Die Erotik stellt das Böse und das Diabolische dar

Die Bindung des Lebens an den Tod hat zahlreiche Aspekte. Sie ist in der sexuellen und in der mystischen Erfahrung gleichermaßen wahrzunehmen. Georges Bataille erläutert: „Aber wie immer man sie auch versteht, die menschliche Sexualität wird stets nur in Grenzen zugelassen, über die hinaus sie verboten ist.“ Schließlich tritt überall in der Sexualität eine Regung auf, die den Schmutz einbezieht. Von da an handelt es sich nicht mehr um „gottgewollte“, wohltuende Sexualität, sondern um Verfluchtsein und Tod. Die wohltunende Sexualität steht der animalischen Sexualität nahe. Den Gegensatz dazu bildet die Erotik, die spezifisch menschlich ist und nur im Ursprung mit der Geschlechtlichkeit zu tun hat. Die Erotik, die im Prinzip unfruchtbar ist, stellt das Böse und das Diabolische dar. Der Franzose Georges Bataille (1897 – 1962) gehört zu den kontroversesten Philosophen und Schriftstellern des 20. Jahrhunderts.

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Die Religion ist der gefährlichste Feind des freien Denkens

Die unstillbare Sehnsucht nach Reinheit, gefährlichste Feindin freien Denkens, ist die Obsession des Religiösen zu allen Zeiten in allen Kulturen – schon deshalb, weil Religion gewöhnlich auf Absolutes, Immaterielles und damit eben auch Reines zielt. In Krisenzeiten wird der Wunsch nach Reinheit besonders drängend. Bernd Roeck stellt fest: „Gereinigt durch die Taufe beginnen Christinnen und Christen ihr Leben; durch Buße reinigen sie sich im Inneren. Sich Gott zu nähern verlangt Reinheit, vom Priester wie vom Gläubigen. Am Ende helfen Sterbesakramente bei letzter Säuberung.“ Noch nach dem Tod vollzieht das Fegefeuer – jene furchterregende Erfindung der Kirchenväter – eine allerletzte Purgation. Sie erst macht dazu bereit, in den Himmel einzugehen. Bernd Roeck ist seit 1999 Professor für Neuere Geschichte an der Universität Zürich und einer der besten Kenner der europäischen Renaissance.

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Die Liebe hat unzählige Facetten und kulturelle Ausformungen

Es gibt Menschen, die pflegen eine Liebe zur Philosophie, andere lieben die Künste, viele „schwärmen“ gerne, und dieses Schwärmen ist ein Echo ihrer Liebesfähigkeit. Matthias Horx nennt Beispiele: „Wir „lieben“ Wiener Schnitzel oder Sonnenuntergänge am Meer, unsere Fußball-Lieblingsmannschaft oder echte Spaghetti Bolognese, die von Tim Mälzer.“ In allen Aspekten von Resonanz, die Menschen zu ihrer Umwelt entwickeln, kann sich Liebe zeigen. Menschliche Liebe und Verbundenheit hat unzählige Facetten und kulturelle Ausformungen. Das griechische Wort „Eros“ zum Beispiel steht für die Anziehung, die Lust, das Begehren. In der griechischen „Liebesphilosophie“ ist Eros das kosmische Elementarprinzip – als Kraft und Quelle alles Lebenden und Lebendigkeit. Oder Mania, die Besessenheit, die Abhängigkeit, die Unbedingtheit, die bis zur Enthemmung geht: Wenn Liebe zur – meist einseitigen – Obsession wird, zerstört sie sich selbst. Matthias Horx ist der profilierteste Zukunftsdenker im deutschsprachigen Raum.

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Der Mensch bleibt von Gott und der Idee getrennt

Die Bibel verrät seinen Lesern, dass Gott den Menschen als sein Ebenbild geschaffen hat. Der Mensch ist also „imago dei“. Man könnte meinen, er könnte sich erkennen, indem er das betrachtet, wovon er Abbild ist. Unglücklicherweise ist aber ihm das genau nicht möglich, denn in den Zehn Geboten ist unmissverständlich festgehalten, dass sich der Mensch kein Bild von Gott machen darf. Thomas Damberger geht davon aus, dass es sich bei dem Bilderverbot nicht um Bösartigkeit handelt. Denn es geht nicht darum, dass ein Gott seiner Schöpfung die Selbsterkenntnis verwehrt. Thomas Damberger erklärt: „Vielmehr ist es so, dass der Mensch sich in diesem Bild gar nicht erkennen könnte, denn sowohl Gott als auch die Idee bei Platon sind im Gegensatz zum Menschen in einem anderen Seinsmodus.“ Dr. Thomas Damberger ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fachbereich Erziehungswissenschaften der Goethe-Universität Frankfurt am Main.

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Pyrrhon von Elis war der extremste Skeptiker von allen

Die Menschen wissen nichts und nicht einmal das ist sicher. Keiner sollte sich auf das verlassen, was er für wahr hält, denn man könnte ihn missverstehen. Nigel Warburton erklärt: „Alles kann infrage gestellt werden, alles kann angezweifelt werden. Es ist am besten, man fällt überhaupt kein abschließendes Urteil. Wenn man für alle Meinungen offen bleibt, kann man nicht enttäuscht werden.“ Das waren die Hauptgedanken des Skeptizismus, einer Strömung in der Philosophie, die mehrere Hundert Jahre im alten Griechenland und später in Rom viele Anhänger hatte. Der Grieche Pyrrhon von Elis (ca. 365 – ca. 270 v. Christus) war der berühmteste und vermutlich der extremste Skeptiker von allen. Der Philosoph Nigel Warburton ist Dozent an der Open University. Er gibt außerdem Kurse über Kunst und Philosophie am Tate Modern Museum.

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Der Theologe Meister Eckhart war der erste deutsche Philosoph

Für Vittorio Hösle war Dominikaner Meister Eckhart, der von 1260 bis 1327/28 lebte, aus verschiedenen Gründen der erste deutsche wahrhaftige Philosoph. Unter anderem war der Erste, der eigene philosophische Gedanken in der Volkssprache artikulierte. Manche seine Ideen nehmen auf verblüffende Weise religionsphilosophische Ideen der späteren deutschen Tradition vorweg, die von anderen christlichen Gedankengebäuden gravierend abweichen, wie schon seine Zeitgenossen erkannten. Gegen Ende seines Lebens wurde zuerst in Köln, dann in Avignon ein Inquisitionsprozess gegen Meister Eckhard geführt, der 1329 mit der posthumen Verurteilung von 17 seiner Thesen als häretisch endete. Vittorio Hösle erklärt: „Offenbar sah man Ähnlichkeiten zwischen seiner Lehre und derjenigen der Schwestern und Brüdern des freien Geistes, denen man nachsagte, sich im Namen der Freiheit des Geistes von den Dogmen und Normen der Kirche gelöst zu haben.“ Vittorio Hösle ist Paul Kimball Professor of Arts and Letters an der University of Notre Dame (USA). 

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Tomas Tranströmer verwandelt Alltag in Meditation

Der Schwede Tomas Tranströmer, ein Lyriker, der eine Poesie ohne Pose entwirft, ist in diesem Jahr mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet worden. Literaturkritiker bezeichnen ihn zwar als strengen Modernisten, aber auch als freundlichen Mystiker. Für mache ist er sogar ein Weltdichter. Seit dem Gedichtband „17 Gedichte“ des jungen Tomas Tranströmer aus dem Jahr 1954 ist der Dichter aus der schwedischen Lyrik nicht mehr wegzudenken. Understatement, das mit einer Menge Selbstbewusstsein daherkam, wurde zu seinem lyrischen Programm. Tomas Tranströmer, der in diesem Jahr seinen 80. Geburtstag feierte, hat seither in seinen Gedichten immer mit dem kleinsten Aufwand die größtmögliche Wirkung erzielt. Diese Fähigkeit hat er nahezu bis zur Vollendung ausgedehnt.  

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Die Bildsprache des Kunststars Neo Rauch

Der weltberühmte Maler Neo Rauch hat eine ganz eigene Bildsprache entwickelt, die ganz schwer einzuordnen ist. Sie enthält Anteile des Surrealismus, des Realismus, des Comics und des Pops. Er ist der Star der so genannten Leipziger Schule. Im Jahr 2007 stellte er als dritter zeitgenössischer Künstler überhaupt seine Werke im Metropolitan Museum of Art in New York aus. Neo Rauch gehört inzwischen zu den Stars der Kunstszene, dessen Gemälde auf Auktionen Preise im sechsstelligen Bereich erzielen. Eine aktuelle Ausstellung der Bilder von Neo Rauch findet unter dem Motto „Neo Rauch – Begleiter“ in der Pinakothek der Moderne in München vom 20. April bis zum 15. August 2010 statt.

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