Gerhard Roth fängt die Magie von Venedig ein

Gerhard Roth fängt in seinem neuen Bildband „Venedig. Ein Spiegelbild der Menschheit“ die Magie der Stadt, des dazugehörigen Lido und der kleinen Inseln in der Lagune ein. Aber er breitet vor den Augen seiner Leser auch ein anderes Venedig aus. Jenes der geheimen, vergessenen Orte, die er mit Leidenschaft mit seiner Kamera aufgespürt hat. Der Fotoapparat verwandelt sich dabei zur Lupe, die ihm beim Beobachten und Entdecken wertvolle Hilfe leistet. Gerhard Roth ergänzt seine ungewöhnlichen Momentaufnahmen durch unveröffentlichte Texte und Miniaturen seinen Tagebüchern. Zudem veröffentlicht er historische Fotografien aus seiner privaten Sammlung. Venedig ist ein Sehnsuchtsort des Autors, dem er seit seinen Jugendtagen eng verbunden ist. Als Literat hat er der Lagunenstadt in seinem virtuosen Venedig-Triptychon ein Denkmal gesetzt. Gerhard Roth lebt als freiberuflicher Schriftsteller in Wien und in der Südsteiermark.

Gerhard Roth hat 15.000 Fotos von Venedig gemacht

In Venedig verwandelt sich Gerhard Roth in einen Flaneur und einen Stadtforscher mit der Kamera. Dabei entdeckt er inmitten eines maßlosen Tourismusspektakels sein ganz persönliches Venedig. Insgesamt fünfzehn Mal hat der gebürtige Grazer Gerhard Roth die Stadt bislang bereist, mehr als 15.000 Fotografien sind dabei entstanden. Seit dem Jahr 2002 hätten die Venedig-Reisen des Autors einen „professionellen Charakter“ bekommen, wie er betont: „Ich habe viel fotografiert und Notizbücher mit meinen Wahrnehmungen und Überlegungen vollgeschrieben. Ich wusste, dass dies einmal in meine Bücher einfließen wird.“

In der Lagunenstadt entwickelt sich Gerhard Roth zu einem fotografischen Alleskönner. In seiner jahrzehntelangen Spurensuche wendet er sich der klassischen Reportage zu, verfolgt einen dokumentarischen Ansatz und hegt künstlerische Ambitionen. Dabei verweigert es sich auch nicht einem pointierten Schnappschuss oder dem Charme der Amateurfotografie. Der Bildersammler taucht sowohl ein in die Welt des Massentourismus, durchstreift aber auch die einsamen Orte der Stadt, die nur selten ein Besucher zu Gesicht bekommt.

Venedig ist für Gerhard Roth ein „Modell der Welt“

Getrieben wird der Schriftsteller Gerhard Roth von der Neugierde Venedig in allen seinen Facetten kennenzulernen und begreifen zu wollen. Dabei entstand eine Bilderfülle, die dem Autor auch als optische Erinnerungsstütze für seine in Venedig angesiedelten Romane dient. Wie in vielen anderen Orten, die Gerhard Roth besucht hat, interessieren ihn auch in Venedig Kritzeleien im Mauerwerk oder andere Spuren im Stein, auf Türen und Hausmauern. Mauerflecken und brüchiger Putz haben es ihm angetan, aus denen er imaginäre Kartographien lesen kann.

Gelegentlich spricht Gerhard Roth von Venedig als einem „Modell der Welt“. Dabei geht es ihm um jene Schöpfungprozesse und Theorien, mit denen sich Menschen ihre Welt erklären und in Besitz nehmen. Wer Gerhard Roths Fotos und Notizen betrachtet und seine Romane über Venedig gelesen hat, kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass es beinahe nichts gibt, was in der Lagunenstadt nicht möglich ist. Die ins Wasser gebaute Stadt verwandelt sich manchmal in einen zu Stein gewordenen Tagtraum in Pastell bei flirrendem blauem Licht.

Venedig
Ein Spiegelbild der Menschheit
Gerhard Roth
Verlag: Brandstätter
Gebundene Ausgabe: 399 Seiten, Auflage: 2020
ISBN: 978-3-7106-0450-8, 50,00 Euro

Von Hans Klumbies

1 Gedanke zu „Gerhard Roth fängt die Magie von Venedig ein“

  1. Ich reise seit 15 Jahren nach Vendedig und freue mich auf dieses Buch, denn Venedig kann man nie ganz und gar entdecken und begreifen.

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