Das Denken gehört zum Alltag dazu

Ayn Rand schreibt: „Die menschliche Gattung verfügt lediglich über zwei unbegrenzte Fähigkeiten: zu leiden und zu lügen.“ Wobei sie überzeugt ist, dass der eigentliche Fluch der Menschheit in der Neigung besteht, Ideale als etwas Abstraktes anzusehen. Also als etwas zu betrachten, das mit dem täglichen Leben in keinerlei Verbindung steht. Ayn Rand spricht von der Fähigkeit, ganz anders zu leben als man denkt und somit das Denken aus dem Alltag zu verbannen. Es handelt sich hierbei laut Wolfram Eilenberger um den allerersten Eintrag Ayn Rands in ihr philosophisches Denktagebuch. Sie beginnt es im Alter von 29 Jahren als reine „Amateur-Philosophin“. Wolfram Eilenberger war langjähriger Chefredakteur des „Philosophie Magazins“. Zudem ist er „Zeit“-Kolumnist und moderiert „Sternstunden der Philosophie im Schweizer Fernsehen.

Ayn Rand hat über 30 Millionen Bücher verkauft

Ayn Rand hat das Ziel, später zu prüfen, ob sie etwas Neues zu sagen habe. Oder etwas Altes, nur in besserer Weise. Ihr Eintrag vom 9. April 1934 stellt den Anfang eines Denkweges dar, wie er für Wolfram Eilenberger in der Geschichte des 20. Jahrhunderts seinesgleichen sucht. Denn es handelt sich seiner Meinung nach bei dieser Frau doch ohne Zweifel um die weltweit wirkmächtigste Philosophin der letzten hundert Jahre. Ayn Rands Werke, insbesondere Romane, sind in mehr als 30 Sprachen übersetzt.

Die Gesamtauflage ihrer transformativen Bücher liegt mittlerweile bei über dreißig Millionen Exemplaren. Sie wächst bis heute um mehrere Hunderttausende pro Jahr. Ayn Rand hat Millionen insbesondere junger Menschen mit ihren Büchern in ein neues Leben gerufen. Sie gilt zudem als eine der Gründungsfiguren der libertären Bewegung und später auch der libertären Partei in den USA. Nicht zuletzt handelt es sich bei ihr um die offensivste Verteidigerin von Eliten in der Philosophiegeschichte des 20. Jahrhunderts.

Ayn Rand vertritt einen elitären Individualismus

Ayn Rand gilt als wirkmächtigste Vertreterin eines radikal elitären Individualismus. Diesen entwickelt sie in ihren Werken nicht nur narrativ. Sie begründet ihn auch theoretisch ausführlich. Zudem wird er von ihr als real existierender Person auch biografisch in aller Konsequenz verkörpert und existenziell eingelöst. Wolfram Eilenberger weiß: „Als Schöpferin lebte Rand ihre Philosophie in aller elitärer Konsequenz und Kompromisslosigkeit.“ Worin besteht der Kern dieses elitären Existenzideals?

Er besteht in dem erklärten Unwillen, ein Leben zu führen, das durch Leiden und Aufopferung, Lügen und Denkfaulheit bestimmt wäre. Dazu kommt eine Lebensführung, die sich bis in die kleinsten Existenzritzen durch die Weigerung auszeichnet, bejahte Ideale als etwas Abstraktes anzusehen. Der Kern dieses elitären Existenzideals besteht zudem in der konsequenten Weigerung, anders zu leben als man denkt. In dem mit jeder neuen Handlung neu zu justierenden Ziel, das Denken und die eigenen werthaften Überzeugungen in den Alltag zu integrieren. Quelle: „Die offenbare Elite und ihre Feinde“ von Wolfram Eilenberger in Philosophicum Lech Band 23 „Die Werte der Wenigen“

Von Hans Klumbies