Nach dem 2. Weltkrieg wird Europa zweigeteilt

Vom 4. bis zum 11. Februar 1945, drei Monate vor der bedingungslosen Kapitulation Deutschlands, trafen die Staats- und Regierungschefs der Sowjetunion, der USA und Großbritanniens, Josef Stalin, Franklin D. Roosevelt und Winston Churchill, in Jalta zusammen, um die Nachkriegsordnung festzulegen. Thomas Seifert erklärt: „Die Welt sollte hinkünftig aufgeteilt werden, wobei die USA und die Sowjetunion de facto die Spaltung Europas in zwei Einflusssphären, zwei Wirtschaftsblöcke und zwei Militärallianzen beschlossen.“ Aber nicht nur die Landkarte Europas sollte neu gezeichnet werden, auch die Weltwirtschaft sollte neu geordnet werden. Die USA und Großbritannien legten auf dem Reißbrett fest: Mehr Macht über die Märkte für Regierungen, ein Ende der Spekulationen und der Panikattacken an den Börsen durch Kapitalverkehrskontrollen und eine straffe Kontrolle des neue geschaffenen Internationalen Währungsfonds (IWF) würden darüber wachen, dass kein Land seinen Wechselkurs zum eigenen Vorteil manipuliert. Thomas Seifert ist stellvertretender Chefredakteur und Leiter der Außenpolitik bei der Wiener Zeitung.

1945 wurden die Vereinten Nationen gegründet

Am 22. Juli 1944 endete die Konferenz in Bretton Woods. Am 8. Mai 1945 kapitulierte Deutschland, am 15. August 1945 Japan. Die USA sollten von nun an den „Westen“, zu dem man auch Australien, Japan oder Korea zählte, dominieren – es war der Beginn der „Pax Americana“. Thomas Seifert erläutert: „Die Vereinigten Staaten waren als einziger Kriegsteilnehmer von Zerstörungen verschont geblieben und waren nun einige der wenigen Volkswirtschaften, die nicht nur den besiegten Achsenmächten, sondern auch den eigenen Alliierten materielle Hilfe anbieten konnten.“

Dieser Wettbewerbsvorteil der USA sollte bis hinein in die sechziger Jahre hinein andauern. Die Welt nach Bretton Woods, das war auch dem englischen Verhandlungsführer John Maynard Keynes bewusst, würde wohl eine Welt der US-Dollar-Dominanz sein. Nach der Neuordnung der Finanzarchitektur in Bretton Woods ging es nun um die Einrichtung einer neuen Institution, die weltweit für eine kollektive Sicherheit sorgen sollte. Auf der United Nations Conference on International Organisations vom 25. April bis zum 26. Juni 1945 wurden die Vereinten Nationen etabliert.

New York wurde zum Hauptsitz der UNO bestimmt

Als bei der ersten UN-Vollversammlung am 14. Februar 1946 New York zum permanenten Hauptsitz der UNO bestimmt wurde, war das ein sichtbares Zeichen, wer die neue Führungsmacht der Welt war. Thomas Seifert fügt hinzu: „Mit dem aus den Siegermächten bestehenden Weltsicherheitsrat sollte der militärische Status quo garantiert werden.“ Die Amerikaner wollten eine kulturelle und ideologische Gemeinschaft, während die Sowjets die Sicherheitsaspekte betonten. Die Sowjetunion sah für sich keinen Vorteil in einer Weltbank oder Währungsfonds.

Die Briten strebten sowohl eine militärische als auch eine wirtschaftliche Stabilität für die Nachkriegsordnung an. Die Kompromisse, die die Siegermächte ausgehandelt hatten, funktionierten zu Beginn auch, doch unter der Oberfläche köchelte schon der Konflikt der Blöcke. Bald danach wurden Tendenzen der Auflösung eines geopolitischen Quasi-Monopols der beiden Supermächte sichtbar. So bestanden beispielsweise die Amerikaner auf einem Ende der Kolonialherrschaft der Europäer. Quelle: „Die pazifische Epoche“ von Thomas Seifert

Von Hans Klumbies