Ulrike Guérot ist fassungslos über die Machtblindheit der Linken

Die Ausgabe Nr. 8 der Zeitschrift zur Gegenwartskultur „Die Epilog“ trägt den Titel „Wird schon schiefgehen – Große Pläne“. Ulrike Guérot, Professorin für Europapolitik und Demokratieforschung an der Donau-Universität Krems, beantwortet unter anderem die Frage, warum die Linke in Europa so planlos agiert: „Wenn die Menschen nicht mehr verstehen, wer sich da links überhaupt streitet und worüber, dann haben die Rechtspopulisten leichtes Spiel. Die haben nämlich einfach einen Führer, ein Reich und eine Idee – und damit hat sich das.“ Zudem macht die Politikwissenschaftlerin die Machtblindheit der Linken fassungslos. Auch weil sie unter Macht nichts Negatives versteht. Erst einmal geht es ihrer Meinung nach darum, überhaupt Macht zu haben, damit man etwas verändern kann. Die Rolle der Konservativen ist es laut Ulrike Guérot, gesellschaftliche Trends abzugreifen und durch die politische Mitte zu führen. Die Rolle der Linken ist es, die guten Ideen im Raum zu halten.

Dörfer müssen für ihre Bewohner einen Mehrwert bieten

Andere Fragen, auf die in der in „Die Epilog“ Antworten gesucht werden, lauten: Wie lässt sich heute planen? Worin liegt der Reiz des durchgeplanten Daseins, und warum stößt uns das Planen manchmal so übel auf? Die erste Fotostrecke stammt von Philotheus Nisch. Er zoomt auf die Werkzeuge rein, mit denen sich die Menschen ihre Welt erschließen, sie begreifen – auf Hände und Materialien, mit denen man Strukturen bildet. Diese Finger, Scheren und Lineale setzen abstrakte Pläne in die Tat um, sie sind die Verlängerung der menschlichen Vorstellungskraft.

Mal für ein Wochenende aufs Land fahren? Was es braucht, damit wir gleich ganz dort bleiben möchten, weiß Diplom-Geografin Britta Trostorff. Es gibt immer wieder Leute, die aufs Land ziehen, weil die Wohn- und Bausubstanz dort manchmal ganz außergewöhnlich ist: „In den vorhandenen alten Strukturen kann man sich fantastisch verwirklichen. Entscheidend für die Zukunft wird sein: Schaffen es die Dörfer, einen Mehrwert zu bieten, etwas, das mich zum Pendeln bewegt, vielleicht, weil es in der Gegend einfach so schön ist, oder aber, weil es etwas gibt, das ich woanders nicht finde.“

Mads Pankow: „Eigentlich braucht man keine Pläne“

Die zweite Fotostrecke stammt von Max Siedenkopf, der als Künstler an der Schnittstelle von Fotografie, Film und Design arbeitet. Er weiß, dass man aus jeder Urlaubskatastrophe noch das Beste herausholen kann. Der größte Spaß ist doch das Ungeplante, oder? Wenn alles den Bach runtergeht, die übermüdete Lustigkeit, das letzte, schale Bier morgens um sechs am Betonstrand. Sind dies vielleicht die letzten Momente des wahren Glücks oder schon die ersten Boten des heraufziehenden Wahnsinns?

Viele Menschen suchen in ihrem Leben nach den großen und kleinen Plänen, nach Persönlichem und Politischem. Manchmal fragen, ob sie sich in den wilden Zeiten der politischen Masterpläne und Twitter-Gewitter lieber auf die Mikroplanung zurückziehen sollen, um beispielsweise ihre Bude schön einzurichten als sich zu engagieren. Der Politikberater und Autor Mads Pankow formuliert seine Ansichten zum Thema so: „Eigentlich braucht man keine Pläne. Denn Pläne braucht man nur, wenn man ein Ziel erreichen möchte, und eigentlich braucht man gar kein Ziel.“

Von Hans Klumbies