Frank. P. Ramsey war seiner Zeit weit voraus

Die Konzepte über Wahrscheinlichkeit des Genies Frank. P. Ramsey wurden 50 Jahre lang beinahe völlig ignoriert. Aber warum? Jonathan Aldred erklärt: „Zunächst einmal erschienen Ramseys Ideen als ein posthumer Beitrag zur Philosophie der Überzeugungen.“ Sie wurden von Ökonomen und anderen, die an praktischen Anwendungen einer Wissenschaft der Gesellschaft interessiert waren, nicht gelesen. Und Frank P. Ramsey war seiner Zeit wirklich meilenweit voraus. Die existierenden Theorien und Denker konnten mit seinen Ideen zur Mathematik, Ökonomie und Philosophie erst in den 1960er-Jahren etwas anfangen und sie weiterentwickeln. In den 1920er-Jahren erkannten niemand die wahre Originalität und Bedeutung seiner Arbeit. Jonathan Aldred ist Direktor of Studies in Ökonomie am Emmanuel College. Außerdem lehrt er als Newton Trust Lecturer am Department of Land Economy der University of Cambridge.

Frank P. Ramseys Beweise waren beinahe kryptisch

Sie war zu neuartig, zu schwierig mit bereits vorhandenen Ideen zu verbinden. Auch Frank P. Ramseys Art, seine Arbeit zu präsentieren, war nicht gerade hilfreich. Er verwendete für seine mathematischen Ausführungen eine ungewöhnliche Notation, die auf Bertrand Russell zurückging. Seine mathematischen Beweise waren knapp, beinahe kryptisch. Und die Schlichtheit seiner philosophischen Schriften ließ seine Ideen beinahe als leichtgewichtig und schnoddrig erscheinen, nicht als tiefgründig und komplex.

Ludwig Wittgensteins Ruf wurde untermauert. Vor allem bei Leuten, die keine Ahnung hatten, wovon er redete. Zum Beispiel durch Formulierungen wie dem bedeutungsschweren letzten Satz des „Tractatus“: „Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen.“ Jonathan Aldred vergleicht das mit Frank P. Ramseys Version: „Was wir nicht sagen können, können wir nicht sagen, und pfeifen können wir es auch nicht.“ In Cambridge gab es nur eine Handvoll Leute, die sich ernsthaft mit Ramseys Konzepten zur Wahrscheinlichkeitstheorie beschäftigten.

John Maynard Keynes hat die moderne Volkswirtschaft erfunden

Ihre Aufmerksamkeit wurde jedoch abgelenkt durch John Maynard Keynes und Ludwig Wittgenstein, die damals beide in Cambridge waren. Und die Ansichten von Keynes über Wahrscheinlichkeit hatten sich weiterentwickelt. Zunächst hatte er Vorzüge in Ramseys Ideen gesehen. Diese überschattete Mitte der 1930er-Jahre seine Erkenntnis, dass reine, unkalkulierbare Ungewissheiten in der Praxis allgegenwärtig sind. Sein Buch „Allgemeine Theorie der Beschäftigung, des Zinses und des Geldes“ stellt fraglos eine der wichtigsten Entwicklungen der Wirtschaftswissenschaften im 20. Jahrhundert dar.

Jonathan Aldred stellt fest: „Mit diesem Werk hat Keynes letztlich die moderne Volkswirtschaft erfunden. Es ist wahrscheinlich der wichtigste Beitrag zu Ökonomik, seit Adam Smith „The Wealth of Nations“ erschienen war, über 150 Jahre zuvor.“ Und so ist es kein Wunder, dass Keynes` ausdrückliche Betonung der großen Bedeutung wirtschaftlicher und politischer Ungewissheit enorm einflussreich war. Aber nicht einflussreich genug. Die keynesianische Sicht von Ungewissheit ist nicht die heute vorherrschende Orthodoxie. Quelle: „Der korrumpierte Mensch“ von Jonathan Aldred

Von Hans Klumbies