In zwanzig Kapiteln erläutert Morgan Housel in seinem neuen Buch die seiner Ansicht wichtigsten Aspekte der Psychologie des Geldes. Dabei verfolgt er unter anderem die Geschichte der Gier, der Unsicherheit und des Optimismus. Die Grundannahme seines Buches lautet: Guter Umgang mit Geld hat nur wenig mit Intelligenz zu tun, dafür aber viel mit klugem Verhalten. Und Verhalten lässt sich nur schwer jemandem beibringen, nicht einmal richtig klugen Leuten. Ein Genie, das seine Gefühle nicht im Griff hat, kann ein finanzielles Desaster anrichten. Doch auch das Gegenteil gilt: Ein Durchschnittsbürger ohne Vorwissen in Finanzfragen ist in der Lage, wohlhabend zu werden. Dazu muss er nur ein paar Verhaltensweisen beherrschen, die mit messbarer Intelligenz nichts gemein haben. Morgan Housel ist Partner bei der Risikokapitalgesellschaft The Collaborative Fund.
Erfolg ist ein ganz schlechter Lehrer
Geld durchwebt alles, betrifft alle Menschen und verwirrt die meisten von ihnen. Jeder denkt ein wenig anderes darüber. Geld kann etwas über Aspekte lehren, die in vielen anderen Lebensbereichen auch bedeutsam sind, wie Risiko, Selbstvertrauen und Glück. Bei kaum einem anderen Thema zeigt sich besser, warum Menschen sich auf eine bestimmte Art verhalten. Menschliches Verhalten entscheidet nämlich darüber, was auf den Finanzmärkten passiert. Wie ein Mensch dort handelt, mag aus seiner Sicht vernünftig sei, kann auf jemand anderen aber verrückt wirken.
Bill Gates sagte einmal: „Erfolg ist ein ganz schlechter Lehrer. Er verleitet kluge Menschen zu dem Glauben, sie könnten nicht verlieren.“ Wenn alles extrem günstig läuft, sollte man ich immer vor Augen halten, dass nichts so gut ist wie es scheint. Keiner ist unbesiegbar. Wer sich eingesteht, dass er bei seinen Erfolgen auch einfach Glück gehabt hat, muss auch an das Pech glauben. Und das kann die eigenen Erfolge jederzeit zunichtemachen. Menschen, die sich dies klarmachen, urteilen milder über ihre Fehlschläge und analysieren sie nüchtern.
Morgan Housels Ziel lautet finanzielle Unabhängigkeit
Die Überschrift zu Kapitel 9 lautet: „Vermögen ist das, was man nicht sieht.“ Geld auszugeben, um Menschen zu zeigen, wie reich man ist, ist der kürzeste Weg in die Armut. Morgan Housel unterscheidet hier klar zwischen vermögend und reich. Denn unzählige finanzielle Fehlentscheidungen rühren daher, dass Menschen den Unterschied nicht kennen. Reich bezieht sich auf ein aktuelles Einkommen. Vermögen hingegen ist verborgen. Es besteht aus nicht ausgegebenen Einkommen.
Das persönliche Ziel von Morgan Housel lautete schon immer finanzielle Unabhängigkeit. Es interessiert ihn nicht, den höchsten Renditen hinterherzujagen oder sein Kapital mit einem Hebel einzusetzen, um in Luxus schwelgen zu können. Beides erscheint ihm als riskantes Spiel, um Freunde zu beeindrucken. Hauptsächlich möchte Morgan Housel jeden Tag aufwachen und wissen, dass meine Familie und ich tun können, was sie mögen, zu ihren Bedingungen. Jede finanzielle Entscheidung, die sie treffen, kreist um dieses Ziel.
Über die Psychologie des Geldes
Zeitlose Lektionen über Reichtum, Gier und Glück
Morgan Housel
Verlag: Finanzbuch Verlag
Broschierte Ausgabe: 215 Seiten, Auflage 2: 2021
ISBN: 978-3-95972-443-2, 18,00 Euro
Von Hans Klumbies