Ina Schmidt sucht die eigene Stimme

Viele Menschen suchen nicht mehr nach dem, was sie ihr Selbst nennen. Sondern sie suchen nach ihrer eigenen Stimme, um im Zusammenspiel mit dem oder den anderen ein gutes Leben in einer Gemeinschaft zu führen. Ina Schmidt erläutert: „Das bedeutet also, dass es weniger darauf ankommt, die Ziele der eigenen Suche auf den Punkt bringen zu können. Sondern bei all unserer Sucherei mit der eigenen Stimme zu sprechen, zu sagen, was „Sache“ ist.“ Allerdings tun sich hier bekannte Schwierigkeiten auf: Woher weiß man, wann man wirklich mit seiner eigenen Stimme spricht? Zuerst sollte man also überlegen, was man meint, wenn man von seiner persönlichen Stimme spricht. Ina Schmidt gründete 2005 die „denkraeume“, eine Initiative. In der macht sie in Vorträgen, Workshops und Seminaren philosophische Themen und Begriffe für die heutige Lebenswelt verständlich.

Die eigene Stimme entspricht dem persönlichen Selbst

Zunächst einmal gibt es eine Stimme, die man nicht lange suchen muss. Man macht den Mund auf, und im besten Fall hat man irgendetwas Intelligentes oder Bedeutsames mitzuteilen. Das tut man nicht nur, aber doch vornehmlich mithilfe der eigenen Stimme. Daraus ergibt sich eine beträchtliche Bandbreite von Ausdrucksmöglichkeiten. Man kann viel erzählen, Reden halten und Konzepte präsentieren. Man kann Lieder singen oder Gedichte vortragen. Und in all diesen Momenten wird niemand daran zweifeln, dass es die eigene Stimme ist, mit der man spricht, singt oder rezitiert.

Ina Schmidt weiß: „Was wir also meinen, wenn wir nach unserer eigenen Stimme suchen, ist etwas anderes. Etwas, das uns befähigt, mithilfe dieser Stimme etwas zum Ausdruck zu bringen, das uns eigen ist, das uns entspricht. Und zwar nur uns.“ Jeder kann mit seiner Stimme feststellen, dass es draußen regnet. Aber niemand kann sich darüber äußern, wie sich eine andere Person tief in ihrem Innersten fühlt und wir ihr eine bestimmte Teemischung schmeckt.

Die Stimme hat jede Menge Facetten

Und schon wird es komplizierter. Denn auch, wenn eine Person nur diese eine Stimme hat, mit der sie solche Eigenheiten ausdrücken kann, so hat sie offenbar eine Menge unterschiedliche Facetten. Und geht hin und wieder über das hinaus, was man von ihr will. Zum einen transportiert man demnach Informationen und Bedeutungen mit seiner Stimme. Sie ist ein Vehikel, mit dem etwas anderes zum Ausdruck gebracht wird. Das geschieht meist recht bewusst: Jeder wählt die Worte, mit denen er dies oder jenes sagen will – über den Regen, über ein Golfturnier oder die Politik.

Darüber hinaus transportiert die eigene Stimme aber weit mehr als sachdienliche Informationen. Denn die Stimme hat jede Menge Facetten, Höhen, Tiefen und Untertöne. Jeder hat die Stimme, die er zu offiziellen Anlässen nutzt, die zornige Stimme, die sich überschlägt, die Stimme, die bricht, wenn man aufgeregt oder nervös ist. Und die Stimme, die man nur gebraucht, wenn man seine Katze ruft. Zunächst geht es laut Ina Schmidt darum, die eigene Stimme in ihren Facetten kennenzulernen und auszuprobieren. Dann gilt es, sie ähnlich einem Instrument spielen zu lernen, um etwas auszudrücken, das gehört werden soll. Quelle: „Das Ziel is tim Weg“ von Ina Schmidt

Von Hans Klumbies

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