Der Klimawandel erhöht die Zahl der Hungernden

Hoffnung und Wachstum in der Welt beruhen darauf, dass die heutige Globalisierung kein Nullsummenspiel mehr ist. Menschen und Gemeinschaften können sich mithilfe weltumspannender Handelsbeziehungen aus einem Leben in totaler Armut befreien. Nadav Eyal warnt: „Aber eine neue, dunkle Variante ist in die Gleichung eingedrungen.“ Die Länder im Norden ziehen beim Bruttoinlandsprodukt pro Kopf echten Nutzen aus der Erderwärmung. Obwohl sie diese selbst verursacht haben und weiter verursachen. Den Preis dafür zahlt fast ausschließlich der Süden. Der Klimawandel wird die Zahl der Hungernden in den nächsten Jahrzehnten um 10 bis 20 Prozent anschwellen lassen. Diese Warnung geht vom Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen aus. Bis 2050 könnten zusätzliche 1,7 Milliarden Menschen unter mangelnder Ernährungssicherheit leiden. Nadav Eyal ist einer der bekanntesten Journalisten Israels.

Der globale Süden geht wegen des Klimawandels zugrunde

Die Zahl der bewaffneten Konflikte wächst und die Klimakrise nimmt immer dramatischere Folgen an. Deshalb leiden seit 2016 auch immer mehr Menschen an chronischem Hunger. Davor war ihre Anzahl jahrelang zurückgegangen. Vor allem die Klimakrise hat den Trend zur Verringerung absoluter Armut in sein Gegenteil verkehrt und spaltet die Welt mehr denn je. Der globale Süden geht dabei zugrunde. Ein krasses Beispiel dafür ist Bangladesch mit seinen 168 Millionen Einwohnern.

Dieser arme Staat war gut vorangekommen seit den Zeiten, als die Kindersterblichkeit dort zu den höchsten der Welt zählte. Nadav Eyal ergänzt: „Die Lebenserwartung stieg deutlich auf derzeit etwa siebzig Jahre. Der Anteil der absolut Armen sank von 44 Prozent der Bevölkerung auf nur 13 Prozent. Es gibt kaum größere Hungersnöte, und auch die Alphabetisierung ist gut vorangekommen.“ Das ist zu einem großen Teil dem Export und dem Welthandel zu verdanken.

Der Klimawandel lässt die Armut auf der Welt ansteigen

Seit den 1950er Jahren erlebt Bangladesch heftige Tropenstürme, die riesige Mengen Salzwasser aufs Festland drücken und dadurch viele Felder für immer vernichten. Außerdem schmelzen die Himalaya-Gletscher rapide ab, was die Flüsse des Deltas anschwellen lässt. Die Regierung erklärt, in einem durchschnittlichen Jahr ist ein Viertel des Staatsgebiets irgendwann überschwemmt, und alle paar Jahre sind 60 Prozent betroffen. In dieser Lage ist Boden eine sehr wertvolle Ressource für die zahlreiche Bevölkerung. Es gibt einfach nicht genug Land zum Leben und Bebauen.

Die Landbevölkerung flüchtet aus den südlichen und östlichen Regionen in die Hauptstadt Dhaka. Eine halbe Million Menschen übersiedelt jedes Jahr in die Großstadt. In den Armutsvierteln leben bereits sieben Millionen Menschen. Und das ist leider nur der Anfang. Wir haben gesehen, wie die Globalisierung eine halbe Milliarde Menschen aus einem Leben in Hunger und Armut erlöste. Die Weltbank jedoch schätzt, dass der Klimawandel bis 2030 etwa 120 Millionen Erdenbürger in die Armut zurückstoßen wird. Quelle: „Revolte“ von Nadav Eyal

Von Hans Klumbies

Schreibe einen Kommentar