Eine der wichtigsten Grundlagen für eine dauerhafte Beziehung ist die Liebesarbeit, die ein Paar glücklich macht. Doch es gibt laut Sonia Laszlo noch ein anderes Element, das in dem Konstrukt der romantischen Liebe völlig fehlt: die Streitkultur. Die Glücksforscherin erläutert: „Für eine glückliche Langzeitpartnerschaft ist anfängliches heißes Liebesglück wesentlich weniger wichtig als eine gesunde Streitkultur, gemeinsame Scheiterkultur und gemeinsame Stressbewältigung.“ Die besten Bewältigungsstrategien für Probleme weisen jene Paare auf, die Dinge nicht allzu ernst nehmen und Partner humorvoll zum Lachen bringen können. Die Kommunikationswissenschaftlerin und Schauspielerin Sonia Laszlo befasst sich mit dem „Glücklichsein“ und Film in Europa sowie in den USA. Die Journalistin ist in Medien und am Institut für Europäische Glücksforschung tätig, Gastvortragende an Universitäten und schreibt an ihrer Dissertation.
Eine von Respekt getragene Streitkultur ist der Schlüssel zum Beziehungsglück
Das Glück hängt laut Sonia Laszlo eng mit Stress zusammen. Den Stress erhöhen beispielsweise Vorwürfe, die ein Partner dem anderen macht, aber auch dauernde Selbstvorwürfe. Auch eine negative Körpersprache, verbunden mit passiver Aggression, ein spöttischer Unterton, Kopfschütteln und das Verdrehen der Augen tragen nicht zu einer guten Paarkommunikation bei. Kein Mensch kann die Mengen an Stress, die auf ihn einströmen, immer beeinflussen, aber er kann an Bewältigungsstrategien arbeiten.
Der Schlüssel zum Glück in einer Beziehung liegt scheinbar in einer gesunden und von Respekt getragenen Streitkultur. In der westlichen Welt ist es allerdings immer mehr der Fall, dass die Menschen ihr eigenes persönliches Glück, oft ohne Rücksicht auf den Partner, über alles stellen. Sonia Laszlo empfiehlt solchen Menschen, sich zu fragen, ob sie bei der Jagd nach dem eigenen Glück nicht am Glück vorbeigelaufen sind. Der französische Schriftsteller und Literaturnobelpreisträger André Gide drückte es wie folgt aus: „Mein Glück liegt im Vergrößern des Glücks anderer. Ich brauche das Glück aller, um glücklich zu sein.“
Die Beziehungsbalance sollte bei einem Paar im Gleichgewicht sein
Wichtig ist es für das Beziehungsglück außerdem, darüber zu sprechen, welches Urteil die Partner über eine Handlung fällen. Oft gibt es da laut Sonia Laszlo nämlich gravierende Unterschiede. Die Glücksforscherin fügt hinzu: „Jeder Partner sollte darüber Bescheid wissen, wie der andere denkt, damit die Beziehungsbalance erhalten bleibt.“ In einer funktionierenden Beziehung geht es immer wieder darum, das Geben und Nehmen in ein ausgeglichenes Verhältnis zu transportieren.
Mit seinem Partner eine liebevolle, enge, intime, gleichberechtigte und verlässliche Beziehung zu führen ist für Sonia Laszlo eine Hauptkraft für das Glück. Aber nicht nur eine Paarbeziehung ist eine Quelle des Glücks. Auch Mitgefühl und Altruismus wirken sich positiv auf das geistige und sogar körperliche Wohlbefinden aus. Der amerikanische Sozialpsychologe James House hat zum Beispiel herausgefunden, dass regelmäßiger wohltätiger Einsatz die Lebenserwartung enorm steigern kann.
Von Hans Klumbies