Die Digitalisierung wird die Gesellschaft stark verändern

Dass die Menschen in Deutschland mehr und mehr digitale Geräte benutzen, dass sie Arbeiten von Computern und Robotern machen und diese zunehmend miteinander agieren lassen, ist Menschenwerk. Und wie alles, was Menschen tun, könnte es auch anders sein. Richard David Precht weiß: „Dass die Digitalisierung unsere Gesellschaft verändern wird, steht fest. Wie sie es tut, nicht. Die Weichen in Wirtschaft, Kultur, Bildung und Politik sind noch lange nicht gestellt. Und sie sind nicht einfach technischer oder ökonomischer Natur.“ Zu den zeitlosen Weisheiten des österreichisch-jüdischen Philosophen Martin Buber gehört der Satz: „Man kann nicht etwas ändern, ohne alles zu ändern!“ Ein jeder Mensch kennt dies aus seinen Alltagserfahrungen. Der Philosoph, Publizist und Bestsellerautor Richard David Precht zählt zu den profiliertesten Intellektuellen im deutschsprachigen Raum.

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Eltern formen ihre Kinder gewollt und ungewollt

Wie die meisten Erwachsenen bestätigen können, haben ihre Eltern und ihre Art der Erziehung großen Einfluss darauf, was später einmal aus einem Menschen wird. John Bargh erläutert: „Das ist auf das zurückzuführen, was sie uns bewusst und mit Absicht zuteilwerden lassen: Liebe, Führung und Bestrafung. Und ebenso auf das, was sie uns unbewusst zukommen lassen: Liebe, Führung und Bestrafung, etwa dann, wenn wir sie in Momenten beobachten und von ihnen lernen, in denen sie es nicht merken.“ Das heißt, die Eltern formen ihre Kinder sowohl auf gewollte als auch auf ungewollte Weise, vor allem wenn sie noch sehr klein und formbar sind. Prof. Dr. John Bargh ist Professor für Psychologie an der Yale University, wo er das Automaticity in Cognition, Motivation, and Evaluation (ACME) Laboratory leitet.

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Von der Lebensschule Senecas kann jeder Mensch viel lernen

Für die Lebenslehre Senecas war die Philosophie nie Bremsklotz, sondern Antrieb. Sie verlangte keineswegs erst zu handeln, wenn man die „Wahrheit“ gefunden hat. Sie ist besonnen und abwägend, nicht zaudernd und grüblerisch. Seneca schreibt: „Niemals erwarten wir das sicherste Begreifen der Dinge, da die Wahrheit ja in steilem Gelände erforscht werde, sondern folgen der Wahrscheinlichkeit.“ Von der Lebensschule Senecas kann jeder Mensch viel lernen. Albert Kitzler erläutert: „Ihre Grundsätze und Weisheiten sind weder beliebig, noch verlieren sie sich in grauer Theorie. Für alle Lebensprobleme bietet sie brauchbare und effiziente Ratschläge und Weisungen.“ Aber in keinem Fall wird sie einem Menschen das eigenverantwortliche Entscheiden und Handeln im jeweiligen Augenblick abnehmen oder vorschreiben. Der Philosoph und Jurist Dr. Albert Kitzler ist Gründer und Leiter von „MASS UND MITTE“ – Schule für antike Lebensweisheit.

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Andreas Salcher beschreibt das ganze Leben in einem Tag

Andreas Salcher beschreibt in seinem neuen Buch „Das ganze Leben in einem Tag“ die Methode, die eigene Existenz in einem Tag zu betrachten. Denn das eröffnet dem Betrachter ungeahnte Möglichkeiten: Er kann jeden Tag neu entscheiden, wohin er sich weiterentwickeln will. Alle wichtigen Themen, die normalerweise langsam über Jahre reifen, und Ereignisse, die sich über lange Zeiträume aneinanderreihen, werden mit einem Mal aus neuer Perspektive erlebbar. Die in 24 Stunden beschriebenen Lebensthemen ermöglichen es dem Leser, wie ein Forscher auf sein Leben zu schauen. Andreas Salcher schreibt unter anderem über den erkennenden Menschen, der seinen Verstand zu nutzen weiß; den suchenden Menschen, der über seine Existenz hinausdenkt; den verzeihenden Menschen, der mit sich und seinen Mitmenschen im Reinen ist. Dr. Andreas Salcher ist Unternehmensberater, Bestseller-Autor und kritischer Vordenker in Bildungsthemen.

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Der Minimalismus sorgt für ein ruhigeres Leben

Viele Menschen bilden sich ein, sie könnten erst dann Minimalisten werden, wenn in ihr Leben ein wenig Ruhe eingekehrt ist. Doch genau anders herum wird ein Schuh daraus: Das Leben beruhigt sich, sobald eine Person minimalistisch lebt. All die Zeit, die man so dringend braucht, liegt in Griffweite. Doch man muss sie sich nehmen, indem man sich von all dem unnötigen Krempel verabschiedet. Fumio Sasaki rät: „Deswegen sollten sie augenblicklich damit anfangen. Machen Sie es zu ihrer obersten Priorität. Wegwerfen will gelernt sein, aber Sie müssen die Kunst ja nicht perfekt beherrschen, bevor Sie loslegen.“ Wer jetzt beginnt, kann immer durch Übung hinzulernen. Wer dagegen wartet, bis er Zeit dafür hat, wird die Zeit nie haben. Fumio Sasaki arbeitete als Cheflektor des japanischen Verlages Wani Books, bevor er freier Autor wurde.

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Ein künstliches Selbst führt zur Selbstentfremdung

Angesichts des Fehlens einer ganzen Persönlichkeit bildet sich das bei einem Menschen heraus, was Georg Milzner als „künstliches Selbst“ bezeichnet. Georg Milzner erläutert: „Unter dem künstlichen Selbst verstehe ich eine psychische Haltung, die – angesichts eines Mangels an Anteil nehmender Fremdaufmerksamkeit, bei ausbleibender Selbstaufmerksamkeit und, hieraus resultierend, einem fehlenden tieferen Selbstgefühl – an die Stelle des reifen, sich als Ganzheit empfindenden Selbst ein Surrogat setzt.“ Die Reifung einer Persönlichkeit wird kulturell gewissermaßen vorausgesetzt, was den Druck mit sich bringt, so etwas wie eine gereifte Persönlichkeit vorweisen zu können. Wer sich aber nicht fühlen kann, wer nicht aufmerksam in sich hineinzuhorchen vermag, der hat immer noch eine Möglichkeit. Ein kann von sich selbst ein Bild entwerfen. Georg Milzner ist Diplompsychologe und arbeitet in eigener Praxis als Psychotherapeut.

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Das Internet hat nichts mit Wissen oder Bildung zu tun

Wer sich oft dabei ertappt, viel Zeit alleine mit dem Handy zu verbringen, sich durchs Internet zu klicken, und immer „auf dem neuesten Stand“ zu sein, sitzt ganz offensichtlich dem Irrglauben auf, dass sein Verhalten irgendetwas mit dem Erwerb von Wissen oder gar Bildung beziehungsweise mit Kommunikation oder gar sozialer Interaktion zu tun hat. Manfred Spitzer weiß: „In Wahrheit hat er oder sie nicht bemerkt, dass sich eine Technologie in alle Bereiche des Alltags eingenistet hat, die zwischen uns und den anderen steht: >Medien< heißt >Vermittelndes< und ist damit genau das Gegenteil von Unmittelbarkeit.“ Das bleibt oft unbeachtet, wenn es um Medien geht; der Unterschied ist jedoch gewaltig und mitunter auch teuer. Prof. Dr. Dr. Manfred Spitzer leitet die Psychiatrische Universitätsklinik in Ulm und das Transferzentrum für Neurowissenschaften und Lernen.

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Gefühle drücken Schwankungen im Lebenszustand aus

Wertigkeit ist die Qualität, die dem Erlebnis innewohnt und die man als angenehm oder unangenehm oder irgendwo in dem Spektrum zwischen diesen beiden Extremen anordnet. Repräsentationen, die keine Gefühle sind, lassen sich mit Begriffen wie „gespürt“ oder „wahrgenommen“ gut beschreiben. Antonio Damasio ergänzt: „Die Repräsentationen, die wir als Gefühle bezeichnen, werden jedoch gefühlt, und wir sind von ihnen betroffen. Das macht die Klasse von Erlebnissen, die wir Gefühle nennen – neben der Einzigartigkeit ihres Inhalts, das heißt des Körpers, zu dem das Gehirn gehört – so einzigartig.“ Die ersten Ursprünge der Wertigkeit gehen auf frühe Lebensformen zurück, die vor der Entstehung von Nervensystemen und Geist existierten. Antonio Damasio ist Professor für Neurowissenschaften, Neurologie und Psychologie an der University of Southern California und Direktor des dortigen Brain and Creative Institute.

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Thea Dorn fordert eine Kultur des Streits

Die zentrale Tücke der Debatte um die sogenannte Leitkultur hat Norbert Elias, lange bevor der Begriff „Leitkultur“ überhaupt am Horizont aufgetaucht ist, bereits auf den Punkt gebracht: „Der Zivilisationsbegriff lässt die nationalen Differenzen zwischen den Völkern bis zu einem gewissen Grade zurücktreten; er akzentuier, was allen Menschen gemeinsam ist, oder – für das Gefühls einer Träger – sein sollte.“ Dagegen hält er lapidar fest: „Der Begriff >Kultur< grenzt ab.“ Thea Dorn allerdings glaubt nicht, dass dieser Schluss zwingend ist. Aus ihrer Sicht gibt es zwei Strategien, wie man mit diesem Begriff produktiv umgehen kann. Denn es gibt im Deutschen eine Verwendungsweise des höchst quecksilbrigen Kulturbegriffs, der ziemlich genau dem entspricht, was Norbert Elias über den Zivilisationsbegriff gesagt hat. Thea Dorn studierte Philosophie und Theaterwissenschaften. Sie schrieb eine Reihe preisgekrönter Romane, Theaterstücke und Essays.

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Verzeihen ermöglicht einen Neuanfang

Das Titelthema des neuen Philosophie Magazins 01/2019 lautet: „Verzeihen. Gibt es einen Neuanfang?“ Wo Menschen handeln entsteht manchmal Schuld. Und in einzelnen Fällen wiegt sie so schwer, dass kein Heil mehr möglich scheint. Hier kommt das Verzeihen ins Spiel, als Weg das Gewesene zu verwandeln und neu zu beginnen: Darin waren sich Denker wie Friedrich Nietzsche, Hannah Arendt und Paul Ricœur einig. Chefredakteurin Svenja Flaßpöhler schreibt in ihrem Beitrag, dass es Verletzungen gibt, die ein Dasein ganz und gar bestimmen können. Schmerzhafte Erfahrungen fesseln das Selbst – und nicht selten auch ganze Nationen. Sie halten Menschen gefangen in einer Fixierung auf Taten, die das Leben tief erschüttern, vielleicht gar zerstören. Der französisch-jüdische Philosoph Emmanuel Lévinas schrieb: „Wer verzeiht, ist fähig, das Band mit der Vergangenheit neu zu knüpfen.“

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Die Welt gleicht einem unberechenbaren Pulverfass

Überall auf der Erde herrschen Krisen und Konflikte. Wolfgang Ischinger stellt in seinem neuen Buch „Welt in Gefahr“ fest: „Wir haben die gefährlichste Weltlage seit Ende des Zweiten Weltkrieges.“ Die Werte der Westens und die liberale Weltordnung werden von autokratischen und diktatorischen Regimen herausgefordert und infrage gestellt. Die Beziehungen der Europäischen Union zu Russland sind auf dem Tiefpunkt, die Abhängigkeit von China wächst, und unter Präsident Donald Trump ist Amerika als Europas wichtigster Verbündeter unberechenbar geworden. Wolfgang Ischinger ist fest davon überzeugt, dass ohne ein aktiveres Engagement Deutschlands in einer zunehmend chaotischen und konfliktreichen Welt die Grundlagen von Frieden und Wohlstand erodieren werden. Wolfgang Ischinger ist Vorsitzender der Münchner Sicherheitskonferenz und einer der renommiertesten deutschen Experten für Außen- und Sicherheitspolitik.

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Der Achtsame konzentriert sich ganz auf das Hier und Jetzt

Achtsamkeit beschreibt einen Prozess, bei dem „die Aufmerksamkeit nicht-wertend auf den gegenwärtigen Augenblick gerichtet ist“, schreibt Ute Anderssen-Reuster im „Handbuch der Achtsamkeit“. Der Experte für Achtsamkeit, Yoga-Lehrer und ehemalige Professor für Molekularbiologie aus Massachusetts Jon Kabat-Zinn definiert Achtsamkeit wie folgt: „Achtsamkeit ist die Kunst, sich durch Meditation ganz auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren, unseren Geist so zu schärfen, dass wir unser volles Potential ausschöpfen.“ Diese Kunst der achtsamen Betrachtung ist eng verwandt mit Aspekten der unterschiedlichsten Weisheitslehren und hat wenig mit dem zu tun, was oftmals im großstädtischen Zeitgeistgeträller davon übrig bleibt. Ina Schmidt gründete 2005 die „denkraeume“, eine Initiative, in der sie in Vorträgen, Workshops und Seminaren philosophische Themen und Begriffe für die heutige Lebenswelt verständlich macht.

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Die Symmetrie ist die prinzipielle Regel einer organisierten Gesellschaft

Die Symmetrie wurde bis zu der jüngsten Intellektualisierung als prinzipielle Regel einer organisierten Gesellschaft vorausgesetzt, ja für jede Form kollektiven Lebens, in welcher man anderen mehr als einmal begegnet oder mehr als einmal mit ihnen zu tun hat. Nassim Nicholas Taleb stellt fest: „Die Regel muss sogar älter sein als die Ansiedlung der ersten Menschen, da sie in einer komplexen, sehr komplexen Form schon im Tierreich gilt.“ Oder anders gesagt: Die Regel muss im Tierreich bereits gegolten haben, sonst wäre das Leben ausgelöscht worden, denn die Verlagerung von Risiken zerstört Systeme. Der Sinn dieses Gesetzes, sei es göttlichen oder anderen Ursprungs, besteht darin, Ungleichgewichtigkeit zu beheben und Asymmetrien zu beseitigen. Nassim Nicholas Taleb ist Finanzmathematiker, philosophischer Essayist, Forscher in den Bereichen Risiko und Zufall sowie einer der unkonventionellsten Denker der Gegenwart.

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Der Literatur Kalender 2019 thematisiert Anfänge und Aufbrüche

„Der Literatur Kalender 2019“ vereint 53 bedeutende Momente über Anfang und Aufbruch aus dem literarischen Leben berühmter Schriftsteller. Der Kalender enthält autobiografische Texte, ausführliche Bildlegenden, Kurzbiographien und ein Kalendarium mit den Lebensdaten der vorgestellten Autoren. J. D. Salinger, dem die erste Woche des Januars gewidmet ist, fing mit dem Schreiben an, als er ungefähr 18 Jahre alt war, und ist seither dabei geblieben. Sein erster und einziger Roman „Der Fänger im Roggen“ der ihn weltberühmt machte, erschien 1951. Es war das Aufbruchsbuch der Nachkriegsgeneration. Ende April erscheint Karl Kraus auf der Bühne des Literatur Kalenders. Er schreibt im März 1914 an die böhmische Baronin Sidonie Nádherný: „Ich verbrenne … Ich hätte nie geglaubt, dass es so über mich noch hereinbrechen kann. Es ist Anfang oder Ende.“

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Bernd Roeck beschreibt das Mittelalter in Europa

Nichts hat das mittelalterliche Europa tiefgreifender verändert und sein Schicksal nachhaltiger bestimmt als der Landesausbau, mit dem Ertragssteigerungen und Bevölkerungswachstum einhergingen, dazu die Ausweitung von Handel und Geldwirtschaft. Bernd Roeck ergänzt: „Der Aufschwung legte Palästen und Kathedralen die Fundamente und spülte Münzen in die Kassen der Könige. Er ließ ihre Heere größer werden, so dass sie sich imstande sahen, es mit den Kriegern des Propheten aufzunehmen.“ Er produzierte Handwerker und Konsumenten, Händler und Steuerzahler; er ermöglichte es, Schulen zu gründen, Burgen und Kirchen zu errichten. Der Mönch Radulf Glaber kommentiert: „Als das dritte Jahr nach dem Jahr 1000 herankam, wurden fast überall, aber besonders in Italien und Gallien die Kirchen erneuert.“ Bernd Roeck ist seit 1999 Professor für Neuere Geschichte an der Universität Zürich und einer der besten Kenner der europäischen Renaissance.

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Jeder Fortschritt ist zugleich ein Rückschritt

Was die Menschheit der digitalen Technik und ihren Treibern tatsächlich verdankt, ist eine immer globalere Einheitszivilisation. Der digitale Code setzt sich spielend über Länder- und Kulturgrenzen hinweg und ebnet sie ein in einer technischen Universalsprache aus Einsen und Nullen, am Nil ebenso verständlich wie am Rhein und am Amazonas. Richard David Precht weiß: „Kulturell betrachtet ist jeder Fortschritt zugleich ein Rückschritt. Der Prozess begann mit dem Siegeszug des Effizienzdenkens, verstärkt durch sein mächtigsten Mittel: das Geld – der einzigen Sache, deren Qualität sich allein nach der Quantität bemisst.“ Wo das Geld regiert, verschwinden die Grenzen, aus beschaulichen Wochenmärkten wurden unübersehbare globale Märkte für Rohstoffe, Fertigprodukte und Spekulationen. Der Philosoph, Publizist und Bestsellerautor Richard David Precht zählt zu den profiliertesten Intellektuellen im deutschsprachigen Raum

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Die Hetze gegen die Juden begann schon vor 1933

Die Nationalsozialisten hatten schon in den Jahren vor der Machtübernahme 1933 keinen Zweifel daran gelassen, dass sie die kleine jüdische Minderheit in Deutschland für einen Großteil aller Probleme verantwortlich machten, denen sich die Deutschen gegenübersahen. Zwar hatte die NSDAP-Führung die Zahl der extrem judenfeindlichen Ausfälle in den Wahlkämpfen der Jahre 1930 bis 1933 etwas reduziert, um auch Wähler über die antisemitisch Eingestellten hinaus zu gewinnen.“ Ulrich Herbert fügt hinzu: „Aber es war doch für jedermann offensichtlich, dass wer die Hitlerpartei wählte oder mit ihr sympathisierte, damit die am stärksten antijüdische Gruppierung unterstützte, die in Deutschland je aufgetreten ist.“ Ulrich Herbert zählt zu den renommiertesten Zeithistorikern der Gegenwart. Er lehrt als Professor für Neuere und Neueste Geschichte an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg.

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Selbstbestimmt zu leben entspricht nicht der Norm

Das Industriezeitalter und die damit verbundenen Kultur der engen Vorschriften, strikten Hierarchien und dumpfen Routinearbeit ist längst mausetot. Heute existiert ein weit offener Raum an möglichen Arbeits- und Lebensformen. Es ist eine Zeit des Aufbruchs und der Veränderung angebrochen. Anja Förster und Peter Kreuz erklären: „Und hier kommen die Menschen ins Spiel, die ihre Freiheit annehmen und auf ihre Selbstbestimmung setzen. Sie hinterfragen die ausgediente Wertewelt eines längst vergangenen Zeitalters und akzeptieren die engen Grenzen nicht mehr.“ Jede Gesellschaft braucht dringend Erneuerer, die nach praktikablen Wegen für eine neue Zeit suchen. Sie braucht Persönlichkeiten, die Neues vorantreiben. Aber das bedeutet noch lange nicht, dass das alte Denken auf dem Rückzug ist. Anja Förster und Peter Kreuz nehmen als Managementvordenker in Deutschland eine Schlüsselrolle ein.

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Der Gedanke an Vergeltung ist nur ein kurzer Traum

Die Vorstellung, dass Vergeltung ein sinnvolles Unternehmen ist und eine Verletzung auszugleichen man, ist allgegenwärtig und wahrscheinlich evolutionär ererbt. Vergeltung hat häufig auch eine psychische Funktion. Martha Nussbaum erklärt: „Wenn Menschen kulturell bedingt der Vorstellung anhängen, dass Vergeltung gut ist, werden sie Befriedigung empfinden, sobald sie ihre Rache bekommen. Diese Befriedigung wird häufig als „Abschluss“ bezeichnet.“ Martha Nussbaum vertritt in dieser Frage allerdings etwas sehr Radikales. Ihrer Meinung nach ist der vom Zorn umfasste Gedanke an Vergeltung oder Heimzahlung bei einer vernünftigen und nicht übermäßig ängstlichen und statusfokussierten Person nur ein kurzer Traum, eine Wolke, die bald durch vernünftigere Vorstellungen vom Wohl des Einzelnen und der Gemeinschaft vertrieben wird. Martha Nussbaum ist Philosophin und Professorin für Rechtswissenschaften und Ethik an der University of Chicago. Sie ist eine der einflussreichsten Philosophinnen der Gegenwart.

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Timothy Snyder warnt vor dem Weg in die Unfreiheit

Timothy Snyder beschreibt in seinem neuen Buch „Der Weg in die Unfreiheit“ den Aufstieg einer neuen „rechten Internationalen“, schildert ihre bedrohlichen Ziele und zeigt wie sehr die Grundlagen der Demokratie in Gefahr sind. Seit Vladimir Putin seine Macht in Russland etabliert hat, rollt eine Welle des Autoritarismus von Osten nach Westen, die Europa erfasst hat und mit Donald Trump auch im Weißen Haus angekommen ist. Russlands Invasion in der Ukraine im Jahre 2014 war laut Timothy Snyder ein Test für den Realitätssinn der Europäischen Union und der Vereinigten Staaten. Leider fanden es viele Amerikaner und Europäer damals einfacher, die Phantome der Propaganda der Russen zu akzeptieren, als die Rechtsordnung zu verteidigen. Timothy Snyder ist Professor für Geschichte an der Yale University und Autor der Bücher „Über Tyrannei“, „Black Earth“ und „Bloodlands“.

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Ausgeglichene Beziehungen fördern die Zufriedenheit

Ungerechte Beziehungen können entstehen, wenn ein Partner mehr gibt, als er bekommt, oder wenn ein Partner eine machtvollere Position hat als der andere. Der Mangel an Ausgeglichenheit in der Ehe kann jeden der beiden Partner dazu bringen, nach einer ausgewogeneren Beziehung Ausschau zu halten. Shirley P. Glass erklärt: „Es ist eine gängige Annahme, dass ein Mensch, der eine Affäre hat, zuhause möglicherweise „nicht genug bekommt“. In Wirklichkeit ist es jedoch so, dass er oder sie möglicherweise nicht genug gibt.“ Entgegen dem Volksglauben sind Menschen in Beziehungen, in denen sie „übermäßige Vorteile genießen“, nicht so zufrieden wie in Beziehungen, in denen mehr Gerechtigkeit herrscht. Dr. phil. Shirley P. Glass war niedergelassene Psychologin und Familientherapeutin. Sie starb im Jahr 2003 im Alter von 67 Jahren an einer Krebserkrankung.

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Für den Sinn des Lebens gibt es keine Garantie

Das menschliche Streben nach Veränderung und Verbesserung, die Suche, ist nicht als Makel und Beweis für die Unvollkommenheit des Menschen zu verstehen, sondern als kreative und schöpferische Fähigkeit, mit Unsicherheit und Wandel umzugehen. Dabei handelt es sich um eine unerlässliche Kompetenz in jedem lebendigen Zusammenhang. Ina Schmidt erläutert: „Gerade in einer globalen, mobilen und gut vernetzten Welt, die ebenfalls den Gesetzen sozialer und organischer Zusammenhänge gehorcht, brauchen wir mehr denn je kompetente Suchende.“ Diese Überzeugung gilt auch dann, wenn man erst einmal nichts zu verstehen glaubt und sich auf folgende Einsicht des Denkers Georg Christoph Lichtenberg beschränken muss: „Ich weiß nicht, ob es besser wird, wenn es anders wird. Aber es muss anders werden, wenn es besser werden soll.“ Ina Schmidt gründete 2005 die „denkraeume“, eine Initiative, in der sie in Vorträgen, Workshops und Seminaren philosophische Themen und Begriffe für die heutige Lebenswelt verständlich macht.

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Ohne Übung gibt es keine Glückseligkeit

Schon bei dem griechischen Philosophen Aristoteles bedurfte die Glückseligkeit vor allem einer Sache: Übung. Denn ein Tag könne einen Menschen weder glücklich noch selig machen, sondern dafür bedürfe es eines ganzen Menschenlebens. Ina Schmidt erläutert: „Das Glück ist also nicht das Gute, aber wir erleben es nicht, ohne nach dem Guten zu streben, und zwar immer und immer wieder – ein Leben lang.“ Und so, wie es sehr unterschiedliche Formen gibt, wie man das Gute mit dem Glück verbinden kann, ist es nicht verwunderlich, dass es auch in der philosophischen Suche nach dem Glück überaus vieldeutig zuging. Ina Schmidt gründete 2005 die „denkraeume“, eine Initiative, in der sie in Vorträgen, Workshops und Seminaren philosophische Themen und Begriffe für die heutige Lebenswelt verständlich macht.

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Der ewige Friede bleibt ein unerreichbarer Menschheitstraum

Die verherrenden Wirkungen des Siebenjährigen Krieges waren nach dreißig Jahren noch spürbar. Die Ideale von „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“ der Französischen Revolution erstickten am Gegensatz von „Bruder“ und „Vaterlandsverräter“, hatten zu Guillotine, Diktatur und Krieg geführt. Da erscheint Immanuel Kants Schrift „Zum ewigen Frieden“. Der Wille zum Frieden war allgemeine Hoffnung. Ewiger Friede aber blieb ein unerreichbarer Menschheitstraum. Paul Kirchhof schreibt: „Doch Immanuel Kant dachte radikal und kategorisch. Seine Schrift machten diesen Frieden zur Utopie – unmöglich mit einem Hauch von Hoffnung. Die Idee des Weltfriedens ist letztlich darauf angelegt, lang ersehnt und doch unverhofft verwirklicht zu werden.“ Dr. jur. Paul Kirchhof ist Seniorprofessor distinctus für Staats- und Steuerrecht an der Universität Heidelberg. Als Richter des Bundesverfassungsgerichts hat er an zahlreichen, für die Entwicklung der Rechtskultur der Bundesrepublik Deutschland wesentlichen Entscheidungen mitgewirkt.

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Ein Mensch ohne Besitz ist wenig wert

Der beste Wegbereiter eines Burn-out ist das Ego eines Menschen. Ein solches Ego lebt nach dem Motto: Mehr haben wollen, besser sein als andere, immer mehr Dinge auf einmal tun können, Gewinner sein, sich anstrengen für Anerkennung, stärker sein. Klaus Biedermann stellt fest: „Solche Dinge werden uns von Kindesbeinen an ständig eingetrichtert und sind in einer Konsumgesellschaft Grundvoraussetzung für deren Funktionieren. Wir bekommen vorgelebt, gezeigt und gesagt, dass ein Mensch, der nichts besitzt oder nichts leistet, wenig wert ist.“ Mehr noch: Man darf sich sogar über ihn lustig machen. Irgendwann übernehmen Besitz und Leistungsstreben die Herrschaft über das gesamte Leben eines Menschen, obwohl ihm rational durchaus klar ist, dass er nackt kam und mit leeren Taschen wieder gehen wird. Dr. phil. Klaus Biedermann leitet seit mehr als 30 Jahren Selbsterfahrungskurse und Burn-In-Seminare in seiner Sommerakademie auf der Insel Korfu.

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