Das Titelthema des neuen Philosophie Magazins 04/2017 dreht sich um das schönste Thema der Welt: die Liebe. Die Liebe ist vielleicht das stärkste Gefühl, das der Mensch kennt: magisch, mitreißend, buchstäblich unbeschreiblich. Chefredakteur Wolfram Eilenberger schreibt in seinem Editorial: „Zu keinen Zeitpunkt der Existenz erfahren wir uns als verletzlicher, unsicherer, ausgesetzter, machtloser als in dem Moment, indem wir einem anderen Menschen anvertrauen, ihn zu lieben, ohne dessen Antwort bereits zu kennen.“ Die Liebe hat das Potential – ob als romantisches Glück oder freundschaftliche Tiefe – die Menschen vor dem zu retten, was sie derzeit am meisten bedroht: Vereinzelung, Effizienzdenken und Identitätswahn. Das romantische Liebesideal der absoluten Einheit beruhte auf extremer Intensität und schloss Risiken bis hin zum Liebestod nicht aus. Heutzutage entsteht im Zeichen einer Schmalspurromantik der Dating Portale ein destruktiver Erwartungsdruck, die die Liebe erstickt, ja zur völligen Beziehungslosigkeit führen kann.
Die Liebe ist vom Begehren durchdrungen
Für den französische Philosophen, Mathematiker und Schriftsteller Alain Badiou ist die Liebe die intensivste Beziehung der Anerkennung und Abhängigkeit vom anderen, die ein Mensch in seiner gewöhnlichen Existenz kennt. Alain Badiou erklärt: „Die Liebe ist vom Begehren durchdrungen, dieses ist eines ihrer zentralen Elemente, und sie bleibt ein Abenteuer, das harte Prüfungen kennt.“ Jeder hat das Recht, die Erfahrung der Liebe zu machen. Und in außergewöhnlichen Fällen ist die Liebe stärker als alle Konventionen und Gesetze einer Gesellschaft.
In der Rubrik „Der Klassiker“ widmet sich das Magazin dem Anthropologen Claude Lévi-Strauss und seiner Definition der Barbarei. Jedes Mal besteht der erste Schritt in einer Spaltung der Menschheit: hier die wirklichen Menschen, dort Tiere, die nur wie Menschen aussehen. Dieses Verfahren kennzeichnet für ihn den Barbaren. Wer an die Barbarei glaubt, behauptet nach Claude Lévi-Strauss die Existenz infantiler, unterhalb der Menschheit angesiedelter Kulturen, die es zu erziehen oder zu vernichten gilt, und ist damit selbst ein Barbar.
Einige Menschen werden sich in Götter verwandeln
Im Gespräch mit dem Historiker Timothy Schneider geht es um die Frage: „Wie verhindern wir die Tyrannei?“ Für Timothy Schneider zeichnet sich der Totalitarismus durch die Zerstörung staatlicher Strukturen aus. Genau darin besteht seiner Meinung nach auch die Bedrohung, die von den neuen rechtspopulistischen Bewegungen ausgeht. Der Rechtspopulismus von heute erinnert ihn in vielem an die Anfänge des Totalitarismus in der Zwischenkriegszeit. Daher droht den Demokratien ein Verfall ihrer freiheitlichen Ordnung, ja im schlimmsten Fall werden sie von einem neuen Faschismus bedroht.
Als Buch des Monats stellt das Philosophie Magazin diesmal „Homo Deus. Eine Geschichte von Morgen“ von Yuval Noah Harari vor. Darin setzt sich der Autor mit den neuen Zielen des Menschen auseinander: der Unsterblichkeit und dem Glück. Die „happy few“, die sich das leisten können, werden mithilfe der Bio- und Informationstechnologie versuchen, sich in Götter zu verwandeln. Sie zeichnen übermenschliche Fähigkeiten aus: Sie können ihre Körper verändern, das Wetter steuern, Gedanken lesen, die Lebensspanne verlängern oder den Tod gleich ganz überwinden.