Lieblosigkeit macht krank

Krank werden viele Menschen nicht davon, dass sie etwas Krankmachendes von außen überfällt. Sie werden deshalb krank, weil sie das, was sie krank macht, für etwas halten, das sie glücklich machen soll. Um diese Vorstellungen zu verwirklichen, sind so viele bereit und haben das leider auch allzu gut gelernt, völlig lieblos mit sich selbst und anderen umzugehen. Gerald Hüther stellt fest: „Die meisten sind auf der Suche nach möglichst viel Anerkennung, Erfolg, Reichtum und Besitz lieblos geworden. Anderen war es besonders wichtig, alles im Leben zu optimieren und zu kontrollieren, oft sogar sich selbst. Auch das hat sie lieblos gemacht.“ Manche wünschen sich von anderen gebraucht, von ihnen beschützt und umsorgt zu werden. Aber es ist nicht liebevoll, die Verantwortung für sich selbst an andere abzugeben. Gerald Hüther ist Neurobiologe und Verfasser zahlreicher Sachbücher und Fachpublikationen.

Auf dem Weg zum Glück kann man sich leicht verirren

Menschen wissen nicht von allein, was gut für sie ist. Sie müssen es erst im Laufe ihres Lebens herausfinden. Jeder und jede Einzelne, aber auch alle zusammen. Und wer nicht aus sich selbst heraus weiß, wo es entlanggeht, kann sich eben auch allzu leicht auf seiner Suche nach einem glücklichen, erfüllten und gesunden Leben verirren. Leider bemerkt man das aber oft erst dann, wenn es zu spät ist und man bereits krank geworden ist. Viele Menschen leben nicht so, wie sie sollten. Sondern sie leben so, wie sie es aufgrund ihrer Vorstellungen für richtig halten.

Das Gefühl von Glück kann im Gehirn nur dann entstehen, wenn sich das, was man im Augenblick erlebt, sehr positiv von dem unterscheidet, was man vorher erlebt hat. Gerald Hüther weiß: „Am glücklichsten macht es uns, wen wir aus eigener Kraft einen Weg finden, der uns hilft, unsere körperlichen und seelischen Bedürfnisse immer wieder stillen zu können.“ „Aha“-Erlebnisse machen Menschen glücklich, aber auch der passende Einfall oder die geeignete Lösung für ein schwieriges Problem.

Jeder Einzelne kann sich nur selbst verändern

Es ist nicht möglich, einen anderen Menschen zu verändern. Jeder Einzelne kann sich nur selbst verändern. Das ist eine bittere Erkenntnis, aber sie öffnet endlich den Blick für das, was sich tatsächlich verändern lässt. Dazu zählen die inneren Einstellungen und Haltungen, mit denen ein Mensch unterwegs ist und die sein Verhalten bestimmen. Dazu müsste es für die betreffende Person zu einem Bedürfnis werden, die Welt noch einmal mit anderen Augen zu betrachten.

Wer sich selbst zu mögen beginnt, fängt an, die Welt und seine Mitmenschen mit anderen Augen zu betrachten: ebenfalls liebevoller. Und wer das erlebt, wird sich sehr wahrscheinlich darum bemühen, das Zusammenleben mit diesen anderen künftig etwas liebevoller zu gestalten. Dann könnte es sogar sein, dass alle wieder mehr Freude im Leben finden und dass sie glücklicher und gesünder werden. Gerald Hüther rät: „Egal, wie gesund sie bisher geblieben oder wie krank sie schon geworden sind: Es ist nie zu spät, um wieder etwas liebevoller zu sich selbst zu werden.“

Lieblosigkeit macht krank
Was unsere Selbstheilungskräfte stärkt und wie wir endlich gesünder und glücklicher werden
Gerald Hüther
Verlag: Herder
Gebundene Ausgabe: 172 Seiten, Auflage: 2021
ISBN: 978-3-451-60099-9, 18,00 Euro

Von Hans Klumbies