Wole Soyinka ist der einzige Literaturnobelpreisträger Afrikas

Der Schriftsteller Wole Soyinka, der aus Nigeria stammt, ist der erste und bis heute einzige Literaturnobelreisträger aus Schwarzafrika. Im Jahr 1986 nahm Wole Soyinka die Auszeichnung stellvertretend für ganz Afrika an, wobei er seine Dankesrede Nelson Mandela widmete: „Diese Vergangenheit muss sich ihrer Gegenwart stellen.“ Der Literaturnobelpreis katapultierte den Schriftsteller in die Weltöffentlichkeit, etablierte ihn als einen Mahner für die Freiheit, als einen „writer and fighter“, der sich für Nigeria und ganz Afrika einsetzt. Wole Soyinka war immer wieder im Gefängnis gelandet, weil er gegen die nigerianische Militärdiktatur protestierte. Zwei Jahre wurde er in Isolationshaft gesperrt, anschließend musste er für lange Zeit ins Exil gehen. Wole Soyinka erklärt dazu: „Letztlich bin ich lieber im Kampf gefangen als in der Entfremdung von meiner eigenen Gesellschaft.“ Am 13. Juli ist Wole Soyinka 80 Jahre alt geworden.

Afrika und das Abendland treten bei Wole Soyinka in einen fruchtbaren Dialog

Das Licht der Welt erblickte Wole Soyinka, der zum Volksstamm der Yoruba gehört, am 13. Juli 1934 in Abeokuta. Er wuchs in einem christlichen Elternhaus auf und studierte in London Theaterwissenschaften und Literatur. Wole Soyinka arbeitete nicht nur als Dichter, Romancier und Theaterautor, sondern war auch Schauspieler und Regisseur. In allen seinen Kunstformen ist es ihm gelungen, die Vorstellungswelt seiner afrikanischen Heimat mit der abendländischen Kultur in einen fruchtbaren Dialog zu bringen.

Eines der bekanntesten Bücher von Wole Soyinka trägt den Titel „Aké, Jahre der Kindheit“. Darin beschreit der Schriftsteller mit großartiger Erinnerungsgabe und viel Humor die ersten elf Jahre seines Lebens. Die Streifzüge durch die afrikanischen Märkte mit den exotischen Waren aus der Welt der Geister öffneten ihm die Augen für das Fremde und Faszinierende der Kultur der Yoruba mit ihren Riten und Ritualen wie zum Beispiel den Maskentänzen der „egungun“, die dem Ahnenkult huldigen.

Die Welt ist für Wole Soyinka ein Markt für Leib und Seele

Im literarischen Kosmos von Wole Soyinka verbinden sich Tradition, Individualität und Moderne auf sinnstiftende Weise, eine Gedankenwelt, wie sie auch in seinem Buch „Ìsarà: Eine Reise rund um den Vater“ zum Ausdruck kommt. Ausdrucksstark ist auch sein Gedichtband „Samarkand und andere Märkte“, der im Jahr 2004 auf Englisch und Deutsch erschien. Darin beschreibt er in seinen Gedichten die Welt als einen Markt für Leib und Seele, als einen Ort, an dem sich die Schönheit mit dem Grauen, die Hoffnung mit der Verzweiflung und die Macht mit der Ohnmacht treffen.

Schon in seinem ersten Roman „The Interpreters“ aus dem Jahr 1965 hat sich Wole Soyinka satirisch mit dem Konflikt zwischen Tradition und Fortschritt, Moderne und Profit auseinandergesetzt. Das Buch zeigt die Schwierigkeiten, unter den Bedingungen des Postkolonialismus den Weg in die Eigenständigkeit und Unabhängigkeit zu finden. In seinem Roman „Ibadan: Streunerjahre“, der 1994 veröffentlicht wurde, beschäftigt sich Wole Soyinka mit einer Variante seiner übergeordneten Themen: „Kunst muss die verrotteten Grundfesten einer Gesellschaft freilegen.“ Quelle: Süddeutsche Zeitung

Von Hans Klumbies