Epikur stellt die Lust ins Zentrum seiner Werte

Nicht alle, die sich an ihren Bedürfnissen orientieren, sind unbarmherzige Asketen. Der genügsame Genießer schränkt sich nur ein, um seine Bedürfnisse leicht und häufig erfüllen zu können und damit zwar unabhängig zu bleiben, aber gleichzeitig ein Maximum an Angenehmen zu erfahren. Mit dieser Strategie erhofft er sich Autarkie und Genuss in Einklang zu bringen. Als Aushängeschild dieser Art des Hedonismus nett Ludger Pfeil den Griechen Epikur (341 – 271 v. Chr.), der im Jahr 306 v. Chr. in Athen seine „Schule des Gartens“ als philosophische Lehranstalt und Lebensgemeinschaft gründetet. Ludger Pfeil erklärt: „In dem von ihm erhaltenen Schriften stellt er die Lust uneingeschränkt ins Zentrum seiner Werte und beruft sich dabei auf unsere Natur.“ Der Philosoph Dr. Ludger Pfeil machte nach seinem Studium Karriere in der Wirtschaft als Projektleiter und Führungskraft und ist als Managementberater tätig.

Die Freude ist das höchste Ziel im Leben

Epikur schreibt: „Dafür, dass die Freude das höchste Ziel unseres Lebens ist, liegt der Beweis darin, dass die lebenden Wesen von Geburt an daran Gefallen finden, dagegen dem Schmerz naturgemäß und unbewusst sich widersetzen.“ Epikur fährt fort: „Ich weiß nicht, was ich noch als Gutes ansehen soll, wenn ich die Freuden des Geschmacks, die Freuden der Liebe, die Freuden des Gehörs, schließlich die Erregungen beim Anblick einer schönen Gestalt abziehe.“ Epikur war kein Kind von Traurigkeit, deshalb wurde ihm früh unterstellt, er fröne der Völlerein und Sinnenlust.

Richtig ist laut Ludger Pfeil nur, dass Epikur neben der Lust andere Werte kaum gelten lassen will. Ruhm und Ansehen sind ebenso wie die Tugend lediglich dann für ihn schätzenswert, wenn sie zur Freude beitragen. Sein Vergnügen konzentrierte sich jedoch auf die „basics“ und ist meilenweit von jeder Ausschweifung entfernt. Der Mensch ist von Lust und Schmerz bestimmt, die er direkt und unmittelbar wahrnimmt. Dabei ist die Empfindungskraft ein unbestechliches Messinstrument, das unmissverständlich anzeigt, was einem Menschen zu- oder abträglich ist.

An seine Gesundheit sollte man nicht zu viele Gedanken verschwenden

Ludger Pfeil erklärt: „Grundvoraussetzung für das Erleben von Lust ist zunächst die Abwesenheit von Schmerz. Diese dauerhaft zu gewährleisten, muss daher das oberste Gebot sein.“ Dazu kann es notwendig sein, sich einer gesunden Lebensführung zu befleißigen und auf unzuträgliche Genüsse zu verzichten. Epikur schreibt: „Für Leute, die zu überlegen fähig sind, birgt der wohlgefestigte Zustand des Leibes und die feste Zuversicht, dass es so bleibt, die höchste und sicherste Freude.“ Zu viele Gedanken sollte man allerdings an seine Gesundheit nicht verschwenden.

Denn was einem ebenso leicht den Spaß am Leben verderben kann wie physische Pein, ist die Furcht, die Epikur für eine durch Verwirrung ausgelöste Unruhe der Seele hält. Epikur diagnostiziert vier Hauptbeunruhiger seiner Zeit: die Furcht vor der Unberechenbarkeit der strafenden Götter, vor dem Tod und vor unerträglichen Schmerzen sowie die Sorge um das Lebensnotwendige. Epikur kennt ein Gegenmittel gegen die erste Angst: Von den Göttern hat man nichts zu befürchten, da sie in ihrer eigenen Welt leben und sich nicht um die Menschen kümmern. Quelle: „Du lebst, was du denkst“ von Ludger Pfeil

Von Hans Klumbies