Al Pacino wird eins mit seiner eigenen Leidenschaft

Der amerikanische Schauspieler Al Pacino wurde 1940 geboren. Er wuchs im südlichen Teil der Bronx auf. Vielleicht sind es die Erfahrungen seiner Kindheit, die ihn dazu antreiben, in seinem Spiel sich immer wieder selbst bis zum Rand der Erschöpfung zu treiben. Es geht ihm darum, Nuancen der Wahrheit und Durchlässigkeit in seinen Rollen zu erzeugen. Die meisten Zuschauer seiner Filme können diese Besessenheit nicht erkennen – nur er selbst und einige herausragende Regisseure haben seine Meisterschaft erkannt. Doch für Al Pacino geht es nicht nur darum, sondern auch um das Gefühl, in eine andere Dimension der Gefühle einzutauchen und vollständig in seiner Figur aufzugehen.

Christopher Nolan: „Al Pacino ist besser, als die meisten Menschen glauben“

Wenn Al Pacino über seine Rolle als Filmschauspieler spricht, verwendet er oft das Beispiel des Hochseilartisten in der Zirkuskuppel, der ohne Netz arbeitet, weil er sonst den Nervenkitzel des Lebens nicht mehr spürt. Der Regisseur Christopher Nolan, der mit Al Pacino den Film „Insomnia“ drehte sagt über den Filmstar: „Er ist besser, als die meisten Menschen glauben. Und die meisten Menschen glauben ohnehin schon, dass er der Beste ist.“

Al Pacino hatte immer schon den Drang Schauspieler zu werden. An der High School of Performing Arts sollte er die Schauspielmethoden von Konstantin Sergejewitsch Stanislawski lernen, doch sie befriedigen ihn nicht. Am Actors Studio wird er nicht aufgenommen und schlägt sich danach mit Gelegenheitsjobs und Rollen auf Amateurbühnen durch. Lee Strasberg ist es endlich, der sein schauspielerisches Talent entdeckt.

Al Pacino lebt auf dem Seil – denn der Rest ist Warten

Seine grandiose Kinolaufbahn eröffnet Al Pacino mit dem Film „Panic in Needle Park“. Danach spielt er in dem Streifen „Der Pate“, erster Teil. Es folgen die Filme „Scarecrow“ und „Serpico“, der zweite Teil des Paten und „Dog Day Afternoon“. Al Pacino dreht sechs Filme in vier Jahren mit drei genialen Regisseuren: Francis Ford Coppola, Jerry Schatzberg und Sidney Lumet. Trotz seiner Kinoerfolge bleibt das Theater für Al Pacino ein wichtiger Teil seines Berufslebens.

Wie kein anderer Filmstar seines Kalibers ist Al Pacino dem Theater verbunden geblieben und begründet dies wie folgt: „Natürlich ist das Kino keine geringere Kunst. Auch im Kino gibt es ein Seil. Nur leider ist es höchstens ein paar Zentimeter über dem Boden aufgespannt.“ Was die Genialität des Schauspielers Al Pacinos ausmacht, ist seine essentielle Verletzlichkeit, die mit einer Art Todesmut eine kongeniale Verbindung eingeht. Keine schauspielerische Hürde ist ihm zu hoch, auch wenn er sich ein Leben lang überfordert sieht. Wenn auf jemanden der Spruch eines berühmten Zirkusartisten zutrifft, dann ist es Al Pacino: „Das Leben ist auf dem Seil – der Rest ist Warten.“

Von Hans Klumbies