Es gibt keine Freiheit inklusive Sicherheit

Das Blöde an der Freiheit ist, dass sie anstrengend ist. Viele Menschen haben gelernt, das Anstrengende zu vermeiden. Und noch blöder ist, dass an der Freiheit nichts sicher ist. Anja Förster und Peter Kreuz fügen hinzu: „Das sind verdammt schlechte Nachrichten für diejenigen, die glauben, sie könnten Freiheit inklusive Sicherheit im Paket bestellen.“ In Deutschland hat es Tradition und erscheint vielen Menschen völlig normal, ihre Freiheit zurückzuweisen. Für sie ist es völlig in Ordnung, das eigene Schicksal daran zu knüpfen, dass ein anderer etwas tut oder lässt. Viele sind das einfach so gewöhnt, im Kindergarten und in der Schule aufgerufen zu werden – oder ansonsten ihre Klappe zu halten und stillzusitzen. Anja Förster und Peter Kreuz nehmen als Managementvordenker in Deutschland eine Schlüsselrolle ein.

Das vorauseilende Abgeben von Verantwortung ist deutsche Leitkultur

Und so geht es weiter, von der Schule über die Uni bis zum Arbeitsplatz, immer gibt es eine höhere Instanz, an die die Verantwortung abgegeben wird. Diese Haltung ist nicht nur das Resultat eines auf Erfüllergeist getrimmten Bildungssystems und einer paternalistischen Unternehmenskultur. Das vorauseilende Abgeben von Verantwortung, das ist auch deutsche Leitkultur. Man hofft, ausgewählt zu werden, ja, fände es nur gerecht, zu den Auserwählten zu gehören, aber man kann ja nur hoffen. Abwarten und hoffen, dass jemand mit dem Finger auf einen zeigt und sagt „Jetzt bist du dran!“ wird zur Normalität.

Anja Förster und Peter Kreuz betonen: „Dabei braucht es im Leben überhaupt keine höher Instanz, keine Autorität, keine offizielle Erlaubnis, niemanden, der mit dem Finger auf Sie zeigt und ihnen die Erlaubnis erteilt, aufzustehen und loszulegen.“ Wer sich frei macht von der höheren Instanz, wenn man also darauf verzichtet, jemanden die Verantwortung für den eigenen Erfolg zu überlassen, wenn man aufhört, darauf zu warten, dass man auserwählt wird, dann hat man sein Leben von außen nach innen gewendet.

Freie Menschen können etwas bewegen

Anja Förster und Peter Kreuz erklären: „Die Erlaubnis, das Beste aus ihrem Leben zu machen, können Sie sich dann im Innern selbst geben. Dann erst werden Sie wirklich frei: Sie geben sich die Freiheit, etwas zu bewegen.“ Ein klares Ziel ist so etwas wie ein Nordstern im Leben. Ein Fixpunkt, der Orientierung gibt. Doch selbst, wenn man ihn gefunden hat, gibt es ein Problem damit: Wer konsequent auf den Nordstern schaut, sieht all die vielen anderen Sterne und Sternbilder nicht mehr. Heute lebt man im Zeitalter der freiwilligen Selbstkontrolle, also selbstständig zu entscheiden.

Dabei taucht die Frage auf, wozu sagt man Nein – und wozu nicht? Das Nein verlangt von einem Menschen, seine Position zu überprüfen und die Konsequenzen zu tragen. Und es verlangt von ihm, sehr viel mehr auf seine eigenen Fähigkeiten zu setzen: Selbstdisziplin, Selbstorganisation, Selbstverantwortung, Selbsteinschätzung, Selbstkontrolle und Selbstvertrauen. Das ist unabdingbar für alle, die ihre Selbstbestimmung nicht beim Management oder beim Staat abgeben. Das erfordert eine Haltung – und das ist beileibe keine Petitesse oder nettes Zubehör für den Charakter. Quelle: „Nein“ von Anja Förster und Peter Kreuz

Von Hans Klumbies