Dacher Keltner definiert einen neuen Begriff der Macht

Seit Niccolò Machiavelli und der Renaissance hat sich die Gesellschaft dramatisch verändert, und zwar in einer Weise, die es erforderlich macht, die ausgediente Definition von Macht fallenzulassen. Dacher Keltner erklärt: „Es wird uns eher gelingen, das Macht-Paradox zu überlisten, wenn wir unser Denken erweitern und Macht als die Fähigkeit definieren, etwas in der Welt zu verändern, insbesondere, indem wir mit Hilfe der Macht andere in unseren sozialen Netzen aufrütteln.“ Nach dieser neuen Definition ist Macht nicht auf ganz besondere Menschen beschränkt, also weder auf grausame Diktatoren noch hochrangige Politiker oder die Reichen und Berühmten des Jet-Sets, die in der Öffentlichkeit stehen. Dacher Keltner ist Professor für Psychologie an der University of California in Berkeley und Fakultätsdirektor des UC Berkeley Greater Good Science Center.

Viele Menschen sind verrückt nach Macht und Ruhm

Macht kommt auch nicht nur in besonders dramatischen Augenblicken der Geschichte zum Tragen oder existiert nicht nur in Sitzungssälen, auf den Schlachtfeldern oder am Kabinettstisch. Vielmehr bestimmt sie das Leben aller Menschen und spielt auch bei alltäglichen Handlungen eine Rolle, ja nahezu in jeder Interaktion und in jeder Beziehung. Dacher Keltner betont: „Macht ist das Mittel, durch das wir uns aufeinander beziehen. Macht führt dazu, dass wir die Welt gestalten, indem wir andere beeinflussen.“

Die neuen Überlegungen zur Macht haben gezeigt, dass man sie nicht rauben, sondern dass sie von anderen verliehen wird. Ein Mensch gewinnt Macht, wenn er Wege findet, das Leben anderen in seinen sozialen Netzen zu verbessern. Es ist ein zentraler Entwicklungsschritt der menschlichen Evolution, dass vertikale Hierarchien durch horizontale Muster sozialer Organisation ersetzt werden. Gruppen verleihen ständig Macht an Individuen. Man kann es mögen oder nicht, aber viele Menschen sind verrückt nach Macht, Ruhm und Ansehen.

Klatsch und Tratsch sind alles andere als belanglos

Das Streben nach Macht steht im Mittelpunkt des sozialen Lebens. Die Macht einer Person ist nur so groß wie ihr Ansehen. Das Ansehen einer Person bildet sich in der Kommunikation innerhalb von Gruppen heraus. Eine große Bedeutung haben dabei Klatsch und Tratsch, die aus dem sozialen Leben nicht so leicht auszurotten und weit davon entfernt sind, nutz- und belanglos zu sein. Klatsch ist ein höchst komplexes Mittel, mit dem Mitglieder der Gruppe Informationen streuen, die das Ansehen Einzelner fördern oder herabsetzen.

Dacher Keltner erläutert: „Gruppen statten in Individuum auch mit Macht aus, indem sie seinen sozialen Status verbessern.“ Indem Gruppen aus strategische Weise das Ansehen von Individuen fördern, ermutigen sie die so Ausgewählten, die ihnen verliehene Macht in einer für die Gruppe günstigen Weise zu nutzen. Dabei vermitteln sie ihnen das Gefühl, Gutes zu tun. Der Einfluss eines Menschen auf die Welt und die bleibenden Änderungen, die er in ihr erreicht, sind letztlich nur so gut wie das, was andere von ihm denken. Quelle: „Das Macht-Paradox“ von Dacher Keltner

Von Hans Klumbies

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