Das Böse liegt im Menschen selbst

Ohne Geld gibt es keine Kunst, denn Bauwerke, Statuen und Fresken sind teuer. Volker Reinhardt weiß: „Wer Geld hat, braucht Kunst, um seinen wirtschaftlichen Erfolg, seinen sozialen Rang oder seine Macht zu zeigen. Wenn das Geld auf anrüchige Art und Weise verdient wurde, fällt der Kunst sogar die Aufgabe zu, Geld zu waschen.“ Das für Christen schmutzigste aller Geschäfte hat Giotto um 1304 an der Ostwand der Cappella degli Scrovegni in Padua gemalt. Diese nennt man meist Arenakapelle, weil man sie 1300 auf dem Grundstück des verfallenen römischen Amphitheaters errichtete. Die jüdischen Hohepriester wollen den Heiland ins Verderben stürzen und haben zu diesem Zweck einen heimtückischen Plan ausgeheckt. Volker Reinhardt ist Professor für Geschichte der Neuzeit an der Universität Fribourg. Er gehört international zu den führenden Italien-Historikern.

Weiterlesen

Dante hatte 19 Jahre in der Verbannung verbracht

Dante wurde zwar 1265 in Florenz geboren, doch starb er 1321 in Ravenna, wo er auch begraben lag. Und die dortigen Machthaber weigerten sich seit fast anderthalb Jahrhunderten standhaft, die kostbaren Überreste an den Arno überführen zu lassen. Volker Reinhardt ergänzt: „Selbst politische Zugeständnisse und verlockende Geldgeschenke vermochten sie nicht zu erweichen.“ Dante hatte die letzten neunzehn Jahre in der Verbannung verbracht. Nach seinen Worten als „exul immeritus“, als zu Unrecht Vertriebener. Dafür hatte er sich an seiner Heimat mit den Waffen, die er wie kein anderer beherrschte, gerächt. Mit anklagenden Versen, die Florenz zum Hort des Bösen dämonisierten. Das Gegenteil davon ist im Dom zu sehen und zu lesen. Volker Reinhardt ist Professor für Geschichte der Neuzeit an der Universität Fribourg. Er gehört international zu den führenden Italien-Historikern.

Weiterlesen

Bei Auguste Rodin bricht die Leidenschaft aus dem Marmor hervor

Der Mann, der für die berühmteste Plastik von Auguste Rodin „Denker“ Modell stand, war kein Intellektueller, sondern der französische Preisboxer Jean Baud, ein Mann aus dem Pariser Rotlichtmilieu, der im Hauptberuf Holzbauer war. Als Thema für seinen Denker hatte Auguste Rodin Dantes göttliche Komödie ausgewählt; sein Denker sollte den Autor Dante Alighieri darstellen. Doch der geniale Bildhauer bricht mit der Tradition des melancholischen, erschlafften Grübler, die sonst die Darstellungen des Denkens in der Kunstgeschichte prägen, und hat auch nichts mit den gelassen auf antiken Treppen lagernden Denkern der Schule von Athen zu tun: Auguste Rodins martialisch, muskulöse, kauernde Gestalt erinnert viele Kunstexperten eher an einen Athleten, der jeden Augenblick lossprinten könnte. Die ganze Figur ist reine Anspannung und Verzerrung und Energie vor dem Aus- und Aufbruch. Mit einer gewaltigen Schau im Grand Palais begehrt Paris den hundertsten Todestag des Bildhauers Auguste Rodin.

Weiterlesen

Die Philosophie wird mit der Wissenschaft verknüpft

Philosophie bedeutet nach Hans-Georg Gadamer theoretische Interessen verfolgen und eine Lebensführung, die die Fragen nach der Wahrheit und nach dem Guten so stellt, dass dabei weder auf den eigenen Gewinn, noch auf den öffentlichen Nutzen reflektiert wird. Die Philosophie ist mit der europäischen Zivilisation aufs engste verknüpft und hat in der allgemeinen Bedeutung von Theoria lange den Sammelbegriff für Wissenschaft überhaupt gebildet. Hans-Georg Gadamer schreibt: „Noch Isaac Newtons berühmte „Grundlagen der Naturwissenschaft“, durch die er der Begründer der modernen Physik geworden ist, hießen Philosophiae naturalis pricipia mathematika, die Elemente und Grundlagen der Naturerkenntnis.

Weiterlesen

Das Weltbild des Humanismus prägt die Zeit der Renaissance

Die geschichtliche Epoche der Renaissance wird in der Regel im 15. und 16. Jahrhundert angesiedelt. Aber diese Abgrenzung ist nicht ganz genau. Denn schon nach der Jahrtausendwende künden sich überall im Abendland Tendenzen der Erneuerung an, die im 13. Jahrhundert dann bestimmter werden. Historiker denken hier in erster Linie an die Blüte der provenzalischen und italienischen Dichtung, an die Entstehung der Formensprache der Gotik in Frankreich, an die Bewegung, die vom heiligen Franz von Assisi geprägt wurde und an dem nach der Art der Antike gestaltenden Charakter des Kaisertums Friedrichs II. Vorläufer des neuen Geistes der Renaissance finden sich in der italienischen Literatur des 14. Jahrhunderts, in den Werken eines Dantes, Petrarca oder Boccaccio, in den Bildwerken der Pisani und in der Malerei Giottos.

Weiterlesen

T. S. Eliot ist das Vorbild für die lyrische Avantgarde

T. S. Eliot verkörpert auf dem Gebiet der Dichtung wie kein anderer Autor des 20. Jahrhunderts die lyrische Avantgarde. Seinen unsterblichen Ruhm begründete sein epochales Gedicht „Das wüste Land“. Er hat darin wie kein anderer Dichter die existentielle Krise der Moderne und deren möglichen Überwindung geschildert. T. S. Eliot schildert in seinem Hauptwerk den Geist seiner Zeit, der sich in der Trostlosigkeit der Großstadt manifestiert. „Das wüste Land“ wird zum Symbol für die Orientierungslosigkeit und einer Sprach- und Sinnkrise nach dem ersten Weltkrieg. Das Gedicht beginnt mit folgenden Zeilen:

“APRIL is the cruellest month, breeding
Lilacs out of the dead land, mixing
Memory and desire, stirring
Dull roots with spring rain.”

Weiterlesen