroffen, welche die weitere Entwicklung der deutschen Revolution nachhaltig prägten.“ Entscheidend war hier zunächst die Kontinuität der Behördentätigkeit: Polizei und Krankenhäuser, Finanzämter und Ministerialbürokratie sollten weiterarbeiten. Ulrich Herbert zählt zu den renommiertesten Zeithistorikern der Gegenwart. Er lehrt als Professor für Neuere und Neueste Geschichte an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg.

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Die Gesellschaft fällt in Fitte und Fette auseinander

Nach aktuellen Studien ist die Hälfte der Deutschen übergewichtig. Besonders stark angewachsen ist die Anzahl der krankhaft Übergewichtigen. Mediziner und Politiker sagen übereinstimmend: „Stark übergewichtig heißt oft auch ungesund und damit teuer.“ Jeder Sechste gehört heute in die Kategorie „adipös“: Der Body-Mass-Index liegt dann nicht nur über 25 wie bei den normal Übergewichtigen, sondern sogar über 30. Mit der Zahl der richtig Fetten, steigt auch die der Diabetiker, der Herz-Kreislauf-Patienten und der Menschen mit Gelenkschäden. Und somit auch der Andrang auf Arztpraxen, Krankenhäuser und Reha-Kliniken. Gleichzeitig wächst das Heer der Fitten in der deutschen Bevölkerung. Immer weniger Leute rauchen, immer mehr verzichten auf Alkohol und Zucker, immer mehr leben komplett clean und detox, also so gut wie ohne Giftstoffe.

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Anhaltender Schlafmangel macht die Menschen dumm

Wissenschaftliche Untersuchungen bestätigen, dass anhaltender Schlafmangel dumm und dümmer macht – nur sie merken es nach kurzer Zeit nicht mehr. Peter Sport erklärt: „Die meisten Menschen versuchen den Schlaf, den sie unter der Wochen wegen des sozialen Jetlags versäumt haben, am Wochenende nachzuholen, was oft nicht reicht.“ Wenn das Leid zu groß wird, landen manche Überforderte irgendwann im Schlaflabor eines Krankenhauses. Chefarzt Dieter Kunz vom Berliner St.-Hedwig-Krankenhaus sagt: „Etwa ein Drittel meiner akademischen Patienten haben ein erhebliches chronisches Schlafdefizit, weil sie am Wochenende nicht ausreichend Schlaf nachholen. Die Betroffenen klagen über Müdigkeit sowie unerklärliche Einschlafattacken am Tage und verschulden zum Teil gefährliche Verkehrsunfälle. Dieter Kunz erläutert: „Die meisten dieser Leute haben keine Schlaflosigkeit. Sie können auch zehn bis zwölf Stunden am Stück schlafen. Sie tun das am Wochenende sogar, aber meist reicht es nicht.“ Der Neurobiologe Peter Spork ist Wissenschaftsjournalist.

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Kurt Tucholsky starb am 21. Dezember 1935 (11. Teil)

Seit 1921 hat Kurt Tucholsky immer wieder mit dem Gedanken an Tod und Selbstmord gespielt, seit 1932 häuften sich diesbezügliche Briefstellen und Buchwidmungen. Als er in der Nacht des 21. Dezember 1935 im Sahlgrenschen Krankenhaus in Göteborg starb, deutete denn auch alles auf einen Suizid hin. Seither ist aber auch das Gerücht nie ganz verstummt, Kurt Tucholsky sei von den Nazis ermordet worden. Für beiden Thesen gibt es allerdings keine haltbaren Beweise. Für Selbstmord sprechen allerdings ein früherer Suizidversuch und seine wiederholten Klagen, dass alles keinen Sinn habe. Die Möglichkeit eines „Selbstmords aus Versehen“, ein in der medizinischen Literatur seit vielen Jahren unter dem Namen „Tablettenautomatismus“ bekanntes Phänomen, wurde bislang nicht in Betracht gezogen, obwohl dadurch viele der offenen Fragen zu erklären wären.

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Peter Bieri macht sich Gedanken über einen würdigen Tod

Wenn ein Mensch stirbt, geschehen zwei Dinge. Erstens kommen die körperlichen Lebensfunktionen zum Stillstand, zweitens erlischt die Person als Zentrum des Erlebens. Peter Bieri stellt sich die Frage, was es bedeutet, dafür zu sorgen, dass sich dieses doppelte Geschehen in einer würdevollen Art und Weise vollzieht. Zudem beschäftigt er sich mit zwei weiteren Fragen: „Was können die anderen zur Würde des Sterbenden beitragen, und was kann jemand selbst tun, damit sein Sterben in Einklang mit seiner Vorstellung von Würde steht?“ Die Würde eines Menschen ist für Peter Bieri zuerst einmal seine Selbstständigkeit als Subjekt, und damit seine Fähigkeit, über sein Leben selbst zu bestimmen. Peter Bieri, geboren 1944 in Bern, studierte Philosophie und Klassische Philologie und lehrte als Professor für Philosophie in Bielefeld, Marburg und an der Freien Universität Berlin.

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Hugette Labelle bekämpft seit Jahren die Korruption auf der Welt

Seit siebeneinhalb Jahren ist Huguette Labelle (73) Vorstandsvorsitzende der Anti-Korruptionsorganisation Transparency International. Jedes Jahr veröffentlicht die Organisation einen Index, der Bestechung auf dem ganzen Erdball misst. Sie selbst ist noch nie bestochen worden, aber es gibt Vorfälle, die sie wütend oder tieftraurig machen. Huguette Labelle nennt ein Beispiel: „Kinder sterben, weil ihre Eltern kein Schmiergeld haben. Sie müssen Leute bestechen, damit ihre Kinder medizinische Behandlung erhalten. Arme Leute bekommen ohne Schmiergeld oft keinen Zugang zu Wasser oder Schulen.“ Schrecklich findet es die Präsidentin von Transparency International auch, wenn Geld, das den Bürgern gehört, gestohlen und gewaschen wird, um Waffen zu kaufen und Konflikte zu schüren. Transparency International wurde vom früheren Direktor der Weltbank, Peter Eigen, gegründet und hat heute Büros in über hundert Nationen.

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Die Malerin Oda Jaune will Schreckliches in Schönheit verwandeln

Oda Jaune malt, seitdem sie denken kann. Ihre Werke zeichnen sich durch eine Unerschrockenheit vor Dingen aus, bei denen die meisten anderen Maler wegschauen. Sie schaut aber nicht verbittert, sondern geradezu zärtlich auf die Abgründe dieser Welt. Seit vier Jahren lebt Oda Jaune, die in Düsseldorf an der Kunstakademie studierte, nun schon in Paris. Die gebürtige Bulgarin war von 1998 bis 2003 Meisterschülerin in der Klasse von Jörg Immendorff. Die junge Studentin und der berühmte ältere Maler wurden ein Paar. Wenige Tage nach ihrem Umzug nach Paris hatte sie schon einen Galeristen, Daniel Templon, gefunden. Dieser machte zuvor Künstler wie Roy Lichtenstein oder Richard Serra in Frankreich bekannt. Nach nur vier Monaten hatte Oda Jaune schon ihre erste große Einzelausstellung, eine weitere folgte im Jahr 2011.

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Alzheimer ist eine schwere Gedächtnisfunktionsstörung

Demenz kann viele Auslöser haben wie zum Beispiel Durchblutungsstörungen. Am häufigsten tritt die Krankheit, bei der sich der Mensch selbst vergisst, in Form von Alzheimer auf, deren Ursachen noch nicht erforscht sind. Für die Betroffenen ist jeder Tag ein mühsamer Kampf gegen das Vergessen. Schätzungen gehen davon aus, dass weltweit mehr als 34 Millionen Menschen an Alzheimer leiden. Ein Prominenter, der sich erst vor kurzem zu seiner Demenz bekannte, ist Rudi Assauer, der ehemalige Fußballmanager von Schalke O4. Chefarzt Friedrich Leblhuber, Leiter der Abteilung für Neurologisch-Psychiatrische Gerontologie an der Landesnervenklinik Wagner-Jauregg in Linz, erklärt das Wesen der Krankheit: „Bei Alzheimer kommt es zu einem langsam fortschreitenden Untergehen der Nervenzellen. Vor allem jene, die mit dem Gedächtnis zusammenhängen, sind betroffen.“  

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Bei Gicht hilft auf Dauer nur eine Ernährungsumstellung

Ursache der Gicht ist eine Störung des Stoffwechsels, die angeboren ist. Die Nieren sind nur eingeschränkt dazu in der Lage, Harnsäure auszuscheiden. Der Gehalt der Harnsäure im Blut steigt deshalb solange an, bis sie sich in nadelförmige Kristalle verwandelt, die sich in den Geweben der Weichteile und den Gelenken ablagern. Bei einem typischen Gichtanfall lösen die Kristalle stark schmerzende Entzündungen der Gelenke aus, meist beginnt der Gichtschub im Grundgelenk einer großen Zehe. Die Gicht kann sich, wenn sie nicht von einem Arzt behandelt wird, in eine chronische Arthritis verwandeln, die zu dauerhaften Schäden an den Gelenken führen kann.

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Norbert Golluch: Kurioses aus Deutschland

Norbert Golluch verzichtet auf Stereotype und konzentriert sich in seinem Buch auf scheinbar unbedeutende Details und Absonderlichkeiten, Kuriositäten und Fakten, die normalerweise nicht in den Tageszeitungen stehen. Dadurch gelingt es ihm, etwas vom Geist und Geschmack Deutschlands einzufangen. Norbert Golluch arbeitete einige Jahre als Grundschullehrer, bevor er Redakteur bei einer Satirezeitschrift wurde. Nach seiner Tätigkeit als Lektor, lebt er seit 1985 als freier Autor in Köln. Gleich auf den ersten Seiten nimmt sich Norbert Golluch das Beamtendeutsch kritisch zur Brust, das er als kompliziert und undurchschaubar betrachtet und seiner Meinung nach in einer Demokratie nichts zu suchen hat.

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