Glück hat mit Geld nichts zu tun

Geld macht weder glücklich noch unglücklich. Glück hat mit Geld nichts zu tun, sondern mit den eigenen Entscheidungen. Auf den Einwand: „Ich habe keine Zeit!“, antwortet Reinhard K. Sprenger: „Zeit kann man nicht haben. Zeit ist eine Frage der Priorität: Was ist Ihnen wichtig?“ Jeder Mensch hat immer, ausnahmslos immer Zeit für das, was ihm wirklich wichtig ist. „Keine Zeit“ heißt: Es ist Ihnen nicht wichtig.“ Der europäische Osten besaß vor dem Fall der Mauer einen schier unermesslichen Reichtum an Zeit. Im Westen haben die Menschen für ihren materiellen Wohlstand schon immer Zeitarmut in Kauf genommen. Dem liegt eine Entscheidung zugrunde, wie „Reichtum“ zu definieren ist. Reinhard K. Sprenger ist promovierter Philosoph und gilt als einer der profiliertesten Managementberater und Führungsexperte Deutschlands.

Erwartungen sind Vorausurteile

Ist man reich, wenn man Geld hat, oder ist man reich, wenn man Zeit hat? Im Westen haben sich die Menschen – noch! – für den Geldreichtum entschieden und haben dafür „Keine Zeit!“ Im Zuge dieses selbst gewählten Zeitmangels wird dann Wahlfreiheit kaum noch erlebt. Reinhard K. Sprenger fügt hinzu: „Dass der Zeitdruck selbst produziert ist, dass er individuell gewählt wird, dass dahinter nicht selten mangelnder Mut zum Nein steht – das wird verdeckt oder verschwiegen.“ Viele Menschen wagen etwas nicht, weil sie das fürchten, was andere über sie denken.

Wenn zum Erwachsenwerden immer auch ein Trennungsprozess gehört, dann beinhaltet dies auch ein sich trennen von den Normen und Werten, die andere Menschen als verbindlich vorgeben. Die Erwartungen anderer haben zunächst nichts mit einem selbst zu tun. Erwartungen sind Vorausurteile. Die anderen – wer immer das sei – haben in der Vergangenheit bestimmte Erfahrungen gemacht, die sie als erfolgreich, begründet und angemessen erlebt haben. Und sie erwarten nun, dass man sich nach diesen – fremden – Erfahrungen richtet.

Die Erwartungen anderer müssen nicht erfüllt werden

Meist richten sich Menschen nach diese Erwartungen, ohne den Preis, den sie dafür zahlen, zu hinterfragen. Reinhard K. Sprenger betont: „Den Erwartungen anderer können Sie nachkommen. Das müssen Sie aber nicht.“ Man kann sich natürlich bewusst dafür entscheiden, sich nach den Erwartungen anderer zu richten. Das wird hin und wieder auch ratsam sein, wenn man in einem Team oder einer Gruppe anerkannt werden möchte. Viele Menschen haben aber die Erwartungen anderer derart verinnerlicht, dass sie sie für ihre eigenen halten.

Das Problem beginnt also erst, wenn man sich den Erwartungen anderer reflexhaft unterwirft. Wenn man dem Gebot „Mach`s anderen recht!“ fast automatisch folgt. Das ist der Druck, den man sich selber macht. Gefallsucht und vorauseilender Gehorsam sind oft die zweifelhaften Folgen. Reinhard K. Sprenger ergänzt: „Wenn sie aber zwanghaft fürchten, dass der andere Sie nicht mehr mag, sobald Sie seinen Erwartungen nicht entsprechen, machen Sie sich zum Spielball des anderen. Dann geben Sie einem anderen viel Macht über sich.“ Quelle: „Die Entscheidung liegt bei dir!“ von Reinhard K. Sprenger

Von Hans Klumbies