Es gibt drei Dimensionen der Resilienz

Im Titelthema beantwortet das neue Philosophie Magazin 02/2021 die Frage: „Was macht uns resilient?“ An Krisen nicht zugrunde gehen, sie gar als Anlass für Fortschritt nutzen: Das meint das Konzept der Resilienz im Kern. Chefredakteurin Svenja Flaßpöhler schreibt im Editorial: „Die resiliente Persönlichkeit oder Gesellschaft weiß um die Unvermeidbarkeit schlimmer Ereignisse. Nichts kann uns hundertprozentig vor Schicksalsschlägen, vor Trennung oder Tod schützen.“ Inzwischen hat auch die Soziologie die Resilienz entdeckt und fragt nach den Grundparametern gesellschaftlicher Stabilität. Ein resilientes System braucht eine gewisse Geschmeidigkeit, ja Plastizität. Es muss beweglich und dynamisch sein. Nur so kann es auf das reagieren, was ihm zustößt, sich auf kommende Krisen vorhersehen und sich flexibel auf sie einstellen. Dabei gibt es drei Dimensionen der Resilienz: Stabilisation, Transformation und schließlich Reduktion.

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Der Homo sapiens bedroht das Leben auf der Erde

Matthias Glaubrecht beschreibt in seinem Buch „Das Ende der Evolution“ wie der angebliche Homo sapiens das gesamte Leben auf der Erde bedroht. Dabei legt er schonungslos die Fakten zur historischen Entwicklung von Ackerbau, Überbevölkerung und Urbanisierung offen. Im Zentrum seiner umfassenden Studie aber der dramatische Schwund an Biodiversität von Tieren und Planzen überall auf der Erde. Das fängt bei den großen Säugetieren wie Tiger und Elefant an, erfasst auch die heimische Vogelwelt und endet beim Sterben der Insekten. Sowohl an Land wie auch im Meer ist das drohende Aussterben von bis zu einer Million Arten bereits in vollem Gange. Mit dem größten Artenschwund seit dem Aussterben der Dinosaurier steht der Menschheit eine weltweite biologische Tragödie bevor. Matthias Glaubrecht ist Evolutionsbiologe, Systematiker und Wissenschaftshistoriker.

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Die Globalisierung löste eine Umverteilung aus

Die Globalisierung und neue Technologien wie Digitalisierung spalten laut Alexander Hagelüken den deutschen Arbeitsmarkt, schrumpfen die Mittelschicht und treiben die Einkommen auseinander. Die Globalisierung lässt Arbeitsplätze verschwinden wie beispielsweise jene in Schuhfabriken. Sie trifft Arbeitnehmer, die den gut ausgebildeten, aber trotzdem günstigen Asiaten oder Osteuropäern unterliegen. In Deutschland wirkte sich besonders der Fall des Eisernen Vorhangs aus, sagt Joachim Möller, Direktor des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Bis zur Wende nahmen die Reallöhne nämlich zu. Dann kam die Konkurrenz, etwa tschechische Arbeiter, die anfangs ein Zehntel deutscher Löhne verdienten. Joachim Möller erklärt: „Es wurden Arbeitsplätze verlagert. Vor allem wirkte die Drohung mit der Verlagerung: Das reichte schon, um in Deutschland niedrige Löhne durchzusetzen. Das veränderte die Machtverhältnisse zugunsten der Arbeitgeber.“ Alexander Hagelüken ist als Leitender Redakteur der Süddeutschen Zeitung für Wirtschaftspolitik zuständig.

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Das Denken gehört zum Alltag dazu

Ayn Rand schreibt: „Die menschliche Gattung verfügt lediglich über zwei unbegrenzte Fähigkeiten: zu leiden und zu lügen.“ Wobei sie überzeugt ist, dass der eigentliche Fluch der Menschheit in der Neigung besteht, Ideale als etwas Abstraktes anzusehen. Also als etwas zu betrachten, das mit dem täglichen Leben in keinerlei Verbindung steht. Ayn Rand spricht von der Fähigkeit, ganz anders zu leben als man denkt und somit das Denken aus dem Alltag zu verbannen. Es handelt sich hierbei laut Wolfram Eilenberger um den allerersten Eintrag Ayn Rands in ihr philosophisches Denktagebuch. Sie beginnt es im Alter von 29 Jahren als reine „Amateur-Philosophin“. Wolfram Eilenberger war langjähriger Chefredakteur des „Philosophie Magazins“. Zudem ist er „Zeit“-Kolumnist und moderiert „Sternstunden der Philosophie im Schweizer Fernsehen.

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Ohne Vielfalt gibt es keine Alternativen

Vielfalt ist eine Bereicherung von Freiheit. Wenn es keine Vielfalt gäbe, hätten die Menschen keine Alternativen, zwischen denen sie wählen könnten. Doch das Leben mit einer solchen Vielfalt der Unterschiede hat auch seine Schwierigkeiten. Denn viele wollen vielleicht gerne wieder mehr „unter ihresgleichen“ leben. Das Problem ist nichts Neues. Die Kombination von Massenmigration und Internet hat zu einer atemberaubenden Zunahme der sichtbaren Vielfalt, sowohl materiell auf den Straßen der Weltstädte als auch virtuell auf den Seiten des Internets, geführt. Timothy Garton Ash ergänzt: „Wie nicht anders zu erwarten, geht es in einigen der heftigsten Konflikte um die Meinungsfreiheit um die Frage, wie Menschen sich in Bezug auf solche Unterschiede ausdrücken.“ Timothy Garton Ash ist Professor für Europäische Studien an der Universität Oxford und Senior Fellow an der Hoover Institution der Stanford University.

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Der Klimawandel erhöht die Zahl der Hungernden

Hoffnung und Wachstum in der Welt beruhen darauf, dass die heutige Globalisierung kein Nullsummenspiel mehr ist. Menschen und Gemeinschaften können sich mithilfe weltumspannender Handelsbeziehungen aus einem Leben in totaler Armut befreien. Nadav Eyal warnt: „Aber eine neue, dunkle Variante ist in die Gleichung eingedrungen.“ Die Länder im Norden ziehen beim Bruttoinlandsprodukt pro Kopf echten Nutzen aus der Erderwärmung. Obwohl sie diese selbst verursacht haben und weiter verursachen. Den Preis dafür zahlt fast ausschließlich der Süden. Der Klimawandel wird die Zahl der Hungernden in den nächsten Jahrzehnten um 10 bis 20 Prozent anschwellen lassen. Diese Warnung geht vom Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen aus. Bis 2050 könnten zusätzliche 1,7 Milliarden Menschen unter mangelnder Ernährungssicherheit leiden. Nadav Eyal ist einer der bekanntesten Journalisten Israels.

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Emanuele Coccia erforscht das Sein des Sinnlichen

Spiegel erinnern daran, dass es Bilder, dass es Sinnliches im Universum gibt. Und sie erinnern auch daran, dass das Sinnliche, die Bilder, weder eine Eigenschaft der Dinge noch das Akzidenz des Bewusstseins von Mensch und Tier ist. Bilder haben vielmehr ein spezielles Sein, sind eine Sphäre des Realen. Sie sind aber getrennt von den anderen Sphären. Sie sind etwas, das in sich selbst existiert, mit einem besonderen Seinsmodus, dessen Formen beschrieben werden müssen. Deshalb ist die Wissenschaft vom Sinnlichen für Emanuele Coccia eine regionale Ontologie. Diese kann eine andere Seinsgattung jenseits vom Sein der Dinge und vom Sein des Geistes oder des Bewusstseins statuieren: das Sein des Sinnlichen. Emanuele Coccia ist Professor für Philosophiegeschichte an der École des Hautes Études en Sciences Sociales in Paris.

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Friedrich Schiller setzt auf das Erhabene

Ger Groot weiß: „Wie viele Denker seiner Generation, versucht auch Friedrich Schiller, Immanuel Kant weiterzudenken.“ Für den Romantiker, der er ist, ist es bedeutsam, dass er dabei Immanuel Kants Idee des Erhabenen mehr Beachtung schenkt als dem Schönen. Das Schöne ist der klassische Gegenstand der Ästhetik. In seiner Schrift „Über das Erhabene“ schreibt Friedrich Schiller: „Das Überwältigende in der Natur wird das Milieu, in dem der Mensch die Unendlichkeit, in die er sich hineingestellt sieht, erfährt.“ Diese Unendlichkeit übersteigt seine Vernunft und erschüttert ihn zutiefst in seinem Wesen. Sie schleudert den Menschen aus dem begrenzten Horizont seines alltäglichen Lebens heraus. Ger Groot lehrt Kulturphilosophie und philosophische Anthropologie an der Erasmus-Universität Rotterdam. Zudem ist er Professor für Philosophie und Literatur an der Radboud Universität Nijmegen.

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Das Philosophie Magazin gibt 21 Impulse für 2021

Die aktuelle Sonderausgabe des Philosophie Magazins hat die 21 besten Essays zu aktuellen Fragen zusammengestellt. Verfasst haben sie internationale und deutschsprachige Denkerinnen und Denker, deren Reflexionen nicht nur inspirierend, sondern auch wegweisend sind. Gegliedert ist das Sonderheft in vier große Rubriken: Internationale Politik, Identität und Geschlecht, Technik und Gesellschaft sowie Rassismus. Zu den Herausforderungen unserer Zeit zählt momentan an erster Stelle die Coronaepidemie. Sie hat die gesamte Weltgemeinschaft vor eine gemeinsame Bedrohung gestellt. Für den Geschichtslehrer Paul Sebillotte existiert ein direkter Zusammenhang zwischen den Abholzungen der Regenwälder und der Hervorbringung von Epidemien. Die Zersiedlung verschlimmert die Abholzung noch und vervielfacht damit die Risiken einer Zoonose. Auch die industrielle Tierhaltung berücksichtigt nie die epidemiologischen Gefahren. Tritt dann doch eine Epidemie auf, werden die Kosten externalisiert: Die Staaten kommen für den Schaden auf, ohne die Kapitalisten zur Rechenschaft zu ziehen.

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Wir alle sind Gefangene der Zeit

In 13 Essays zeigt Christopher Clark in seinem neuen Buch „Gefangene der Zeit“ wie sehr historische Ereignisse und Taten über die Zeiten hinweg fortwirken. An den Vorstellungen von Macht und Herrschaft hat sich bis heute wenig geändert. Die Religion, politische Macht und das Bewusstsein der Zeit sind für Christopher Clark prägende Säulen der neueren europäischen Geschichte. Die religiöse Tradition ordnet dabei das menschliche Bestreben in den größtmöglichen Kompass ein. Politische Macht verbindet Kultur, Wirtschaft und Persönlichkeit mit Entscheidungen, die eine große Anzahl von Menschen betreffen. Die Zeit schließlich wird von Narrativen, religiösen ebenso wie säkularen, konstruiert und geformt. Sie verrät, wie die Präsenz von Macht, in welcher Form auch immer, das menschliche Bewusstsein und den Sinn für Geschichte prägen. Christopher Clark lehrt als Professor für Neuere Europäische Geschichte am St. Catharine`s College in Cambridge.

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Es gibt vier Kardinaltugenden

Menschen brauchen Werte und moralische Tugenden. Die antiken Philosophen haben einige Werte und moralische Qualitäten definiert. Diese beweisen die Überlegenheit der Menschen. Sie haben sie Tugenden genannt. Etymologisch betrachtet heißt das so viel wie „Vorzüglichkeiten“. Frédéric Lenoir fügt hinzu: „Im Französischen sprechen wir auch von der >Tugend< einer Pflanze oder eines Medikaments und meinen damit deren positive Wirkung.“ Michel de Montaigne und Baruch de Spinoza haben sich der der gedanklichen Tradition der Antike verpflichtet, die für Frédéric Lenoir nichts von ihrer Stichhaltigkeit verloren hat. Michel de Montaigne schreibt: „Nichts ist so schön und berechtigt, als gut und recht ein Mensch zu sein.“ Die vier Haupttugenden, auch Kardinaltugenden genannt, sind Gerechtigkeit, Mäßigung, Tapferkeit und Klugheit. Frédéric Lenoir ist Philosoph, Religionswissenschaftler, Soziologe und Schriftsteller.

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Die USA brachten die Taliban in Afghanistan an die Macht

Lange Zeit galt Afghanistan als Rückzugsgebiet für Terroristen. Dieses Land am Hindukusch war auch nach dem Abzug der letzten sowjetischen Truppen am 15. Februar 1989 nicht zur Ruhe gekommen. Nach einem Bürgerkrieg übernahmen die von den USA unterstützten Milizen der Taliban im September 1996 die Macht. Nach dem 11. September dieses Jahres forderten die USA viele Male die Auslieferung des Saudis und Geldgebers Osama bin Laden. Dieser lebte seit Langem versteckt, war unauffindbar und galt als Drahtzieher der Terroranschläge vom 11. September 2001 galt. Gleichzeitig bereitete Washington einen Koalitionskrieg gegen das Land vor. Nur vier Wochen nach 9/11 begannen amerikanische und britische Militäreinheiten mit Luftangriffen auf Afghanistan. Edgar Wolfrum ist Inhaber des Lehrstuhls für Zeitgeschichte an der Universität Heidelberg.

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Epikur stellt die Lust ins Zentrum seiner Werte

Nicht alle, die sich an ihren Bedürfnissen orientieren, sind unbarmherzige Asketen. Der genügsame Genießer schränkt sich nur ein, um seine Bedürfnisse leicht und häufig erfüllen zu können und damit zwar unabhängig zu bleiben, aber gleichzeitig ein Maximum an Angenehmen zu erfahren. Mit dieser Strategie erhofft er sich Autarkie und Genuss in Einklang zu bringen. Als Aushängeschild dieser Art des Hedonismus nett Ludger Pfeil den Griechen Epikur (341 – 271 v. Chr.), der im Jahr 306 v. Chr. in Athen seine „Schule des Gartens“ als philosophische Lehranstalt und Lebensgemeinschaft gründetet. Ludger Pfeil erklärt: „In dem von ihm erhaltenen Schriften stellt er die Lust uneingeschränkt ins Zentrum seiner Werte und beruft sich dabei auf unsere Natur.“ Der Philosoph Dr. Ludger Pfeil machte nach seinem Studium Karriere in der Wirtschaft als Projektleiter und Führungskraft und ist als Managementberater tätig.

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Der Held im Bildungsroman ist immer ein Mann

Die Rehabilitierung des Romans als Literaturgattung war eine Leistung der Aufklärung, aber erst in der Kunstepoche erlangte der Roman weltliterarische Geltung und trat gleichberechtigt neben das Drama. Als Kunstepoche bezeichnete Heinrich Heine die Zeit zwischen der Französischen Revolution 1789 und dem Tod Johann Wolfgang von Goethes 1832. Johann Wolfgang von Goethes „Werther“ (1774) und Christoph Martin Wielands „Agathon“ (1766/67) stellten die ersten Versuche dar, Erfahrungen und Entwicklungen des bürgerlichen Individuums episch zu erfassen. Beide Romane waren jedoch noch weit davon entfernt, die hoch gesteckten Hoffnungen zu erfüllen, die Friedrich von Blanckenburg in seiner „Theorie des Romans“ (1774) mit dem bürgerlichen Roman verbunden hatte. „Werther“ bot nur einen höchst subjektivistischen Ausschnitt der Gesellschaft. „Agathon“ war in ein antikes Gewand gehüllt und verdeckte die bürgerliche Identitätsproblematik mehr, als dass er sie verdeutlichte.

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Dacher Keltner definiert einen neuen Begriff der Macht

Seit Niccolò Machiavelli und der Renaissance hat sich die Gesellschaft dramatisch verändert, und zwar in einer Weise, die es erforderlich macht, die ausgediente Definition von Macht fallenzulassen. Dacher Keltner erklärt: „Es wird uns eher gelingen, das Macht-Paradox zu überlisten, wenn wir unser Denken erweitern und Macht als die Fähigkeit definieren, etwas in der Welt zu verändern, insbesondere, indem wir mit Hilfe der Macht andere in unseren sozialen Netzen aufrütteln.“ Nach dieser neuen Definition ist Macht nicht auf ganz besondere Menschen beschränkt, also weder auf grausame Diktatoren noch hochrangige Politiker oder die Reichen und Berühmten des Jet-Sets, die in der Öffentlichkeit stehen. Dacher Keltner ist Professor für Psychologie an der University of California in Berkeley und Fakultätsdirektor des UC Berkeley Greater Good Science Center.

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Isolde Charim stellt den zweiten Individualismus vor

Der zentrale Wunsch des zweiten Individualismus ist es, sich nicht zu verändern, sondern sich nur zu bestätigen. Der erste Individualismus hat den Großverbänden zugesprochen, die Individuen zu transformieren. Isolde Charim erläutert: „Der Einzelne trat etwa einer Partei bei, die ihn verwandelte zu einem Parteimitglied oder zu einem Parteigenossen machte. Assoziation, Verband bedeutete damit auch: Veränderung des Individuums.“ Und das ist ein grundlegender Unterschied zum zweiten Individualismus. Geht es bei diesem doch darum, sich eben nicht zu verändern. Denn im Zeitalter des Authentizität geht es nicht nur darum, einen eigenen Weg zu wählen – eine eigene Kirche, eine eigene Partei oder sonst eine eigene Gruppierung –, sondern auch darum, dass diese „mich ansprechen“ muss. Die Philosophin Isolde Charim arbeitet als freie Publizistin und ständige Kolumnistin der „taz“ und der „Wiener Zeitung“.

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Gerhard Roth fängt die Magie von Venedig ein

Gerhard Roth fängt in seinem neuen Bildband „Venedig. Ein Spiegelbild der Menschheit“ die Magie der Stadt, des dazugehörigen Lido und der kleinen Inseln in der Lagune ein. Aber er breitet vor den Augen seiner Leser auch ein anderes Venedig aus. Jenes der geheimen, vergessenen Orte, die er mit Leidenschaft mit seiner Kamera aufgespürt hat. Der Fotoapparat verwandelt sich dabei zur Lupe, die ihm beim Beobachten und Entdecken wertvolle Hilfe leistet. Gerhard Roth ergänzt seine ungewöhnlichen Momentaufnahmen durch unveröffentlichte Texte und Miniaturen seinen Tagebüchern. Zudem veröffentlicht er historische Fotografien aus seiner privaten Sammlung. Venedig ist ein Sehnsuchtsort des Autors, dem er seit seinen Jugendtagen eng verbunden ist. Als Literat hat er der Lagunenstadt in seinem virtuosen Venedig-Triptychon ein Denkmal gesetzt. Gerhard Roth lebt als freiberuflicher Schriftsteller in Wien und in der Südsteiermark.

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Philipp Blom beschreibt die Revolte gegen die Moderne

Die Revolte gegen die Moderne kanalisiert soziale Ängste. Sie gießt sie in ein manichäisches Schema von Gut und Böse, Licht und Dunkel. Philipp Blom stellt fest: „Es ist die Veränderung selbst, die sie ablehnt, die sozialen und politischen Nebenwirkungen des technologischen Fortschritts.“ Sie will die Warenströme der Globalisierung ohne die Menschenströme. Sie will die technologischen Innovationen der Wissenschaft ohne ihre unbequemen Fakten. Die Moderne soll gezähmt werden. Sie soll Wohlstand ohne gesellschaftliche Veränderung schaffen. Man will zurück in Zeiten, in denen noch eine natürliche Ordnung herrschte. Damals konnten die Einheimischen noch selbst bestimmen. Das Land und seine Straßen gehörten noch ihnen. Philipp Blom studierte Philosophie, Geschichte und Judaistik in Wien und Oxford und lebt als Schriftsteller und Historiker in Wien.

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An der Oberfläche der Geschichte herrscht das Bewusste

Ein einfaches Modell ermöglicht eine geschichtliche Darstellung der menschlichen Gesellschaften und ihrer Veränderungen. Emmanuel Todd erläutert: „An der Oberfläche der Geschichte entdecken wir das Bewusste, die Wirtschaft der Ökonomen, die täglich in den Medien präsent ist und deren neoliberale Ideologie in einer merkwürdigen Rückbesinnung auf den Marxismus verkündet, dass sie das Ausschlaggebende sei. Zu diesem Bewussten, dem Schrillen, wie man sagen könnte, gehört natürlich auch die Politik.“ Etwas tiefer stößt man auf ein Unterbewusstes der Gesellschaft, auf die Bildung, eine Schicht, deren Bedeutung die Bürger und Kommentatoren erkennen, wenn sie an ihr reales Leben denken, während sich die orthodoxe Sicht weigert, vollauf anzuerkennen, wie entscheidend sie ist und wie stark sie auf die darüberliegende bewusste Schicht einwirkt. Emmanuel Todd ist einer der prominentesten Soziologen Frankreichs.

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Ina Schmidt sucht die eigene Stimme

Viele Menschen suchen nicht mehr nach dem, was sie ihr Selbst nennen. Sondern sie suchen nach ihrer eigenen Stimme, um im Zusammenspiel mit dem oder den anderen ein gutes Leben in einer Gemeinschaft zu führen. Ina Schmidt erläutert: „Das bedeutet also, dass es weniger darauf ankommt, die Ziele der eigenen Suche auf den Punkt bringen zu können. Sondern bei all unserer Sucherei mit der eigenen Stimme zu sprechen, zu sagen, was „Sache“ ist.“ Allerdings tun sich hier bekannte Schwierigkeiten auf: Woher weiß man, wann man wirklich mit seiner eigenen Stimme spricht? Zuerst sollte man also überlegen, was man meint, wenn man von seiner persönlichen Stimme spricht. Ina Schmidt gründete 2005 die „denkraeume“, eine Initiative. In der macht sie in Vorträgen, Workshops und Seminaren philosophische Themen und Begriffe für die heutige Lebenswelt verständlich.

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Elon Musk hat immer ambitionierte Ziele

Der amerikanische Unternehmer Elon Musk sagt: „Es geht mir nicht darum, Geld zu verdienen, sondern darum, die Probleme der Menschheit zu lösen.“ Elon Musk ist für seine ambitionierten Ziele bekannt. Und es ist überhaupt nicht auszuschließen, dass es ihm damit ernst ist. Daniel Goeudevert stellt fest: „Als Mitbegründer von PayPal revolutionierte er den US-amerikanischen Zahlungsverkehr.“ Damit wirbelte er als Branchenfremder das Geschäftsmodell der Banken gehörig durcheinander. Diese hatten vor allem den Internethandel verschlafen. Als Gründer und Eigner des Raumfahrtunternehmens SpaceX führte er seine Firma in wenigen Jahren an die Spitze der internationalen Raumfahrtindustrie. SpaceX ist heute ein bedeutender Versorger der Raumstation ISS und weltweiter Marktführer bei Satellitenstarts. Daniel Goeudevert war Vorsitzender der deutschen Vorstände von Citroën, Renault und Ford sowie Mitglied des Konzernvorstands von VW.

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Die Demokratie braucht mündige Bürger

Die Demokratie ist die einzige Organisationsform, die den mündigen Bürger braucht. Für Theodor W. Adorno war die Forderung nach Mündigkeit in einer Demokratie selbstverständlich. Ulf Poschardt stellt fest: „Damit versteht er Politik eben auch als etwas, das nicht Populisten, Sentimentalisten, Panikpredigern und Opportunisten überlassen werden darf.“ Theodor W. Adornos Verneigung vor Immanuel Kant fällt tief aus. Der Dialektiker der Aufklärung scheint 1969 von der Aktualität des Denkers aus Königsberg beeindruckt. Der Philosoph, noch ganz ergriffen oder traumatisiert von den radikalen Bürgerkindern von 1968, beschreibt die Demokratie als ein Ereignis freier Willensbildung. „Soll dabei nicht Unvernunft resultieren, so sind die Fähigkeit und Mut jedes einzelnen, sich seines Verstandes zu bedienen, vorausgesetzt“, erklärt Theodor W. Adorno. Seit 2016 ist Ulf Poschardt Chefredakteur der „Welt-Gruppe“ (Die Welt, Welt am Sonntag, Welt TV).

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Der Mensch ist nicht mehr „Herr im eigenen Haus“

Sigmund Freud beschrieb 1917 die Kränkungen der Menschheit, nicht mehr im Mittelpunkt der Welt zu stehen und sogar Teil des Tierreichs zu sein. Und noch dazu, so schloss er aus einer eigenen Arbeit, nicht „Herr im eigenen Haus“ zu sein. Humanistische Gymnasien und aufgeklärte Philosophen konnten den Menschen als aufgeklärte Vernunftwesen feiern, solange sie wollten. Philipp Blom stellt dagegen fest: „Der Arzt und Denker Sigmund Freud glaubte zu verstehen, dass diese Ansicht auf einer frommen Illusion fußte.“ Was Individuen als sinnvolle, freie Entscheidungen oder sinnlose Zwangshandlungen wahrnahmen, war nur die trügerische Oberfläche eines Gewässers. Dessen Tiefenströmungen und tief verankerten, frustrierten und verdrängten Triebe und Erinnerungen gaben die eigentliche Lebensrichtung vor. Philipp Blom studierte Philosophie, Geschichte und Judaistik in Wien und Oxford.

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Ökonomen gehen sparsam mit Liebe um

Im Jahr 1954 hielt Dennis Robertson, eine der führenden Ökonomen seiner Zeit, eine Vorlesung zum Thema: „Womit geht der Ökonom sparsam um?“ Robertsons Antwort lautete: „Mit Liebe.“ Jonathan Aldred erläutert: „Robertson verwendete das Wort Liebe als Kürzel für Freundlichkeit, Großzügigkeit und andere altruistische Tugenden.“ Er argumentierte, dass Ökonomik und Ökonomen es vermeiden würden, „jene knappe Ressource Liebe“ zu vergeuden, wenn sie politische Maßnahmen, Gesetze und Organisationen förderten, die sich ausschließlich auf Egoismus verließen. Für Dennis Robertson waren Liebe und andere altruistische Tugenden so ähnlich wie knappe Rohstoffe. Da deren Bestand bei jeder Verwendung schrumpft, sollten sie wohlweislich für Notzeiten gehortet werden. Jonathan Aldred ist Direktor of Studies in Ökonomie am Emmanuel College. Außerdem lehrt er als Newton Trust Lecturer am Department of Land Economy der University of Cambridge.

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Eine bewusste Ernährung schützt das Klima

Anschaulich erklärt Malte Rubach in seinem Buch „Die Ökobilanz auf dem Teller“ die Zusammenhänge zwischen Klima und Ernährungswirtschaft. Dabei setzt er den ökologischen Fußabdruck der Lebensmittel in Beziehung zu anderen Alltagshandlungen wie Reisen, Wäschewaschen oder Online-Streaming. Wie sollen sich die Menschen ernähren, um das Klima zu schützen. Der absolute Verzicht auf tierische Lebensmittel ist für den Ernährungsexperten Malte Rubach nicht die Lösung. Seiner Meinung nach bewirkt bewusster Konsum viel mehr: „Wer in Deutschland auf regionale und saisonale Produkte setzt, kann effektiv dabei helfen, das Klima hier und anderswo zu schützen.“ Der Autor plädiert für einen maßvollen Genuss und fordert, dass eine neue ökologische Landwirtschaft zum Standard wird. Der Referent und Buchautor Dr. Malte Rubach hat Ernährungswissenschaften in Deutschland, der Türkei und den USA studiert.

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