Die japanische Kultur war früher minimalistisch

Alle Menschen werden als Minimalisten geboren und früher lebten die Japaner auch im Erwachsenenalter auch minimalistisch. Fremde, die vor der Industrialisierung nach Japan kamen, waren schockiert. Fumio Sasaki ergänzt: „Heute kann man sich das kaum mehr vorstellen, doch früher bestand die gesamte Garderobe der meisten Menschen aus zwei, drei Kimonos, die sie immer frisch und sauber hielten.“ Die Menschen hatten kaum Gepäck, dafür aber starke Beine, sodass sie jedes gewünschte Ziel zu Fuß erreichen konnten. Häuser waren ganz einfache Gebilde, die sich schnell wieder aufbauen ließen, und die Leute neigten nicht dazu, ihr ganzes Leben an einem Ort zu verbringen. Die japanische Kultur war eine minimalistische Kultur. Fumio Sasaki arbeitete als Cheflektor des japanischen Verlages Wani Books, bevor er freier Autor wurde.

Steve Jobs war bekennender Minimalist

Für Fumio Sasaki gibt es eine interessante Verbindung zwischen dem amerikanischen Konzern Apple und der minimalistischen Kultur Japans: „Viele Minimalisten haben eine Schwäche für Apple-Produkte und Steve Jobs, den Mitbegründer des Unternehmens. Jobs versuchte bei seinen Produkten immer, alles Unnötige wegzulassen.“ Das iPhone hat einen einzigen Knopf und man muss keine Angst haben, sich mit Extrakabeln und Anschlüssen herumärgern zu müssen, wenn man einen Mac kauft. Produkten von Apple liegt grundsätzlich nicht einmal eine Bedienungsanleitung bei.

Darin spiegelt sich laut Fumio Sasaki der Umstand, dass Jobs selbst Minimalist war. Bekanntlich war er ein Anhänger des Zen-Buddhismus, der Minimalismus predigt. Steve Jobs betrachtete den Zen-Priester Kobun Otogawa als seinen Meister und überlegte sich einmal ernsthaft, sich zum Studium des Zen-Buddhismus in den Eiheiji-Tempel zurückzuziehen, ein abgelegenes Kloster in den Bergen über dem Japanischen Meer. Man weiß, dass Jobs oft laut wurde, wenn ihm etwas nicht passte; Kompromisse widerstrebten seinem Charakter.

Es gibt keine festen Regeln für angehende Minimalisten

Steve Jobs hasste überflüssigen Schnickschnack. Fumio Sasaki gefällt die Vorstellung, dass die japanische Kultur den Geist eines der weltgrößten Unternehmen geprägt hat. Bis heute ist das iPhone in Japan besonders beliebt, was bedeutet, dass das Land der aufgehenden Sonne seine minimalistische Kultur re-importiert hat. Was macht eigentlich einen Minimalisten aus? Fumio Sasaki versteht den Begriff so: „Ein Minimalist ist jemand, der weiß, was für ihn wirklich essenziell ist, jemand, der sich von Besitz zugunsten der Dinge trennt, die ihm wirklich etwas bedeuten.“

Es gibt keine festen Regeln für angehende Minimalisten, niemand wird etwa disqualifiziert, weil er einen Fernseher oder mehr als 100 Gegenstände besitzt. Umgekehrt wird man auch nicht einfach dadurch zum Minimalisten, dass man sich von vielen Dingen trennt. Selbst wenn der ganze Besitz eines Menschen in einen Koffer passen würde, ist er nicht zwangsläufig ein Minimalist. Verschiedene Menschen haben unterschiedliche Vorstellungen von ihrer Umgebung. Für Fumio Sasaki sind Minimalisten Menschen, die unterscheiden können, ob sie etwas wirklich brauchen oder ob sie es besitzen möchten, um andere zu beeindrucken – und sich dann radikal auf das beschränken, was in die erste Kategorie fällt. Quelle: „Das kann doch weg! von Fumio Sasaki

Von Hans Klumbies

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