Der kulturelle Kapitalismus ersetzt den industriellen

In der Gesellschaft der Gegenwart wird nicht mehr das Allgemeine, sondern das Besondere erwartet. Andreas Reckwitz erläutert: „Nicht an das Standardisierte und Regulierte heften sich die Hoffnungen, das Interesse und die Anstrengungen von Institutionen und Individuen, sondern an das Einzigartige, das Singuläre.“ Diese Entwicklung hat die gesamte spätmoderne Ökonomie erfasst. Sowohl für materielle Güter wie für Dienstleistungen gilt, dass an die Stelle der Massenproduktion uniformer Waren jene Ereignisse und Dinge treten, die nicht für alle gleich oder identisch sind, sondern einzigartig, das heißt singulär sein wollen. Die spätmoderne Ökologie ist mehr und mehr an singulären Dingen, Diensten und Ereignissen ausgerichtet, und die Güter, die sie produziert, sind zunehmend solche, die nicht mehr rein funktional, sondern auch oder allein kulturell konnotiert sind und affektive Anziehungskraft ausüben. Andreas Reckwitz ist Professor für Kultursoziologie an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt / Oder.

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Alle Menschen können fehlerhafte Detektive sein

Das Gedächtnis eines Menschen arbeitet fast nie ganz zuverlässig. So sehr sich die meisten Menschen wünschen würden, dass die Justiz unfehlbar sei, dass die Polizei immer den tatsächlich Schuldigen fasst, wissen sie doch, dass das in Wahrheit nicht der Fall ist. Es gibt viele Beispiele dafür, dass Menschen wegen schrecklicher Verbrechen zu Unrecht verurteilt und eingesperrt wurden. Julia Shaw nennt Zahlen: „Im Durchschnitt verbrachten diese Menschen 14 Jahre im Gefängnis, und das wegen eines Verbrechens, dass sie nicht begangen hatten. Fehlerhafte Erinnerung spielte in mindestens 75 Prozent der Fälle eine Rolle.“ Wenn solche Fälle später überprüft werden, wird häufig klar, dass die beteiligten Polizisten alles in ihrer Macht stehende getan haben, um einen Verdächtigen hinter Schloss und Riegel zu bringen. Die Rechtspsychologin Julia Shaw lehrt und forscht an der London South Bank University.

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Das exzentrische Selbst spiegelt sich in anderen Menschen

Der Psychologe Martin Altmeyer schreibt: „Identität ist das seelische Hauptproblem unserer Zeit. Das individualisierte Ich strebt nach Selbstvergewisserung.“ Was der Frankfurter Soziologe und Psychologe Martin Dornes als postheroische Persönlichkeit bezeichnet, nennt Martin Altmeyer das „exzentrische Selbst“, ein neuer Sozialcharakter, der stärker denn je dazu neigt, sich anderen Menschen zu zeigen. Dabei geht es um mehr als gewöhnliche Eitelkeit. Martin Altmeyer erklärt: „Wer in dieser Welt unterwegs ist, tut das nicht als Einzelgänger, sondern sehnt sich nach einem sozialen Echo, möchte sich gespiegelt sehen. Er zeigt sich letzten Endes, um zu erfahren, was er kann, wer er ist und welche Bedeutung er für andere hat.“ Die mediale Selbstdarstellung ist quasi zu einer Art Existenzbeweis geworden. Die Identitätsformel der digitalen Modere lautet: Ich werde gesehen, also bin ich.

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Die Hälfte der Leute sind mit ihren Freundschaften unzufrieden

Trotz vieler guter Freundschaften such der Psychotherapeut Wolfgang Krüger dennoch ständig nach neuen Freundschaften: „Weil ich sehe, dass der Freundeskreis kleiner wird, je älter man wird. Manche Freunde sind schon gestorben, andere weggezogen, einige fangen im Alter an, Menschen zu meiden. Und es gibt Freundschaften, aus denen die Luft raus ist. Man muss also immer wieder neue Freunde finden.“ Schon ab 30 schrumpft der Freundeskreis. Solange man im Kindergarten, Schule, Ausbildung, Studium ist, befindet man sich in festen Gruppen. Man begegnet dort immer den gleichen Menschen. Da haben auch Schüchterne Freundschaften. Schwierig wird es dagegen nach der Ausbildung, denn dann muss man selbst die Initiative ergreifen, um Freunde zu finden. Dr. Wolfgang Krüger, Psychotherapeut in Berlin, forscht über Freundschaften und bietet auch Freundschaftsberatung an.

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Rudolf Eucken vergleicht die Aufstiege und Abstiege des Lebens

Jede Lebensgestaltung muss sich am Dasein des Menschen erproben. Sie tut dies, indem sie dem Einzelleben eine spannende Aufgabe stellt, ihm einen inneren Zusammenhang gibt, es den Widersprüchen entreißt, die es zu zerstören drohen. Diese Widersprüche wurzeln laut Rudolf Eucken vornehmlich darin, dass der Mensch als denkendes Wesen über die bloße Natur hinauswächst und bei ihr kein Genüge mehr findet. Der Durchschnitt seines Daseins zeigt die geistige Tätigkeit allerdings nicht stark genug, um ein neues Leben hervorzubringen. Rudolf Eucken, der im Jahr 1908 mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet wurde, schreibt: „So schwebt der Mensch in unsicherer Mitte, und da die Versuche einer Hilfe sich bald als unzulänglich erweisen, so endet das ganze schließlich in trüber Resignation; das Leben erscheint, um mit Schopenhauer zu reden, als ein Geschäft, das seine Kosten nicht deckt.“

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Seneca singt ein Loblied auf die Freundschaft

Für den Philosophen Seneca gibt es keinen reineren und feineren Genuss als eine treue, herzliche Freundschaft. Wir gut und befriedigend ist es für einen Menschen, gleichgestimmte Herzen zu kennen, denen man jedes Geheimnis sicher anvertrauen kann, deren Mitwissen weniger zu fürchten ist als das eigene. Seneca schreibt: „Ihre Gespräche beruhigen uns, ihre Ratschläge helfen uns weiter, ihre Munterkeit vertreibt unsere trüben Gedanken, ihr bloßer Anblick macht uns Freude.“ Er rät allerdings, sich nur für solche Freunde zu entscheiden, die von lasterhaften Leidenschaften frei sind, denn diese schleichen sich unvermutet ein, greifen ganz leicht auf die nächste Umgebung über und richten gerade im persönlichen Umgang viel Schaden und Unheil an.

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Im Fall Griechenland haben der Staat und die Märkte versagt

Die Diagnose Staatsversagen trifft für den Wirtschaftsweisen Peter Bofinger auf Griechenland uneingeschränkt zu. Dem Land ist es bis zum Jahr 2007, trotz eines weit überdurchschnittlichen Wirtschaftswachstums nicht gelungen, sein Defizit des Budgets unter die Marke von drei Prozent zu drücken. Das Problem waren dabei nicht einmal in erster Linie die Ausgaben des griechischen Staates, da diese in Relation zur Wirtschaftsleistung in den Jahren 2000 bis 2007 mit 45,8 Prozent sogar etwas unter dem Durchschnitt des Euro-Raums mit 48 Prozent lagen. Peter Bofinger erklärt: „Das hohe Defizit resultierte vor allem aus zu geringen Staatseinnahmen. In Relation zur Wirtschaftsleistung erreichten sie einen Wert von 40,2 Prozent, was erheblich weniger war als der Durchschnitt des Euro-Raums (45,1 Prozent).“ Peter Bofinger ist seit 1992 Professor für Volkswirtschaftslehre an der Universität Würzburg. Seit März 2004 ist der Ökonom als sogenannter „Wirtschaftsweiser“ Mitglied im Sachverständigenrat der Bundesregierung zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung.

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Aus der Sicht der Genetik gibt es keine Menschenrassen

Laut Markus Hengstschläger gibt es aus der Sicht der Genetik keine Rassen des Menschen und auch keinen Durchschnitt. Der Universitätsprofessor für Medizinische Genetik erklärt: „Genetisch gesehen gibt es eigentlich nur Individualität. Genetisch gesehen können zwei weiße Menschen weniger verwandt sein als ein weißer und ein schwarzer. Genetisch gesehen gibt es daher so viele Rassen auf der Welt, wie es Menschen auf der Welt gibt. Jeder ist individuell!“ Daraus folgt, dass die Annahme, ganze Volksgruppen seien aus genetischen Gründen dümmer als andere, schlichtweg falsch ist. Markus Hengstschläger gibt allerdings zu, dass die Intelligenz natürlich über eine genetische Komponente verfügt. Der genetische Anteil an der Intelligenz soll bei rund 50 Prozent liegen. Mit 16 Jahren war Markus Hengstschläger als Punk unterwegs. Mit 24 Jahren promovierte er zum Doktor der Genetik und 35-jährig zum jüngsten Universitätsprofessor für Medizinische Genetik berufen.

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Eine Gesellschaft braucht Abweichler und Auffaller

Viele unterschiedliche Begabungen in einem Gesellschaftssystem erhöhen die Chance, dass ein Mensch dabei ist, der eine Antwort auf die aus der oder in der Zukunft kommenden neuen Fragestellungen hat. Markus Hengstschläger schreibt: „Man muss die Verschiedenartigkeit, die Individualität fördern und fordern, weil „gleichgeschaltet“ bedeutet, dass die Varianz unserer Antworten gering ist.“ Auf die Frage, woher der Durchschnitt eigentlich herkommt, antwortet Markus Hengstschläger, dass der Durchschnitt bereits erzielte Erfahrungswerte voraussetzt, ansonsten aber nicht bestimmbar ist. Mit 16 Jahren war Markus Hengstschläger als Punk unterwegs. Mit 24 Jahren promovierte er zum Doktor der Genetik und 35-jährig zum jüngsten Universitätsprofessor für Medizinische Genetik berufen.

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Die sieben Kriterien für ein gutes Konjunkturprogramm

Ein gut konzipiertes Konjunkturprogramm sollte laut Joseph Stiglitz sieben Kriterien erfüllen. Erstens sollte es schnell wirksam werden. Seiner Meinung darf man in Krisenzeiten nicht warten, sonder muss sehr schnell Kapital in die Wirtschaft pumpen, damit es nicht Monate dauert, bevor die wirtschaftspolitischen Maßnahmen greifen. Zweitens sollte es wirksam sein. Wirksamkeit bedeutet für Joseph Stiglitz, dass jeder ausgegebene Dollar oder Euro die Beschäftigung und die Produktion einer Volkswirtschaft stark erhöhen sollte. Der Betrag, um den sich das Nationaleinkommen für jeden ausgegebenen Dollar erhöht, heißt Multiplikator. Joseph Stiglitz erläutert: „Im Durchschnitt beträgt der kurzfristige Multiplikator für die US-Wirtschaft etwa 1,5. Wenn die Regierung heute eine Milliarde Dollar ausgibt, wird sich das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in diesem Jahr um 1,5 Milliarden Dollar erhöhen.“

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Markus Hengstschläger warnt vor der Durchschnittsfalle

Markus Hengstschläger kritisiert in seinem Buch „Die Durchschnittsfalle“ ein System, in dem alle Menschen möglichst nah an einem gemeinsamen Durchschnitt sind, weil dieses in keinerlei Weise für die Zukunft gerüstet ist. Er schreibt: „Das Problem ist die fehlende Varianz, die fehlende Individualität.“ Individualität ist laut Markus Hengstschläger das höchste Gut, wenn es darum geht, sich auf die Zukunft vorzubreiten, der Durchschnitt dagegen sinnlos und gefährlich. Wenn sich heute eine Gesellschaft optimal auf die Zukunft vorbereiten will, muss es ihr Ziel sein, jedem Einzelnen die Chance zu geben, seine individuellen Leistungsvoraussetzungen zu entdecken und sie durch harte Arbeit in eine besondere Leistung zu verwandeln. Im Alter von 16 Jahren war Markus Hengstschläger als Punk unterwegs. Mit 24 Jahren promovierte er zum Doktor der Genetik und wurde elf Jahre später zum jüngsten Universitätsprofessor für Medizinische Genetik berufen.

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Markus Hengstschläger fordert mehr Individualismus

Markus Hengstschläger, Österreichs Aushängeschild für Humangenetik, ist davon überzeugt, dass der allgemeine Wunsch nach Durchschnittlichkeit die Menschen wahrscheinlich um die Fähigkeit bringt, mit Hilfe neuer Gedanken optimal auf die rasanten Veränderungen zu reagieren, die in Zukunft auf sie zukommen. Seiner Meinung nach führen die Bemühungen, Jugendliche dem unauffälligen Durchschnitt anzupassen, die nächste Generation womöglich in eine Sackgasse des Denkens. Markus Hengstschläger fordert mehr Individualismus, da der Wissenstand und die heutige Zivilisation nicht ausgetretenen Denkpfaden und nicht Menschen mit durchschnittlichen Verhaltensweisen zu verdanken sind. Markus Hengstschläger leitet seit dem Jahr 2005 das Institut für Medizinische Genetik an der Medizinischen Universität in Wien.

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Finanzkrisen wird es auch in der Zukunft geben

Wirtschaftsprofessor Paul Schmidt hat 250 Finanzkrisen auf der ganzen Welt unter die Lupe genommen und dabei eine Gemeinsamkeit festgestellt: Immer waren es gewaltige Schulden, die das System zum Einsturz brachten. Auf den Zusammenbruch folgten in den meisten Fällen ein Hyperinflation mit einer sich anschließenden Währungsreform. Oft waren die Regierungen schuld an der Misere, da sie exorbitante Schulden angehäuft hatten. Paul Schmidt, der Wirtschaftsprofessor an der Frankfurt School of Finance ist, hat bei seinen Untersuchungen auch folgende Erkenntnis gewonnen: „Alle Krisen zeigen, dass eine Marktwirtschaft inhärent instabil ist und dass die Finanzmärkte und die Finanzinstitutionen die Achillesferse sind. Deshalb werden wir Krisen auch in Zukunft nicht verhindert können.

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Die Karriererollen des Hollywood-Stars Salma Hayek

Salma Hayek besitzt zwar ein Haus in Los Angeles, ist aber dort kaum anzutreffen. Mindestens die Hälfte des Jahres lebt sie in Paris. Vier Monate verbringt sie mit ihrem Mann François-Henri Pinault, dem CEO der Luxus-Konzerns PPR, auf Geschäftsreisen. Ihre dreijährige Tochter nimmt sie immer mit, da für sie das jeweilige Zuhause dort ist, wo sich ihre Familie gerade aufhält. Ihre Dreharbeiten finden seit geraumer Zeit meist in der näheren Umgebung statt. Sie dreht inzwischen mehr Filme in Europa als in Hollywood. Gerade nimmt sie einen Film in Paris auf, im Herbst wird einer in Spanien folgen. Salma Hayek erklärt: „Es ist ein wenig romantisch, Independent-Filme zu machen, kleine Filme mit kleinen Trailern, wenig Geld und wenig Zeit – aber mit ziemlich großen Themen.“

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