Pflanzen sind die Grundlage der menschlichen Existenz

In der neuen Sonderausgabe des Philosophiemagazins dreht sich alles um das Thema „Pflanzen“. Chefredakteurin Jana Glaese schreibt: „Pflanzen sind die Wurzeln dieser Welt. Ohne sie hätten wir weder Sauerstoff zum Atmen noch Nahrung zum Überleben. Sie sind die Grundlage unserer körperlichen Existenz. Und viel mehr als das.“ Manchen Menschen geben Pflanzen auch eine tiefe seelische Orientierung. Im Wald zum Beispiel finden sie Rückzug und Resonanz, in der Interaktion mit Pflanzen Entschleunigung und innere Ruhe. Überhaupt scheint die Pflanzenwelt immer mehr als Vorbild zu dienen, etwa für andere Formen des Zusammenlebens auf diesem Planeten. Aber das Handeln vieler Menschen gegenüber der Natur zeugt bei Weitem nicht immer von Achtsamkeit und Anschmiegung, sondern oft von Distanz und Herrschaftswillen. Bis heute beansprucht der Mensch seine Verfügungsgewalt über die Flora. Er rodet Wälder, modifiziert Arten, bedient sich der Böden – bis zur Erschöpfung.

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Im Zuhause verwirklicht sich der Mensch

Das neue Buch „Das Zuhause“ von Emanuele Coccia handelt von dem Ort, der für das menschliche Glück eine entscheidende Rolle spielt. Der Autor analysiert das Zuhause als einen Raum, in dem Menschen ihre Beziehung zu sich selbst und zur Welt verwirklichen. Emanuele Coccia schreibt: „Genau das ist ein Zuhause: der erste und niemals fertige Entwurf einer Überlappung unseres Glücks mit der Welt.“ Menschen sind Lebewesen, die alles um sich herum manipulieren und verändern müssen, um glücklich zu sein. Es genügt ihnen nicht, die Welt zu kennen und das moralische Gesetz in sich zu befolgen. „Zuhause“ ist für Emanuele Coccia nur ein Name für eine Ansammlung von Anpassungstechniken, die den Menschen helfen, auf der Erde zurechtzukommen. Emanuele Coccia ist Professor für Philosophiegeschichte an der École des Hautes Études en Sciences Sociales in Paris.

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Mut ist eine Form der Selbstüberwindung

Das neue Philosophie Magazin 06/2022 gibt in seinem Titelthema Antworten auf die Frage, was es heutzutage bedeutet, mutig zu sein. Chefredakteurin Svenja Flaßpöhler vertritt die Meinung, dass die Existenz an sich schon Mut erfordert: „Zumindest dann, wenn man sie nach eigenen Vorstellungen leben will.“ Wer mutig ist, wagt ganz neue Wege zu gehen, utopisch zu denken, anstatt mutlos vermeintliche Sachzwänge abzunicken. Wer mutig handelt, weiß nicht wie die Sache ausgeht. Viel kann auf dem Spiel stehen: Glück, soziales Ansehen, sogar das Leben. Friedrich Weißbach, der seit 2020 politische Theorie an der Humboldt-Universität zu Berlin lehrt, schreibt: „Mut ist die treibende Kraft, mit unliebsamen Umständen aufzuräumen, Veränderungen voranzubringen und einen Neufanfang zu machen.“ Demokrit sagt: „Mut steht am Anfang des Handelns, Glück am Ende.“

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Solidarität beruhigt und rüttelt zugleich auf

Für die amerikanische Biologin Donna J. Haraway hat Solidarität zwei Seiten. Erstens eine aufrüttelnde, die sich gegen sinnloses Abtöten und bewusstloses Gleichmachen richtet. Zweitens eine beruhigende, die es erlaubt, Orte des einfachen Lebens wieder aufzubauen. Ohne es vielleicht zu wissen, ist sie laut Heinz Bude eine Schülerin des französischen Soziologen Émile Durkheim. Sie entwickelt ihre Idee von Solidarität, indem sie Fäden in die Dunkelheit verfolgt. Diese bilden nach und nach Muster von Zugehörigkeit, die bestimmte Fäden aufnehmen und andere fallen lassen. Heinz Bude stellt fest: „Sie ist gegen den geradezu lächerlichen Glauben an technische Lösungen für unser Zusammenleben gefeit.“ Aber sie will auch einem Zynismus entgehen, der zu dem Schluss kommt, dass das Spiel längst vorbei sei. Seit dem Jahr 2000 ist Heinz Bude Inhaber des Lehrstuhls für Makrosoziologie an der Universität Kassel.

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Der Mensch durchläuft ständig Metamorphosen

In seinem neuen Buch „Metamorphosen“ verbindet Emanuele Coccia Philosophie und Evolutionsbiologie in seiner Neuvermessung der menschlichen Existenz. Ausgangspunkt seiner Philosophie der Verwandlung ist die Metamorphose bei den Insekten. Dadurch gelangte Emanuele Coccia zu der Annahme, dass auch der Mensch kontinuierlich Metamorphosen durchläuft: „Der Fötus wird zum Erwachsenen, der sich am Ende seines Lebens in Atome auflöst und von anderen Lebewesen aufgenommen wird.“ Der italienische Philosoph weitet den Blick auf das Leben an sich aus und zeigt, warum die Menschen alles neu denken müssen. Sein Buch „Metamorphosen“ ermöglicht ein neues Verständnis davon, wie die Menschen mit der Welt verbunden sind. Emanuele Coccia ist Professor für Philosophiegeschichte an der École des Hautes Études en Sciences Sociales in Paris.

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Der Debattenraum ist heiß umkämpft

Das neue Philosophie Magazin 03/2021 beschäftigt sich im Titelthema mit der Frage: „Wo liegt die Grenze des Sagbaren?“ Im Zentrum steht dabei der Begriff der „Cancel Culture“, zu Deutsch: „Absage- und Löschkultur“. Bestimmte Sichtweisen würden systematisch aus dem öffentlichen Diskurs ausgeschlossen. So lautet die mit diesem Ausdruck verbundene Kritik. Chefredakteurin Svenja Flaßpöhler blickt in die Geschichte der Meinungsfreiheit zurück. So ist es aus heutiger Sicht sehr leicht, staatliche Zensurmaßnahmen zu verurteilen, die es auch und gerade im Feld der Philosophie gegeben hat. Sie denkt dabei in vorderster Front an Sokrates, der vom athenischen Volksgericht wegen Gottlosigkeit und Verführung der Jugend zum Tode verurteilt wurde. Er ließ sein Leben, weil er es wagte, offen zu denken und dialektisch vermeintliche Gewissheiten zu hinterfragen.

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Emanuele Coccia entwirft eine Philosophie des Sinnenlebens

Emanuele Coccia widmet sich in seinem neuen Buch „Sinnenleben“ dem Sinnlichen, da das menschliche Leben wesentlich im Sehen, Fühlen, Schmecken, Riechen und Ertasten der Welt besteht. In Auseinandersetzung mit der Geistesgeschichte von Aristoteles bis Merleau-Ponty, von Averroes bis zur Anthropologie Helmuth Plessners entwirft er die Grundzüge einer neuen Philosophie des Sinnlichen. Nach einer kurzen Einführung ins Thema gliedert der Autor sein Werk in zwei große Blöcke. Der erste Teil handelt von der Physik des Sinnlichen. Der zweite Teil besteht aus einer Anthropologie des Sinnenlebens. Emanuele Coccia schreibt: „Wir wissen, wir können nur durch das Sinnliche leben, aber nicht nur, weil wir (er)kennen müssen, was uns umgibt: Das Sinnenvermögen ist mehr als ein Erkenntnisvermögen.“ Emanuele Coccia ist Professor für Philosophiegeschichte an der École des Hautes Études en Sciences Sociales in Paris.

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