Ein breites Wissen ist die Voraussetzung für Erfolg

Anders als in Griechenland findet Peter Burke in Rom nicht nur Liebeshymnen auf herausragende intellektuelle „Vielseitigkeitskämpfer“. Sondern es gibt dort auch Empfehlungen für Studenten bestimmter Disziplinen, sich ein möglichst breites Wissen anzueignen. Vielleicht als Gegenmittel gegen die schleichende Spezialisierung. Cicero (106 – 43 v. Chr.) war einer der eloquentesten öffentlichen Redner der römischen Welt. Er betont gleich zu Beginn seiner Abhandlung über den Redner die Notwendigkeit eines breiten Wissens als Voraussetzung für Erfolg in der Rhetorik. Peter Burke erklärt: „Ein exemplarischer Universalgelehrter war der Grieche Alexander von Milet (ca. 100 – ca. 40 v.Chr.) Peter Burke lehrte 16 Jahre an der School of European Studies der University of Sussex. Im Jahr 1978 wechselte er als Professor für Kulturgeschichte nach Cambridge ans Emmanuel College.

Es gab drei römische Universalgelehrte

Alexander von Milet war als Sklave nach Rom verschleppt worden und bekam später den Beinamen „Polyhistor“. Mit anderen Worten jemand, der viele Dinge erforscht. Drei römische Universalgelehrte werden außerdem häufig in klassischen Texten erwähnt: Cato, Varro und Plinius der Ältere. Cato (234 – 149 v. Chr.) zitierte man oft wegen seiner vielfältigen Kenntnisse, unter anderem in Kriegsführung, Philosophie, Redekunst, Geschichte, Recht und Landwirtschaft.

In seinem langen Leben, in dem er auch politische und militärische Ämter innehatte, verfasst Marcus Terentius Varro (116 – 27 v. Chr.) mehr als 70 Werke. Er schrieb über Altertümer, Sprache, Landwirtschaft, Geschichte, Recht, Philosophie, Literatur und Seefahrt. Cicero bezeichnete Varro als einen „Mann von vortrefflichem Verstand und umfassender Gelehrsamkeit“. Und Quintilian erklärte, er habe über „viele, nahezu alle Arten von Wissen“ geschrieben. Varros Abhandlung über „Disziplinen“ im Plural wurde als „erste mit Sicherheit bestätigte Enzyklopädie“ bezeichnet.

Plinius verfasste die Naturalis historia

Peter Burke fügt hinzu: „Der Text ist verlorengegangen, aber man weiß, dass er neben den Sieben Freien Künsten auch Baukunst und Medizin behandelte.“ Plinius der Ältere (23 – 79) praktizierte Recht, befehligte eine Flotte und beriet mehrere Kaiser. Doch wie sein Neffe Plinius der Jüngere, in einem seiner Briefe bemerkte, „hielt er jeden Augenblick für verloren, der nicht für die Studien verwandte.“ Er ließ sich vor einigen Sklaven vorlesen, während er anderen etwas diktierte.

Plinius schrieb über Grammatik, Rhetorik, militärische und politische Geschichte sowei über die Kunst des Reiterkampfs. Außerdem verfasste er die geradezu enzyklopädische „Naturalis historia, der er seinen Ruhm verdankt und die sehr viel mehr abdeckt als das, was man später unter „Naturgeschichte“ verstand. In seinem Vorwort rühmt sich der Autor, er habe ungefähr zweitausend Bücher gelesen, kein einziger Grieche habe alle Teile seines Stoffes allein abgehandelt. Auch wenn er einige seiner Aussagen auf eigene Beobachtung stützte, so war Plinius doch in erster Linie ein Kompilator. Quelle: „Giganten der Gelehrsamkeit“ von Peter Burke

Von Hans Klumbies