Die Emanzipation verändert auch die Männer

Noch zur Zeit der Aufklärung wurden Knechte wie Mägde, aber auch Frauen ganz allgemein als unmündig angesehen. Immanuel Kant bezeichnete 1793 noch die Unmündigkeit der Frauen als natürlich gegeben und nannte sie in einem Atemzug mit der der Kinder. Ulf Poschardt stellt fest: „Mündige Männer freuen sich gut zweihundert Jahre später über die Emanzipation der Frauen.“ Die „emancipatio“ meinte im Lateinischen die Entlassung des Sohnes aus der väterlichen Gewalt oder auch die Freilassung eines Sklaven. Mündigkeit kennt kein Geschlecht. Sie ist eine universalistische Idee von Humanität und Fortschritt. Durch den Prozess der Emanzipation werden nicht nur Frauen andere, auch die Männer verändern sich mit ihnen. Die kulturellen Rollenbilder verschieben sich drastisch und schnell. Seit 2016 ist Ulf Poschardt Chefredakteur der „Welt-Gruppe“ (Die Welt, Welt am Sonntag, Welt TV).

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Die Neue Rechte hängt an Rollenklischees

„Weiber weiblich, Männer männlich“, befand Effi Briests alter Vater. Roger de Weck betont: „Die Neue Rechte hängt an Rollenklischees. Diese amüsierten schon Theodor Fontane 1895.“ „Wehrhaftigkeit, Weisheit und Führung beim Mann. Intuition, Sanftmut und Hingabe bei der Frau“, so teilt der rechtsextreme Politiker Björn Höcke die Eigenschaften zu. Das Sprachrohr der Neuen Rechten, die „Junge Freiheit“ sieht sowohl die Unterlegenheit der Frau als auch den Untergang des Mannes. Man liest dort: „Frauen sind eben Frauen und können sich daher nur bedingt das Männliche aneignen. Indem sie es versuchen und sich mit Männern auf dem Gebiet des Männlichen messen, können sie nur verlieren.“ Ähnlich befindet Michel Houellebecq: „Der größte Feind, den unsere westliche Gesellschaft auszumerzen versucht, ist das männliche Zeitalter, ist die Virilität an sich.“ Roger de Weck ist ein Schweizer Publizist und Ökonom.

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Das Ende der Literatur scheint gekommen zu sein

In seinem neuen Buch „Vom Ende der Literatur“ kritisiert Alain Finkielkraut: „Man liest nicht mehr, man korrigiert und klagt an.“ Der Bannstrahl der neuen Moral und der Wille zur Umerziehung entspringen nicht dem Tugendideal der Askese, sondern einem egalitären Ideal. Man hütet sich übrigens, das Wort Tugend zu verwenden, weil man sich unbedingt vom Krieg gegen die Libido distanzieren will. Im Kapitel „Erbaulicher Kitsch statt sexistischer Klischees“ behauptet Alain Finkielkraut, dass es sich beim Neofeminismus um Vandalismus handelt: „Unter dem großtönenden Vorwand, das Privileg der Männlichkeit abzuschaffen, wird die Sprache entstellt – bis zur Unleserlichkeit und Unaussprechlichkeit.“ Man ersetzt den Reichtum einer Sprache, den zahllose Schriftsteller mitgeschaffen haben, im Namen der Gleichberechtigung durch ein grauenhaftes Kauderwelsch. Alain Finkielkraut gilt als einer der einflussreichsten französischen Intellektuellen.

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Der weiße Mann ist toxisch

Im Titel seines neuen Buches „Der gekränkte Mann“ steckt für Tobias Haberl eine tiefe Wahrheit. Denn vieles, was in den modernen Gesellschaften des Westens gerade beschwerlich und bedrohlich ist, lässt sich damit erklären, dass sich die Vorstellung vieler Menschen von Männlichkeit gewandelt hat. Ja man attackiert die Männlichkeit sogar immer öfter und verurteilt sie. In den letzten Jahren standen die mittelalten weißen Männer ganz schön unter Druck. Sie mussten sich anhören wie toxisch sie sind und es sich bei ihnen im Grunde um ein Auslaufmodell handelt. Zudem stellte man sie als Zivilisationsirrtum dar, der für jede Menge Unheil auf der Welt verantwortlich sei. Der Literaturwissenschaftler Tobias Haberl schreibt für das „Süddeutsche Zeitung Magazin“. Sein letztes Buch „Die große Entzauberung – Vom trügerischen Glück des heutigen Menschen“ wurde ein Bestseller.

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Menschen begehren Anerkennung durch andere

Ökonomen nehmen an, dass Menschen von Präferenzen oder Nützlichkeiten motiviert werden, von Wünschen nach materiellen Mitteln oder Gütern. Dabei vergessen sie jedoch den Thymos. Dabei handelt es sich um denjenigen Teil der Seele, der Anerkennung durch andere begehrt. Dies geschieht entweder in Form von Isothymia, dem Streben, die gleiche Würde wie die Mitmenschen zu empfangen. Oder vollzieht sich in der Form von Megalothymia, dem Bedürfnis, im Vergleich mit anderen als überlegen zu gelten. Francis Fukuyama erklärt: „Ein großer Teil dessen, was wir normalerweise für eine wirtschaftliche, von materiellen Bedürfnissen oder Wünschen ausgelöste Motivation halten, ist in Wirklichkeit ein thymotisches Verlagen nach Anerkennung der eigenen Würde oder des eigenen Status.“ Francis Fukuyama ist einer der bedeutendsten politischen Theoretiker der Gegenwart. Sein Bestseller „Das Ende der Geschichte“ machte ihn international bekannt.

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Die Idee der Liebe ist im Niedergang begriffen

Das Titelthema des Philosophie Magazins 03/2019 lautet: „Was weiß mein Körper?“ Chefredakteurin Svenja Flaßpöhler schreibt in ihrem Editorial, dass der Mensch nicht nur einen Körper hat, der sich beobachten, vermessen, perfektionieren, instrumentalisieren lässt, sondern auch Leib ist. Durch ihn nimmt er die Welt wahr – ihre Farben, ihren Geruch, die Atmosphäre im Raum, ja sogar den Raum selbst und nicht zuletzt sich selbst. Der Leib? Nur ein Anhängsel der Seele, das dem Geist gehorcht. So lehrten es über Jahrhunderte Philosophen und Theologen. Doch birgt der Körper bei näherem Hinsehen selbst ein Wissen – ja sogar eine Weisheit. Denn ganz gleich, ob einem Menschen Gefahr droht, er sich verliebt oder Erinnerungen aufruft: Bisweilen scheinen Darm, Bauch, oder Nase etwas zu erkennen, von dem der Verstand noch nichts ahnt.

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Im Existenzialismus ist der Mensch zur Freiheit verurteilt

Wer den Existenzialismus als bloße Modeerscheinung betrachtet, der irrt sich gewaltig. In seinem Kern möchte er das Denken auf das konkrete Leben zurückführen. Die Grundeinsicht der Moderne, dass Gott tot ist und der Mensch in der Welt keinen Sinn finden kann, betrachteten die Existentialisten nicht als Bürde, sondern als Chance. Catherine Newmark, Chefredakteurin der Sonderausgabe des Philosophie Magazins „Die Existenzialisten“ schreibt in ihrem Vorwort: „Sie folgerten daraus, dass jeder Mensch vollkommen frei ist, sein eigenes Schicksal zu gestalten.“ Eine starke Anziehungskraft übte der Existenzialismus auf die Emanzipationsbewegungen der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts aus, welche die Gesellschaften des Westens nachhaltig verändert haben. Sie reichen vom Antikolonialismus über die Studentenrevolte der 60iger Jahre bis zum Feminismus und zur Schwulenbewegung. Auch in der Gegenwart haben die Gedanken der Existenzialisten wieder eine herausragende Aktualität. Denn die Freiheit, die jeder Einzelne besitzt, ist untrennbar mit der Verantwortung für sich selbst und die Welt verbunden.

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John Stuart Mill verteidigt die Freiheit der Lebensweise

John Stuart Mill (1806 – 1873) war ein Vorkämpfer und Ungerechtigkeit und einer der ersten Verfechter des Feminismus. Er war tätig als Politiker und Journalist sowie außerdem einer der größten Philosophen des 20. Jahrhunderts. Andere Menschen denken vielleicht, sie wissen, was einen selbst glücklich macht. Aber gewöhnlich irren sie sich. Selbst weiß man viel besser als die anderen, was man wirklich mit seinem Leben machen will. Und selbst wenn dies nicht der Fall ist, hielt es John Stuart Mill für besser, eigene Fehler zu machen, als gezwungen zu werden, eine bestimmte Lebensweise zu übernehmen. Nigel Warburton erklärt: „Dies steht im Einklang mit seinem Utilitarismus, da er glaubte, erhöhte individuelle Freiheit bewirke mehr Glück als eingeschränkte individuelle Freiheit.“ Philosoph Nigel Warburton ist Dozent an der Open University. Er gibt außerdem Kurse über Kunst und Philosophie am Tate Modern Museum.

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Menschen brauchen Raum zur Entfaltung

John Stuart Mill (1806 – 1873) war ein Vorkämpfer und Ungerechtigkeit und einer der ersten Verfechter des Feminismus. Er war tätig als Politiker und Journalist sowie außerdem einer der größten Philosophen des 20. Jahrhunderts. John Stuart Mill war Utilitarist und stand unter starkem Einfluss von Jeremy Bentham. Nigel Warburton erklärt: „Obwohl Mill mit Bentham darin einer Meinung war, dass die richtige Handlung immer die ist, die am meisten Glück bewirkt, glaubte er, dass die von seinem Lehrer vorgebrachte Darstellung des Glücks als bloße Luststeigerung zu unausgereift sein.“ Also entwickelt John Stuart Mill seine eigen Version der Theorie, die zwischen höherer und geringerer Lust unterschied. Der Philosoph Nigel Warburton ist Dozent an der Open University. Er gibt außerdem Kurse über Kunst und Philosophie am Tate Modern Museum.

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Georg Pfau kritisiert die antiquierte Sexualerziehung der Mädchen

Die fehlende Lust der Frau ist laut Georg Pfau ein häufiges Thema in der Sexualmedizin. Hier gibt es seiner Meinung nach viele Faktoren zu bedenken, allen voran die Methoden zur hormonellen Verhütung. Jede Gabe eines Sexualhormons, in welcher Form auch immer, beeinflusst die weibliche Sexualität. Georg Pfau erklärt: „Sie verändern nicht nur die Libido, das sexuelle Verlangen, sondern auch die sexuelle Präferenz, die sexuelle Vorliebe. Inzwischen gibt es genügend Studien, die beweisen, dass selbst die Partnerwahl durch hormonelle Kontrazeption beeinflusst wird.“ Das heißt: Frauen finden unter Hormongabe manchmal andere Männer begehrenswert als unter den eigenen Hormonen. Dr. Georg Pfau ist Arzt und Sexualmediziner. Er ist Mitglied der „Deutschen Akademie für Sexualmedizin“ in Berlin sowie Vorstands- und Gründungsmitglied der „Österreichischen Akademie für Sexualmedizin“ in Salzburg.

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Julie Christie spielte die Lara im Film "Doktor Schiwago"

Die Filmschauspielerin Julie Christie wurde am 14. April 1941 auf einer Teeplantage in Assam geboren. Ihre Kindheit und Jugend verbrachte sie in England, wo sie ein Nonneninternat besuchte. Als sie dort rausflog, tauchte sie in die faszinierende Welt des Swinging London ein. 1965 erhielt sie die Hauptrolle in dem Film „Darling“, bei dem John Schlesinger Regie führte. Sie spielte darin eine junge Frau, die als Modell auftritt und schauspielert, ohne Gewissensbisse mit unterschiedlichen Männern Sex hat und aus purer Langeweile Diebstähle begeht. Für die Darstellung des karrierehungrigen und freizügigen Fotomodells Diana erhielt Julie Christie 1966 den Oscar verliehen, wodurch sie über Nacht zum Superstar wurde.

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Simone de Beauvoir schrieb die Bibel des Feminismus

Das zentrale Thema in den Werken der französischen Schriftstellerin und Philosophin Simone de Beauvoir ist die Eifersucht. Das ist erstaunlich, denn sie ging als Vorreiterin des freien weiblichen Lebens und Denkens in die Literaturgeschichte ein. Mit dem Roman „Sie kam und blieb“, der im Jahr 1943 erscheint, wurde Simone de Beauvoir berühmt. Die Geschichte handelt von einer Dreiecksgeschichte zwischen einem Paar und einer jungen Frau. Die Story ist liberal, kühl und analytisch geschrieben, aber zwischen den Zeilen brodelt es wie in einem Vulkan. Auch in der Titelgeschichte ihres Erzählbandes „Eine gebrochene Frau“ spielt die Eifersucht die Hauptrolle.

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Ingeborg Bachmann war eine literarische Kultfigur

Ingeborg Bachmann war ein Superstar in der Literaturszene in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg. Ihr mysteriöser Feuertod hat ihren Mythos nur noch verstärkt. Darin ähnelt sie James Dean, der nach seinem Unfalltod zu einem Heros der Filmgeschichte aufstieg. Für Heinrich Böll war die tragische Dichterin nichts weiter als ein Mädchen, für die Feministinnen ein Vermächtnis der Literatur der Frauen. Inzwischen ist die Legende der Ingeborg Bachmann bei der weiblichen Ästhetik und Identität angelangt. Bei den Meinungen, die über Ingeborg Bachmann kursieren, ist nur eine von Dauer – wer früh stirbt, bleibt ewig jung.

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Martha Nussbaum erforscht die Grenzen der Moralität

Martha Nussbaum, studierte Altphilologin und Philosophin, denkt über die Grundbedürfnisse des Menschen nach. Martha C. Nussbaum, Professorin für Recht und Ethik an der University of Chicago, lehrte auch in Harvard und an der Brown University. In ihren Texten bedient sie sich immer wieder antiker und moderner Quellen, der Dichtung, Prosa und Theorie. Ihre Forschungsbereiche scheinen weit auseinander zu liegen – Antike, Feminismus, Entwicklungspolitik und Theorie der Emotionen und vieles mehr. Und doch befruchten sie einander, werden von Martha Nussbaum auf unnachahmliche Art miteinander verbunden. Nichts Geringeres plant diese einzigartige Philosophin als eine umfassende, normativ gehaltvolle Theorie des menschlichen Daseins.

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Elfriede Jelinek spricht die Wahrheit gnadenlos aus

Die österreichische Schriftstellerin Elfriede Jelinek erhielt im Jahr 2004 den Literaturnobelpreis. Ihre Anhänger lieben sie, ihre Feinde hassen sie. Ihre Texte sind schrill, gnadenlos und von einer bedingungslosen Offenheit. Verirrungen und Verwirrungen ziehen sich wie ein roter Faden durch das Werk der berühmten Autorin. Die Schriftstellerin provoziert gerne ihre Leser mit Figuren des Alltags, die einen erbärmlichen Eindruck machen. Es tauchen Männer auf, die zu Kotzbrocken mutiert sind und ekelerregende Hausfrauen, die sich in ihrem Spießbürgertum eingerichtet haben. In allen ihren Werken geht es aber um die Aufklärung, die als Endlosschleife daherkommt.

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Mit Cynthia Heimel flirten Frauen richtig

Für Cynthia Heimel ist Flirten ein reizvoller, belebender Zeitvertreib. Flirten ist das geistige Äquivalent für fünfundzwanzig Kniebeugen und zehn Kilometer Jogging, da beim gekonnten Flirten der Verstand dreimal so schnell wie im Normalzustand arbeitet. Wie Fahrradfahren oder Gefäßchirurgie kann jeder Flirten lernen. Die Fähigkeit gehört zum Schönsten und Besten, wenn man erst einmal auf den Geschmack gekommen ist. Cynthia Heimel wurde in Amerika als streitbare feministische Autorin bekannt und schrieb Artikel für die Undergroud-Blätter „Village Voice“ und „So Ho Weekly News“. „Sex Tips for Girls“ war ihr erstes Buch, das sofort zum Klassiker wurde. Es war eine Parodie auf alle „Wie werde ich …“ –Anleitungsbücher und gleichzeitig das Handbuch zum Überleben in verwirrenden psychosexuellen Zeiten.

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