Glück hat mit Geld nichts zu tun

Geld macht weder glücklich noch unglücklich. Glück hat mit Geld nichts zu tun, sondern mit den eigenen Entscheidungen. Auf den Einwand: „Ich habe keine Zeit!“, antwortet Reinhard K. Sprenger: „Zeit kann man nicht haben. Zeit ist eine Frage der Priorität: Was ist Ihnen wichtig?“ Jeder Mensch hat immer, ausnahmslos immer Zeit für das, was ihm wirklich wichtig ist. „Keine Zeit“ heißt: Es ist Ihnen nicht wichtig.“ Der europäische Osten besaß vor dem Fall der Mauer einen schier unermesslichen Reichtum an Zeit. Im Westen haben die Menschen für ihren materiellen Wohlstand schon immer Zeitarmut in Kauf genommen. Dem liegt eine Entscheidung zugrunde, wie „Reichtum“ zu definieren ist. Reinhard K. Sprenger ist promovierter Philosoph und gilt als einer der profiliertesten Managementberater und Führungsexperte Deutschlands.

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Das Smartphone ändert den Bezug zur Welt

Das Smartphone ist permanent zur Hand und ändert dadurch den Bezug der Menschen zur Welt. Andreas Barthelmess erklärt: „Was fern war, ist plötzlich nah, und das heißt: Von nun an ist alles nah.“ Über Facetime oder WhatsApp telefonieren die Menschen aus dem WLAN heraus eben mal kostenlos mit einem Freund in New York oder Paris. Doch wie das Smartphone den Menschen die Ferne nahe bringt, so entfernt es ihnen umgekehrt die Nähe. In der U-Bahn schauen viele Menschen auf das Display ihres Smartphones, aber nicht in die Gesichter der Mitfahrenden. Wenn man eine Adresse sucht, fragen wir Google Maps, aber nicht einen Anwohner hinter dem nächsten Gartenzaun. Das Restaurant in Venedig empfiehlt tripadvisor, und schon wieder entgeht dem Reisenden ein Gespräch mit einem Einheimischen. Andreas Barthelmess ist Ökonom, Start-up-Unternehmer und Publizist.

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Spiegelzellen sorgen für emotionale Ansteckung

Nicht nur die Beobachtung von Taten, sondern auch das Lesen oder Hören von Wörtern kann eine Macht haben. Damit kann man das Befinden, Fühlen und Denken anderer Menschen – und damit auch deren freien Willen – verändern. Joachim Bauer erklärt: „Diese sublime Methode der Beeinflussung beruht auf Phänomenen, welche durch das System der Spiegelneurone verursacht werden.“ Spiegelnervenzellen sind neuronale Netzwerke. Diese werden aktiviert, wenn Abläufe, die sie im eigenen Körper auslösen könnten, tatsächlich nicht im eigenen, sondern im Körper eines anderen Menschen stattfinden. Spiegelneurone sind ein neuronales Resonanzsystem. Die eigenen Spiegelzellen reagieren auf andere Menschen allerdings nur dann, wenn diese anderen sich im Wahrnehmungshorizont der eigenen fünf Sinne befinden. Der Neurobiologe, Arzt und Psychotherapeut Joachim Bauer lehrt an der Universität Freiburg.

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In einer Demokratie ist Gerechtigkeit möglich

Es gibt Vorschläge, eine Theorie der Gerechtigkeit solle nicht Fragen der Verteilungsgerechtigkeit in den Vordergrund stellen. Sondern es wird gefordert, eher das Erreichen von politscher Gleichheit nach vorne zu rücken. Das kommt laut Danielle Allen mit der Behauptung gleich, dass man Gerechtigkeit mit demokratischen Mitteln erreichen kann. Das moderne Experiment einer demokratischen Regierungsform währt seit beinahe 250 Jahren und dennoch tun sich viele auch heute noch mit dem Verständnis der Ideale schwer. Danielle Allen stellt fest: „Bis zu einem gewissen Grad schlägt sich in dieser Schwierigkeit die Tatsache nieder, dass der Grund unter unseren Füßen unablässig schwankt. Denn die demografischen Gegebenheiten wandeln sich.“ Die Politikwissenschaftlerin und Altphilologin Danielle Allen lehrt als Professorin an der Harvard University. Zugleich ist sie Direktorin des Edmond J. Safra Center for Ethics in Harvard.

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Die Leistungsgesellschaft ist ein Tyrann

In seinem neuen Buch „Vom Ende des Gemeinwohls“ vertritt Michael J. Sandel die These, dass die Demokratien auf dem Prüfstand stehen und dass sich aktuell eine populistische Revolte ereignet. Als Beispiele nennt der Autor die Wahl Donald Trumps, den Brexit und den Erfolg der AfD. Das sind die wütenden Antworten auf die wachsende Ungleichheit in der Gesellschaft. Michael J. Sandel fordert die großen politischen Parteien auf, sich zu verändern und die Bürger ernst zu nehmen. Deren Protest richtet sich nicht nur gegen Einwanderung, Outsourcing und sinkende Löhne. Sie wehren sich gegen die Tyrannei der Leistungsgesellschaft, und diese Klage ist laut Michael J. Sandel berechtigt. Michael J. Sandel ist ein politischer Philosoph, der seit 1980 in Harvard lehrt. Er zählt zu den weltweit populärsten Moralphilosophen.

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Selbst in Deutschland wird das Wasser knapp

Der menschliche Einfluss auf die Erwärmung der Atmosphäre und der Ozeane steht für 95 Prozent der Wissenschaftler fest. Zudem verändert der Mensch den globalen Wasserkreislauf und ist für die Abnahme von Schnee und Eis verantwortlich. Außerdem trägt er die Schuld am Anstieg des mittleren globalen Meeresspiegels. Dies alles hat extreme Wetter- und Klimaereignisse hervorgerufen. Katia Henriette Backhaus stellt fest: „Dieser Wandel ist nicht nur mehr abstrakt. Die extreme Dürre und Hitze des Sommers 2018 haben zu massiven Ernteausfällen in Deutschland geführt.“ In mehreren Regionen wurde das Wasser spürbar knapper. Die Kommunen riefen die Menschen dazu auf, sparsam mit Trinkwasser umzugehen. Katia Henriette Backhaus hat an der Universität Frankfurt am Main im Bereich der politischen Theorie promoviert. Sie lebt in Bremen und arbeitet als Journalistin.

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Der Naturmensch war schon immer eine Fiktion

Konrad Paul Liessmann stimmt der Aussage zu: „Der Naturmensch war immer schon eine Fiktion. Für den Menschen war seine eigene Natur nur das Ausgangsmaterial, das es erst zu gestalten galt.“ Eine prekäre Radikalisierung erfuhr dieser Sachverhalt durch die Überlegung, dass es nicht darum gehen sollte, den Menschen nach ethischen und ästhetischen Überlegungen zu formen, sondern zu verbessern. Dieser Gedanke hat die Einsicht in das Ungenügen des Vorhandenen ebenso zur Voraussetzung wie die normative Vorstellung, an der sich die nun einsetzenden Programme der Optimierung orientieren können. Das Konzept des „neuen Menschen“, der einen alten hinter sich lassen sollte, ist christlichen Ursprungs. Prof. Dr. Konrad Paul Liessmann ist Professor für Methoden der Vermittlung von Philosophie und Ethik an der Universität Wien und wissenschaftlicher Leiter des Philosophicum Lech.

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Der Mensch hat sich von der Natur entfremdet

Während die Menschheit die Natur zerstört, boomt gleichzeitig der Markt, der ihre Schönheit feiert. Dirk Steffens und Fritz Habekuss erklären: „Bücher über Bäume haben das Zeug, Weltbestseller zu werden. Outdoor-Zeitschriften, Reiseblogs und High-End-Dokumentationen feiern in orgiastischen Bildern die Wildnis, wo es sie noch gibt.“ Diese Produkte sollen den Graben der Entfremdung überbrücken, der sich zwischen den Menschen und der Natur aufgetan hat. Während sich ihre Zerstörung immer weiter beschleunigt, wird die abstrakte Liebe zu ihr paradoxerweise immer größer. Inzwischen enthüllt die Biologie sogar, dass Umwelteinflüsse sogar das Erbgut verändern können. In ihrem Buch „Über Leben“ erzählen der Moderator der Dokumentationsreihe „Terra X“ Dirk Steffens und Fritz Habekuss, der als Redakteur bei der „ZEIT“ arbeitet, von der Vielfalt der Natur und der Schönheit der Erde.

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Ohne Schemata würde Chaos herrschen

Ohne Schemata wäre das Leben der Menschen, in William James` berühmten Worten, ein „blühendes, brummendes Durcheinander“. Verfügten sie nicht über Schemata für Hochzeiten, Beerdigungen oder Arztbesuche, würden sie ständig ein Chaos anrichten. Dazu gehören implizite Regeln, wie man sich in solchen Situationen zu verhalten hat. Richard E. Nisbett fügt hinzu: „Diese Generalisierung betrifft auch unsere Stereotype oder Schemata in Bezug auf bestimmte Typen oder Personen. Dazu gehören „Introvertierte“, „Feierbiest“, „Polizeibeamter“, „Elitestudentin“, „Arzt“, „Cowboy“, „Pfarrerin.“ Solche Stereotype beinhalten Regeln über die übliche Art und Weise, wie man sich gegenüber Personen, die den Stereotyp verkörpern, verhält oder verhalten sollte. Im allgemeinen Sprachgebrauch wird das Wort „Stereotyp“ oft abwertend verwendet. Richard E. Nisbett ist Professor für Psychologie an der University of Michigan.

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Der Debattenraum ist heiß umkämpft

Das neue Philosophie Magazin 03/2021 beschäftigt sich im Titelthema mit der Frage: „Wo liegt die Grenze des Sagbaren?“ Im Zentrum steht dabei der Begriff der „Cancel Culture“, zu Deutsch: „Absage- und Löschkultur“. Bestimmte Sichtweisen würden systematisch aus dem öffentlichen Diskurs ausgeschlossen. So lautet die mit diesem Ausdruck verbundene Kritik. Chefredakteurin Svenja Flaßpöhler blickt in die Geschichte der Meinungsfreiheit zurück. So ist es aus heutiger Sicht sehr leicht, staatliche Zensurmaßnahmen zu verurteilen, die es auch und gerade im Feld der Philosophie gegeben hat. Sie denkt dabei in vorderster Front an Sokrates, der vom athenischen Volksgericht wegen Gottlosigkeit und Verführung der Jugend zum Tode verurteilt wurde. Er ließ sein Leben, weil er es wagte, offen zu denken und dialektisch vermeintliche Gewissheiten zu hinterfragen.

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Die Deutschen müssen mit dem Covid-19-Virus leben

Die Menschen in Deutschland müssen sich darauf einstellen mit dem Covid-19-Virus zu leben und zu arbeiten. Inzwischen ist die Idee gescheitert, die Pandemie durch das zügige Schaffen einer Herdenimmunität zu überwinden. Allerdings stellt sich Clemens Fuest die Frage, was die Alternative ist, vor allem, was nach dem Shutdown kommt. Eine Strategie heißt „Hammer and Dance“. Damit ist ein Plan in zwei Phasen gemeint. In der ersten Phase kommt ein strikter Shutdown (Hammer), der mit starken wirtschaftlichen und sozialen Belastungen einhergeht. Er verhindert dafür aber, dass die Infektionszahlen exponentiell zunehmen und das man das Gesundheitssystem überfordert. In der zweiten Phase wird der Shutdown schrittweise gelockert. Man beobachtet dann, wie sich die Epidemie entwickelt, und rudert notfalls zurück (Dance). Clemens Fuest ist seit April 2017 Präsident des ifo Instituts.

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Viele tun nur das Nötigste

Das Nötige nicht zu tun, ist mittlerweile so häufig geworden, dass viele „häufig“ mit „normal“ verwechseln. Mitten in der angeblichen Leistungsgesellschaft gilt: Zentrale und nötige Leistungen werden vermieden, verdrängt, verleugnet. Aufgaben, die sich allen stellen, überlässt man einer Minderheit. Evi Hartmann kritisiert: „Arbeiten, die getan werden müssen, werden noch nicht einmal aktiv und mit Vorsatz an Dritte delegiert. Sie werden vielmehr schlicht, passiv und grob fahrlässig so lange liegen gelassen, bis sie schimmeln, zu Staub zerfallen, zu Krisen anwachsen oder (hoffentlich, endlich, zähneknirschend) von jemand anderem erledigt werden – oder eben nicht.“ Immer dann, wenn eine Aufgabe von allen angepackt werden müsste, packen eben nicht alle an. Prof. Dr.-Ing. Evi Hartmann ist Inhaberin des Lehrstuhls für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Supply Chain Management, an der Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg.

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Die Philosophie ersetzt die Tragödie

Ágnes Heller erzählt in ihrem letzten Buch „Vom Ende der Geschichte“ von der Geburt und dem Tod der Tragödie, vom Anfang und vom Ende der Philosophie. Dabei erklärt sie die Geschichte der europäischen Kultur von ihrem Ende her. Denn sie vertritt die These, dass man eine Geschichte immer nur von ihrem Ende her versteht. Der Endpunkt ist der Ausgangspunkt der Rekonstruktion, des Verstehens des Ganzen. Gerade als die Tragödie in den Werken von Euripides zu Ende ging, wurde die Philosophie von Sokrates geboren und blühte auf, bis sie bei Aristoteles endete. Ágnes Heller, Jahrgang 1929, war Schülerin von Georg Lukács. Ab 1977 lehrte sie als Professorin für Soziologie in Melbourne. 1986 wurde sie Nachfolgerin von Hannah Arendt auf deren Lehrstuhl für Philosophie an der New School for Social Research in New York. Ágnes Heller starb am 19. Juli 2019 in Ungarn.

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Die Klimakatastrophe ist menschengemacht

Der menschliche Einfluss auf die Erwärmung der Atmosphäre und der Ozeane steht für 95 Prozent der Wissenschaftler fest. Zudem verändert der Mensch den globalen Wasserkreislauf und ist für die Abnahme von Schnee und Eis verantwortlich. Außerdem trägt er die Schuld am Anstieg des mittleren globalen Meeresspiegels. Dies alles hat extreme Wetter- und Klimaereignisse hervorgerufen. Katia Henriette Backhaus stellt fest: „Dieser Wandel ist nicht nur mehr abstrakt. Die extreme Dürre und Hitze des Sommers 2018 haben zu massiven Ernteausfällen in Deutschland geführt.“ In mehreren Regionen wurde das Wasser spürbar knapper. Die Kommunen riefen die Menschen dazu auf, sparsam mit Trinkwasser umzugehen. Katia Henriette Backhaus hat an der Universität Frankfurt am Main im Bereich der politischen Theorie promoviert. Sie lebt in Bremen und arbeitet als Journalistin.

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Die Grundrechte sind in Deutschland unverletzlich

Generell gilt mit Blick auf die Bundesrepublik unter der Kanzlerschaft Konrad Adenauers das Gegenteil von Restauration. Das Grundgesetz war die politische und juristische Antithese zur Weimarer Verfassung. Josef Joffe stellt fest: „Grundsätzlich gilt, dass auf dem Boden der Adenauer-Republik die erste solide verankerte liberale Demokratie mit klar begrenzter Staatsmacht entstand.“ Grundrechte durften überhaupt nicht angetastet werden; Änderungen der Verfassung, die in Weimar von Präsident oder Parlament verfügt werden konnten, erfordern eine Zweidrittelmehrheit in Bundestag und Bundesrat. Das Naziregime hatte die Gewaltenteilung eingestampft, das Grundgesetz hat sie in Beton gegossen. Dito den Rechtsstaat, ein kompliziertes Gebilde der deutschen und europäischen Jurisprudenz, das endlose philosophische Debatten erzeugt hat, das heißt machtbegrenzten Staat. Josef Joffe ist seit dem Jahr 2000 Herausgeber der ZEIT.

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So entstand das Geld

Geld ist erfunden worden, um den Austausch von Gütern zu erleichtern, sagt die Mehrzahl der Ökonomen. Anfangs hat man einfach nur Naturalien getauscht. Das Weggegebene war gewissermaßen das Geld; das, was man dafür bekam, die Ware. Vor allem Edelmetalle empfahlen sich später als allgemeine Tauschmittel. Christoph Türcke schreibt: „Man begann den Wert, den tauschbare Gebrauchsgüter für den Besitzer oder den Erwerber hatten, in Edelmetallmengen auszudrücken und bekam so eine allgemein anerkannte Währung, die sich als Regelwerk des Austauschs als außerordentlich praktisch erwies.“ So stellte sich zum Beispiel der griechische Philosoph Aristoteles die Entstehung des Geldes vor und die Pioniere der politischen Ökonomie der Neuzeit, John Locke, Adam Smith, David Ricardo und ihre Anhänger, sind ihm darin gläubig gefolgt. Prof. Dr. Christoph Türcke war bis zu seiner Emeritierung 2014 Professor für Philosophie an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig.

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Die Kunstfreiheit gehört zur Demokratie

Martin Heideggers Ansicht, in der Kunst könne die für das Dasein des Menschen entscheidende Wahrheit geschehen, mag mit „Nein“ beantwortet werden, zumal die Kunst sich selbst zum Problem geworden ist. Für die Frage nach dem Freiheitsrang und Freiheitswerk der Kunst genügt laut Otfried Höffe die weit bescheidenere Annahme, die Kunst sei nicht belanglos geworden. Heutzutage hält man die Kunstfreiheit für ein selbstverständliches Recht, weshalb man gegen deren Nichtanerkennung protestieren muss und Staaten, in denen die Kunst systematisch unterdrückt wird, als Unrechtsstaaten kritisiert. Obwohl es zutrifft, dass die Kunstfreiheit zu den unverzichtbaren Elementen konstitutioneller Demokratien gehört, ist sie aber als Grundrecht relativ jung. Otfried Höffe ist Professor für Philosophie und lehrte in Fribourg, Zürich und Tübingen, wo er die Forschungsstelle Politische Philosophie leitet.

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Das Gewissen beeinflusst viele Entscheidungen

Jeder Mensch hat ein Gewissen. Vielleicht ist das sogar ein Charakteristikum, das ihn vom Tier unterscheidet. Wer seinem Gewissen folgt, hat es allerdings nicht immer leicht. Denn die Verlockungen, anderen Motiven zu folgen, sind groß. Klaus-Peter Hufer fügt hinzu: „Viele Wege im Leben sind einfach, doch das Gewissen zeigt oft in eine schwierige, steinige, dornige Richtung.“ Menschen können wegen ihres Gewissens in Nöte geraten und ihr Leben riskieren. Manche setzen es sogar aufs Spiel und verlieren es. Im Alltag gibt es viele Prüfsteine für das Gewissen, nicht alle wiegen jedoch schwer. In vielen alltäglichen Situationen steht hinter und neben der Entscheidung das Gewissen. Klaus-Peter Hufer promovierte 1984 in Politikwissenschaften, 2001 folgte die Habilitation in Erziehungswissenschaften. Danach lehrte er als außerplanmäßiger Professor an der Uni Duisburg-Essen.

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Ayn Rand vertritt das Ideal des elitären Daseins

Es gibt ein besonders hartnäckiges Hindernis auf dem Weg zum elitären Dasein. Für Ayn Rand ist es das allzu menschliche Streben nach Anerkennung durch andere. Insbesondere gehört dazu, der sich aus innerer Schwäche oder auch Leere speisenden Drang, anderen gefallen zu wollen. Oder von diesen gelobt oder gar geliebt zu werden. Ayn Rand sieht, soweit es das Ideal wahrer Selbstbestimmung betrifft, die gesamte Sphäre anderer Menschen als eine Sphäre der notwendigen Deformation, Korrumpierung und Unterdrückung an. Wolfram Eilenberger fügt hinzu: „Und wahrhaft elitär ist also nur derjenige, dem es gelingt, sich im Dialog mit der besseren Version des je eigenen Selbst konsequent aller Anerkennungssehnsüchte zu entsagen.“ Wolfram Eilenberger war langjähriger Chefredakteur des „Philosophie Magazins“, ist „Zeit“-Kolumnist und moderiert „Sternstunden der Philosophie im Schweizer Fernsehen.

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Thomas Nagel erklärt neun philosophische Probleme

Das Buch „Was bedeutet das alles?“ gibt eine kurze Einführung in die Philosophie für Leser, die noch wenig Ahnung von ihr haben. Ungefähr im Alter von vierzehn Jahren fängt man von selbst damit an, über philosophische Fragen nachzudenken. Zum Beispiel über die Fragen, was wirklich existiert, ob der Mensch überhaupt etwas wissen kann, ob das Leben einen Sinn hat und ob der Tod das Ende ist. Über diese Probleme wird seit tausenden von Jahren geschrieben, doch das philosophische Rohmaterial stammt unmittelbar von der Welt und den Beziehungen des Menschen zu ihr. Thomas Nagel gibt in „Was bedeutet das alles?“ eine direkte Einführung in neun philosophische Probleme, die jeweils für sich und ohne Rückgriff auf die Geschichte der Philosophie verständlich sind. Der amerikanische Philosoph Thomas Nagel lehrt derzeit unter anderem an der University of California, Berkeley und an der Princeton University.

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Die Erde bewegt sich um die Sonne

Selbst die weisesten Propheten können ihren Blick nicht über den Möglichkeitshorizont ihrer Zeit hinaus richten. Jedoch verändert sich dieser Horizont mit jeder kleinen Veränderung, wenn der menschliche Geist nach außen blickt. Entweder um dabei die Natur zu beobachten oder sich nach innen wendend, seine eigenen Gegebenheiten in Frage zu stellen. Maria Popova schreibt: „Durch das Geflecht dieser Gewissheiten, gestrafft von Natur und Kultur, sieben wir die Welt. Doch ab und zu – ob durch Zufall oder bewusste Anstrengung – lockert sich der Draht, und durch die Maschen schlüpft die Keimzelle einer Revolution.“ Johannes Kepler begeisterte sich erstmals als Student in Tübingen für das heliozentrische Modell. Das war ein halbes Jahrhundert nachdem, nachdem Nikolaus Kopernikus seine Theorie veröffentlicht hatte. Die Bulgarin Maria Popova ist eine in den USA wohnhafte Autorin, Intellektuelle und Kritikerin. Sie ist bekannt als Gründerin der Online-Plattform Brain Pickings.

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Viele Menschen glauben an eine Führerfigur

Im Unterschied zur traditionellen Auffassung, dass Autorität in Gott begründet liegt, sowie in Immanuel Kants Überzeugung, dass der Mensch selbstständig denken muss, glauben viele Menschen, dass Autorität am besten von einer Führerfigur ausgehen sollte. Paul Verhaeghe stellt fest: „Den Glauben an einen großen Anführer, der aufgrund seiner natürlichen Eigenschaften (er ist weise und gerecht) die Befehlsgewalt erwirb oder zumindest bekommt, gab es zu allen Zeiten.“ Die Idee geht zurück auf Platons Philosophenkönig, doch der wichtigste Impuls ging von Thomas Hobbes aus. Nach ihm legt Jean-Jaques Rousseau eine sehr eigene Interpretation des Gedankens vor. Und in Deutschland plädierte zu Beginn des vorigen Jahrhunderts seinerseits Max Weber für eine charismatische Führerschaft. Paul Verhaeghe lehrt als klinischer Psychologe und Psychoanalytiker an der Universität Gent.

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Die Ökonomie des Vordrängelns boomt

Das sogenannte „Vordrängeln“ ist eine schnell wachsende Branche. In den USA kann man Agenturen dafür bezahlen, eine Person zu engagieren, die sich in einer Warteschlange für einen selbst anstellt. Jonathan Aldred erläutert: „Die Lobbyisten großer Konzerne machen ausgiebig Gebrauch von solchen Dienstleistungen.“ Sie zahlen für jemanden, der sich an ihrer Stelle in der Warteschlange für Kongressanhörungen oder Sitzungen des Supreme Court anstellt. Der Lobbyist kann dann, kurz bevor die Sitzung beginnt, direkt hineingehen. Im November 2016 bildeten sich in ganz Indien vor den Banken lange Warteschlangen von Menschen. Sie wollten möglichst schnell ihre großen Geldscheine in kleinere umtauschen, bevor sie nicht mehr als gesetzliche Zahlungsmittel gültig waren. Jonathan Aldred ist Direktor of Studies in Ökonomie am Emmanuel College. Außerdem lehrt er als Newton Trust Lecturer am Department of Land Economy der University of Cambridge.

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Antigone kämpft gegen ein korruptes Staatssystem

Das wagemutige Theater der griechischen Polis liebte und riskierte es, den Blick in die Abgründe und Gefährdungen des eigenen, fragilen Systems zu werfen. Wie auch Sophokles (497/6 – 406/5 v.u.Z.) dies getan hat. Selbst und gerade in seinem zu Recht berühmtesten und von der Jury der Dionysien ausgezeichneten Stück, „Antigone“. Jürgen Wertheimer erläutert: „Eine todesmutige junge Frau, die ihr Leben einsetzt für – scheinbar ein bloßes Beerdigungsritual, in Wirklichkeit für den Kampf gegen ein in ihren Augen korruptes Herrschaftssystem.“ Eine selbstbewusste junge Frau stellt den Staat auf offener Bühne infrage. Sie will den Ernstfall, sie schafft den Ernstfall. Sie ist der Ernstfall, entschlossen, die Grenzen des Systems zu erkunden und darüber hinauszugehen. Jürgen Wertheimer ist seit 1991 Professor für Neuere Deutsche Literaturwissenschaft und Komparatistik in Tübingen.

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Die scheinbar bedrohten Eliten schotten sich ab

Weltweit haben Sozialwissenschaftler in Studien herausgefunden, dass eine wesentliche Ursache für die Ausbreitung geschlossener Wohnformen das gesellschaftspolitische Klima in einer Region ist. Ernst-Dieter Lantermann erläutert: „Je tiefer die Kluft zwischen Arm und Reich und je engagierter in der Öffentlichkeit diese Spaltung diskutiert wird, umso häufiger werden Gated Communities errichtet.“ Für den Religionswissenschaftler Manfred Rolfes ist es keine Überraschung, wenn ein einem öffentlichen Diskurs, der zum einen Armut als Bedrohung kommuniziert, zum anderen den wachsenden Reichtum einer kleinen Minderheit zum Thema macht, Gated Communities gedeihen, in denen die Begüterten vor den ökonomisch und sozial Benachteiligten geschützt werden müssen. Für den Soziologen Ulrich Vogel-Sokolowsky sind Gated Communities Ausdruck einer wachsenden Polarisierung zwischen Arm und Reich auch in Deutschland. Ernst-Dieter Lantermann war von 1979 bis 2013 Professor für Persönlichkeits- und Sozialpsychologie an der Universität Kassel.

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