Der Intelligenzquotient (IQ) ist in hohem Maß genetisch vorgegeben und nicht wesentlich veränderbar. Andreas Salcher ergänzt: „Und der IQ ist zumindest in unserer Leistungsgesellschaft für beruflichen Erfolg eine wichtige Voraussetzung, allerdings mit abnehmendem Grenznutzen.“ Ein IQ von 120 reicht zum Beispiel völlig aus, um in Organisationen Karriere zu machen oder ein Unternehmen erfolgreich zu führen. Ein IQ von 160 macht dabei keinen entscheidenden Unterschied – außer man will unbedingt einen Nobelpreis. Mit einem unterdurchschnittlichen IQ, also deutlich unter 100, wird man dagegen höchstwahrscheinlich sowohl in der Schule als auch im Beruf keinen nachhaltigen Erfolg haben. Für den Karriereforscher und Professor an der Wirtschaftsuniversität Wien (WU) Johannes Steyrer zeigen Langzeitstudien, dass der IQ signifikant mit Schulleistungen korreliert. Dr. Andreas Salcher ist Unternehmensberater, Bestseller-Autor und kritischer Vordenker in Bildungsthemen.
Es gibt mindestens sieben Arten von Intelligenzen
Diese Korrelation ist deutlicher als jene zwischen dem IQ und Einkommen und Karriere. Auch wenn es einige nicht gerne hören wollen, Andreas Salcher sagt es trotzdem: „Nicht allen Schülern ist es von ihren kognitiven Fähigkeiten her möglich, zum Beispiel Integralrechnung zu begreifen.“ Bei aller berechtigten Kritik am österreichischen Schulsystem sollte man sich eines eingestehen: Wenn man Lehrer immer vehementer dazu drängt, zu versuchen, gleiche Ergebnisse trotz unterschiedlicher kognitiver Voraussetzungen zu erzielen, können diese nur scheitern.
Entscheidend wäre es zu erkennen, dass es vielfältige Intelligenzen gibt, welche die Schule fördern könnte. Howard Gardner, Psychologe an der Universität Harvard hat herausgefunden, dass alle Menschen auf mindestens sieben Arten in der Lage sind, die Welt zu erfahren. Sie können mithilfe der Sprache, des logisch-mathematischen Denkens, des räumlichen Vorstellungsvermögens, des musikalischen Denkens, der Verwendung ihres Körpers, des sozialen Verständnisses anderer Menschen oder des Verständnisses für sich selbst verstehen und begreifen.
Die Schule soll auf ein sinnvolles Leben vorbereiten
Die Erkenntnis, dass die Menschen nicht nur mit ihrem Verstand lernen und es mehr als das logisch-mathematische Denken gibt, ist in der Wissenschaft unumstritten. Der Stellenwert, den Gesellschaften unterschiedlichen Begabungen zubilligen, ändert sich im Laufe der Geschichte. Daher sollte es in der Schule eben nicht darum gehen, Menschen auf einen Beruf vorzubereiten, sondern ihre Chancen auf ein glückliches und sinnvolles Leben zu erhöhen.
Wer sich schwertut, andere Wirklichkeiten anzunehmen, weil er eine vorgefasste Meinung hat, wird in Führungsämtern Probleme bekommen. Der Harvard-Psychologe Daniel Goleman hat die Gültigkeit dieser These überzeugend in seinem Buch „EQ. Emotionale Intelligenz“ dargestellt. Er definiert den Begriff durch die folgenden Fähigkeiten: die eigenen Emotionen kennen, Emotionen beeinflussen, Emotionen in die Tat umsetzen, Empathie und Umgang mit Beziehungen. Wer Erfolg im Leben haben will, muss dieses emotionale Alphabet beherrschen. Quelle: „Der talentierte Schüler und seine ewigen Feinde“ von Andreas Salcher
Von Hans Klumbies