Echtes Vermögen sieht man nicht

Geld steckt voller Ironie, eine wichtige lautet: Vermögen ist, was man nicht sieht. Morgan Housel weiß: „Wer einen Ferrari herumfahren sieht, hält den Besitzer meist automatisch für reich – auch wenn er ihn kaum beachtet.“ Doch nachdem Morgan Housel einige der Fahrer näher kennengelernt hatte, merkte er, dass sie beileibe nicht alle wohlhabend waren. Viele hatten nur mäßigen Erfolg, steckten dafür aber einen Großteil ihres Einkommens in ihr Auto. Jemand, der mit einem 100.000-Dollar-Auto herumfährt, mag reich sein. Aber im Grunde weiß man nur, dass er 100.000 Dollar weniger besitzt als vor dem Kauf des Autos – oder 100.000 Dollar mehr Schulden hat. Das ist alles, was man über ihn weiß. Morgan Housel ist Partner bei der Risikokapitalgesellschaft The Collaborative Fund.

Der äußere Schein sagt nichts über ein Vermögen aus

Morgan Housel stellt fest: „Wir neigen dazu, das Vermögen eines Menschen an Äußerlichkeiten festzumachen. Seinen Kontostand und den Wert seines Portfolios kennen wir ja nicht. Also verlassen wir uns bei der Einschätzung seines Vermögens auf den äußeren Schein: Autos, Häuser, Instagram-Fotos.“ So hat der moderne Kapitalismus eine Branche entstehen lassen, die es den Menschen ermöglicht, den schönen Schein des Erfolgs zu erzeugen, von dem sie hoffen, dass er dann wirklich zum Erfolg führt.

Doch in Wahrheit ist Vermögen das, was man nicht sieht. Vermögen, das sind die schicken Schlitten, die man nicht besitzt. Die Diamanten, die man nicht kauft. Die Armbanduhren, die man nicht hat, die Kleider, die man in der Boutique hängen lässt, und das Upgrade in die erste Klasse, auf das man verzichtet. Morgan Housel betont: „Vermögen ist Kapital, das sich noch nicht in sichtbare Gegenstände umgewandelt hat. Dies entspricht nicht unserer Vorstellung von Vermögen – weil wir Unsichtbares nicht einordnen können.“

Ohne unnötige Käufe spart man Geld für Kapital an

Die Sängerin Rihanna schrammte einmal knapp am Bankrott vorbei, weil sie zu viel Geld ausgegeben hatte. Wütend verklagte sie ihren Finanzberater. Der wehrte sich: „Musste man ihr wirklich erklären, dass man, wenn man Geld für alles Mögliche ausgibt, hinterher die Dinge besitzt, aber das Geld nicht mehr.“ Darüber kann man zwar lachen, aber Morgan Housels Antwort lautet: „Ja, das muss man Menschen wirklich klarmachen.“ Wer sagt, er wäre gerne Millionär, meint damit meistens: „Ich würde gern eine Million ausgeben.“ Aber danach wäre er kein Millionär mehr.

Der Investor Bill Mann schrieb einmal: „Es gibt keine schnellere Methode, sich reich zu fühlen, als einen Haufen Geld für richtig schöne Dinge zu verpulvern. Aber vermögend zu sein, bedeutet, Geld auszugeben, das man hat, und Geld nicht auszugeben, das man nicht hat. Es ist wirklich so einfach.“ Eine kluge Beobachtung, die Morgan Housel allerdings noch ergänzen möchte: „Die einzige Art, vermögend zu werden, bedeutet dann, Geld nicht auszugeben, über das man verfügt. Nur so spart man Kapital an. Nur so wird man überhaupt erst vermögend.“ Quelle: „Über die Psychologie des Geldes“ von Morgan Housel

Von Hans Klumbies