Protektionismus wirkt sich immer negativ aus

Protektionistische Maßnahmen helfen weder den USA noch den von der Deindustrialisierung betroffenen Arbeitnehmern. Sie können sich aber durchaus negativ auf die Handelspartner der Vereinigten Staaten und die Weltwirtschaft auswirken. Joseph Stiglitz betont: „Während der letzten 70 Jahre hat die internationale Gemeinschaft eine regelbasierte Ordnung geschaffen, die Handel und Zusammenarbeit fördert. Die USA spielten beim Aufbau dieses Systems eine zentrale Rolle.“ Die Vereinigten Staaten haben dies nicht aus Uneigennützigkeit getan, sondern weil sie überzeugt waren, eine solche Ordnung sei besser für die ganze Welt, die USA eingeschlossen. Man glaubte, Handel und Austausch würden das gegenseitige Verständnis über Grenzen hinweg fördern. Und dies werde den Frieden festigen und Kriege, die eine Geißel des 20. Jahrhunderts waren, unwahrscheinlicher machen. Joseph Stiglitz war Professor für Volkswirtschaft in Yale, Princeton, Oxford und Stanford. Er wurde 2001 mit dem Nobelpreis für Wirtschaft ausgezeichnet.

Donald Trump zettelte einen Handelskrieg mit China an

Es war auch ökonomisch sinnvoll: Eine regelbasierte, gut gemanagte Globalisierung versprach allen Ländern Vorteile zu bringen. Und die US-Wirtschaft insgesamt profitierte davon. Das Problem war, dass die Vereinigten Staaten nicht dafür sorgten, dass die Früchte dieses Wachstums gerecht verteilt wurden. Heute greift man diese regelbasierte Welthandelsordnung an. Als Präsident Donald Trump erstmals andeutete, er werde einen Handelskrieg mit China anzetteln, nahm man dies innerhalb und außerhalb der USA mit ungläubigem Staunen auf.

Schließlich schien es den Interessen beider Seiten diametral zuwiderzulaufen. Joseph Stiglitz weiß: „Aber Rationalität und Widerspruchsfreiheit hatten Trump noch nie ausgezeichnet. Die anfänglichen Handelsgeplänkel um Stahl, Aluminium, Waschmaschinen und Sonnenkollektoren wuchsen sich 2018 zu einem umfassenden Handelskrieg aus.“ Die USA erhoben damals Zölle auf chinesische Waren im Wert von 200 Milliarden Dollar und China übte Vergeltung.

Handelskriege führen nur zu Wirtschaftsschäden

Donald Trump war davon überzeugt, dass Amerika diesen Krieg gewinnt, einfach weil es mehr aus China einführt als dorthin exportiert. Aber das ist aus mehreren Gründen abwegig. Entscheidend sind die Instrumente, die jeder Seite zur Verfügung stehen. Nämlich die Entschlossenheit und die Fähigkeit der anderen Seite Schaden zuzufügen. Zudem die Fähigkeit, den von der anderen Seite verursachten Schaden wettzumachen, und der Rückhalt in der Bevölkerung.

In China steht zu Beginn dieses Handelskriegs auch die Bevölkerung geschlossener hinter der Regierung. Die USA dagegen beginnen ihn mit einer gespaltenen – vielleicht sogar mehrheitlich ablehnenden – Bevölkerung. Joseph Stiglitz vermutet: „Wahrscheinlich werden am Ende alle verlieren, da sich die negativen Folgen protektionistischer Maßnahmen weit über direkte ökonomische Kanäle hinaus erstrecken.“ Die Menschheit braucht an vielen Fronten – jenseits des Handels – internationale Kooperation. So braucht die USA etwa die Hilfe Südkoreas und Chinas im Umgang mit Nordkorea und die Unterstützung Europas im Umgang mit Russland. Quelle: „Der Preis des Profits“ von Joseph Stiglitz

Von Hans Klumbies